Hi liebe Dani!
Ja, das denke ich mir, dass du jetzt dennoch nicht glücklicher geworden bist. Denn dein Problem sind in Wirklichkeit nicht das Essen oder die Kilos. Deine Seele fühlt sich verloren, wie ein weinendes Kind, dass sich mit dem Mantel der Essstörung umhüllt und so auf sich aufmerksam machen möchte. Ich war auch ca. 3 Monate magersüchtig, verfiel in Fressanfälle und nahm rasant zu. Ich wusste damals schon, das mit mir etwas nicht stimmte, aber ich erkannte nicht, was das eigentliche Problem war. Somit schaffte ich es auch länger nicht, meiner Essstörung zu entkommen. Erst durch meine Psychotherapie kam ich dem eigentlichen Problem auf die Schliche. Ich wollte zu perfekt sein - immer. Meist für andere. In meinem Jugendalter war ich die Bestschülerin in sämtlichen Klassen, lernte oft bis spät in die Nacht, nahm Tabletten um wach zu bleiben. Dann fand ich mich bei der Feuerwehr wieder. Aus meinem wirklichen Interesse für diese Materie entstand ein einziger Kampf, um meinem Vater zu beweisen, wie gut ich doch war und dass sogar in Männerangelegenheiten mir niemand das Wasser reichen konnte. Beste Leistungen sind ihm sehr wichtig. Ich hatte daheim zu sein, um meine 5 Geschwister zu versorgen, meine Mutter ist vor ein paar Jahren ums Leben gekommen. Er hatte wenig Blick für meine Gefühle. Gefühle waren schwach. Mit ihm darüber zu reden, kam sowieso nicht in Frage. Sehr peinlich war das für mich. Wenn ich mich von so manchem Exfreund trennte, das hieß es von ihm nie:"Mädchen, das wird schon wieder." oder "Was ist denn passiert." Es hieß einfach nur:" Mein Gott, was hast du denn wieder angestellt, das der nicht mehr da ist...." Dann zog ich aus, zu meinem Freund. Ich wollte beweisen, dass ich mich nicht verkümmern ließ, und nahm rasant ab. Mein Vater lobte mein Aussehen. Doch als ich nur noch ein Skelett war, beschimpfte er mich, und half mir nicht. Er ließ mich im Stich und nannte mich, trotz meinem schlechten Befinden alles, was man nur an Schimpfwörtern kennt. Somit hatte ich durch meine Krankheit in seinen Augen versagt. Ich hatte keinen Wert mehr. Und jetzt?
Ich liebe mein Leben in Freiheit. Unter der Woche ess ich zum Frühstück immer ein Stück Brot, zu Mittag Obst und am Abend eine ordentliche Mahlzeit: Spaghetti, Thunfischsalat mit Brot, Käsetoast mit Salat.... und sollte ich vor dem Zubettgehen noch Hunger bekommen, dann gibts nochmals ein Stück Obst. Ein bis zwei Tage in der Woche genehmige ich mir ruhig mehr, da ess ich auch Süßes oder trinke Alkohol. Und für mich passt der Plan hervorragend. Ich muss auf nichts verzichten. Ich kann an zwei Tagen in der Woche in mein Lieblingsrestaurant gehen und mache mir keine Gedanken mehr! Ab und zu genehmige ich mir schöne Kleidung, ein gutes Bad oder geh zum Frisör. Ich tue, was meine Seele wieder gesund werden lässt. Und meine Figur ist für mich sehr in Ordnung. Ich habe wieder gelernt mich zu lieben und muss nicht mal immer perfekt dafür sein. Meine Fehler und wo ich vielleicht nicht perfekt bin, nehme ich gelassen hin. Im Monat fahr ich ca. 1x zu meinem Elternhaus und erschreckend ist schon, dass mir mein Vater gar nicht fehlt. Ich brauche ihn nicht mehr, um etwas wert zu sein. Ich kann auch selbst für mich und meinen Allerliebsten sorgen. Er soll sehen, wo er bleibt und dass er sich vielleicht selbst mal besinnt. So sorry für den langen Roman, ich wünsch dir, dass du dein Glück findest. Und gratuliere, dass du dein Ziel erreicht hast! Alles Gute,
Rosi ;-)