shahar_11877387Bist du denn
auch in Therapie? Das würde dir so sehr helfen, glaub mir, dich in deinem Kampf unterstützen.
Ich bin seit zweieinhalb Jahren in ambulanter Therapie, war einmal drei Monate in tagesklinischer und letzten Sommer in stationärer Behandlung - die ich allerdings abbrechen musste; der Vater der Kinder, der sie in dieser Zeit bei mir zu Hause betreute (ich hatte keine andere Wahl!), fing an, sie gegen mich aufzuhetzen, es war die Hölle und geht seitdem so weiter! Habe durch seine Lügen schon meinen ältesten Söhne 'verloren'; er wohnt seit ein paar Wochen beim Vater, angeblich nur vorübergehend, keine Ahnung, ich habe nächtelange geheult und Beraterinnen und Therapeuten genervt, um das zu verarbeiten, und weine noch immer. War vor Gericht aber pustekuchen. OBWOHL ich die ungeheuerlichen whats-app-Nachrichten an die Kinder abfotografiert und also quasi als Beweisstück für emotionale Erpressung geliefert habe (neben vielen anderen Beweisen und Vorfällen...ach es ist so schlimm), hat sich NIX geändert. Er gelobte vor Gericht eines Besseren und das war's: 'ok dann,... schönen tach noch', die Richterin ging und ich konnte kaum glauben, dass ich so hilflos war.
Hilflosigkeit ist das Schlimmste für mich. Ausgeliefertsein. Ohnmacht. Bin durch Träume und ansatzweise auch mal in der Kunsttherapie langsam darauf gekommen, was früher mal war und taste mich an die Ursachen der Essstörung heran. Aber es ist so wie Topfschlagen, die Augen verbunden, schwindeliges und unsicheres Suchen, und wenn ich finde, dann erschrecke ich mich, denn der Treffer ist laut, hart, unerwartet. So ungefähr.
Meine Kinder sind 7, 12 und fast 14. Mein Essverhalten ist katastrophe, ich würde so gerne - so wie du - zumindest alles MITessen, und seien es auch kleine Portionen. Ich habe eine riiiiiiesen Verbotsliste. An sich ist kaum etwas erlaubt, ich esse Salate, Obst, Brötchen ohne alles. Das war es schon fast. Es ist schrecklich. Die Jungs kennen es nicht anders, dass ich das Mittagessen fast nie mitesse :( Momentan laufe ich innerlich Amok. Da ich kurz vor der Frühpensionierung stehe, hat mir der Amtsarzt aufgetragen, um die zu verhindern!, noch einmal eine teilstationäre Behandlung versuchen zu müssen. Bei der Tagesklinik nachgefragt, sagten sie mir 'gerne, mit einem BMI von mindestens 17,5 können sie kommen' (ist die offizielle Krankheitsgrenze), alles andere sei unzumutbar, die Belastung in der Tagesklinik sei mit einem niedrigeren BMI nicht auszuhalten - was auch stimmt. Es ist dort viel intensiver als stationär! Du bist von 8h30 bis 15h30 in Einzel-, Gruppen-, Kunsttherapien, arbeitest ungemein viel an der Seele und bist oft in Grenzsituationen. Damals, bei meinem ersten Aufenthalt hatte ich einen 19er BMI, Diagnose damals atypisch anorektisch. Das blieb aber nicht so. Ergebnis: ich musste und muss also essen, bekam mehr und mehr Ess-/Brechanfälle, nahm zu, habe nun zugenommen, traue mich nicht mehr, mich zu wiegen, habe in vier Tagen ein Vorgespräch, das zeigen wird, ob ich in weiteren vier Wochen den 17,5er erreichen kann oder nicht, was bedeutet, dass ich am Donnerstag irgendwas zwischen meinem Ausgangs- und dem Ziel-BMI haben muss. Das habe ich, muss ich haben!, ich fühle mich schrecklich und laufe mich Selbsthass und Ekel durch die Welt. Aber ich habe keine Wahl. Ich muss halt.
Du schreibst, du hättest es deinem Sohn gesagt. Was denn genau? Hast du das Wort 'Magersucht' oder 'Essstörung' benutzt und erklärt, dass es seelische Gründe hat, warum du nur so wenig isst? Wie hat er reagiert? Hat er nachgefragt seitdem? Dich noch einmal ins Gespräch gebunden? Und die Kleine? Was, wenn der Große es einmal in ihrem Beisein bespricht? Will dir keine Angst machen, ich frage nur, möchte gerne an deinen Erfahrungen teilhaben.
ganz liebe Grüße