Nur ein kleiner Zusatz
Und das sage ich nicht um dich zu belehren, sondern um dir zu zeigen, dass du damit nicht allein bist:
"Außerdem bin ich nicht wie die meisten Magersüchtigen die garnicht essen oder nur auf einem Knäckebrot herumkauen.Ich liebe essen!Schokolade,Nudeln,Brötch en,Obst...alles..!!!Nur tu ich halt nur so viel essen ,dass ich immer ein bisschen abnehme."
Der Punkt ist, unglaublich viele Essgestörte LIEBEN Essen. Irgendwann werden nur andere Gefühle (Angst, Schuld etc) zu groß, um diese Liebe zuzulassen!
Ich habe inzwischen bestimmt zwei dutzend Leute kennen gelernt, die essgestört waren. Da war alles mögliche dabei. Magersucht (restriktiv und bulimisch), atypische bulimie, normale/typische bulimie, EDNOS (eating disorder not otherwise specified)..
und von diesen über 20 Leuten kann ich dir nur eine einzige nennen, die Essen nicht liebt (was bei ihr aber auch eine krasse Trotzreaktion wegen ihrer Kindheit ist)
Alle anderen: LIEBEN das Essen (ich auch!). Und genau das ist das Problem! Sie lieben das Essen so sehr, dass sie fürchten nicht aufhören zu können! Also versagen sie es sich lieber; denn gar nichts essen ist oftmals leichter, als nur ein bisschen davon zu essen.
Das kennt man vielleicht, wenn man ne Tüte Chips vor sich hat; kaum wer hört von sich aus nach 1 handvoll auf.
Während Bulimiker sich so ein Essen dann eben bei den Fressanfällen gönnen, neigen viele Magersüchtige dazu, immer restriktiver zu werden und sich solche Sachen immer weiter zu verbieten.
NOCH isst du diese Sachen noch. Aber aus 100g Nudeln werden dann erst 70g, dann 50g, dann nur noch eine Gabel und irgendwann denkst du dir, kannst du dir diese eine Gabel Nudeln doch auch schenken.
Und Schokolade.. vielleicht fängst du dann an, Schokoriegel etc zu horten und sie unter deinem Bett zu verstecken. "und wenn ich noch 2 kg abgenommen hab, dann gönne ich mir mal wieder einen Riegel!" - wozu es aber nicht kommen wird. man genießt zu sehr die falsche Stärke, der Lust versagen zu können - was in Wirklichkeit eigentlich eine Schwäche ist, aber das will man nicht sehen.
Von dem was du beschreibst, hast du auf jeden Fall ein Problem. Und -noch- mag es bei dir vielleicht noch nicht -ganz- so extrem sein wie bei anderen Magersüchtigen- das sollte aber auch keine Aufforderung für dich sein, es erst so weit kommen zu lassen. Denn das geht schneller, als man denkt.
Der Punkt ist, du brauchst auf jeden Fall Hilfe.
Und ja, wenn du deinen Eltern davon erzählst, kannst du auch damit rechnen, dass du das alles in Zukunft nicht mehr einfach so verschleiern kannst.
Aber ganz ehrlich? das ist auch GUT so!
Erstens hast du Leute um dich herum denen du wichtig bist, die dir helfen wollen; dir helfen wollen, dir selbst zu helfen!! Und wenn du Glück hast, verstehen sie dich auch noch :)
Gegen sowas anzukämpfen ist verdammt hart. Das was du fühlst wenn du isst zu überwinden wird ein Kampf. Das ist so, als wäre man mit dem Kopf unter Wasser und die Lungen schreien nach Luft und wollen atmen, aber du weißt, du kannst nicht atmen, sonst kommt Wasser in die Lungen und du stirbst.
So ähnlich ist das bei einer Essstörung. Es ist ein Fehler im Denken. Dein Körper BRAUCHT Nahrung, aber dein Kopf redet dir ein, dass es schlecht ist und du dich deswegen schlecht fühlen solltest.
Ich weiß zwar nicht wie alt du bist, aber:
Ich rate dir, professionelle Hilfe zu suchen. Gerade dann, falls du vor Weihnachten etc. nicht den Mut aufbringst, es deiner Familie zu sagen!!
Es gibt Beratungsstellen, die sind anonym und auch zur Schweigepflicht verpflichtet (falls du deswegen angst hast, frag nochmal nach und vergewissere dich!). Du kannst ja einfach mal googlen, auf deine Stadt bezogen.
Wenn du 15 Jahre oder älter bist, kannst du auch zu deinem Hausarzt gehen und dir eine Überweisung zu einem psychotherapeuten holen. Wenn du nämlich 15 oder älter bist, läuft das auch ohne das Wissen deiner Eltern ab.
Wenn du jünger bist, brauchst du das Einverständnis von mindestens einem Elternteil.
Auf langfristige Sicht wirst du deine Familie vermutlich sowieso einweihen müssen, weil du ihre Unterstützung und den Rückhalt gut gebrauchen kannst.
Ich weiß, sowohl eine Essstörung als so depressive Gedanken sind verdammt fies und können einen total einnehmen, aber der Kampf dagegen lohnt sich, und man kann ihn gewinnen!
Je eher du dich dem stellst, desto leichter wird es. Ich drück dir die Daumen, trau dich! Denn im Endeffekt bist du allein diejenige, die sich selbst helfen kann :)