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Forum / Fit & Gesund

Wie magersüchtig geworden?

Letzte Nachricht: 16. September 2015 um 16:49
B
bart_12315771
12.09.15 um 20:12

Hallo zusammen.

Mich würde mal interessieren, wie ihr in die Magersucht gerutscht seid. Wie ist das passiert? Erzählt mal eure ,,Geschichten".

Bei mir ist es so, dass ich wegen meiner Behinderung totale Komplexe habe. Ich gehe auf eine normale Regelschule. In meiner Klasse ist zwar noch ein Mädchen mit Hörgeräten, aber ihr Leben ist nicht so eingeschränkt wie meins. Ich habe eine Sehbehinderung und leide darunter ziemlich stark... Für das Sehvermögen welches ich habe, sehe ich noch relativ gut und ich kenne es ja auch nicht anders, weil ich es seit meiner Geburt habe. Allerdings habe vor nicht all zu langer Zeit mal über mich nach gedacht und habe bemerkt, wie eingeschränkt oder besser gesagt doof mein Leben ist. Das alles hat mich so verdammt traurig und wütend gemacht. Ich war bzw. bin so sauer auf mich, weil ich so eine Behinderung habe, obwohl ich dafür ja nichts kann. Aber ich kann diese Wut und Trauer einfach nicht abstellen. Ich stelle mir ein Leben ohne das tausend mal schöner und leichter vor. Ich habe schon seit klein auf nur Freunde, die keine Einschränkungen haben und daran merke ich halt, dass mein Leben irgendwie anders ist. Klar ist es irgendwie gut anders zu sein, aber ich will nicht immer von anderen abhängig sein. Bei meinen Freunden sehe ich immer wieder Dinge, die ich nicht kann und auch nie lernen werde und das zerstört mich so. In meiner Familie ist auch niemand, der sowas hat , ich bin die einzige. Mein größter Wunsch ist es normal zu sein aber dieser Wunsch wird niemals in Erfüllung gehen... Diese ganzen Gedanken zerstören mich einfach total. Ich bin zwar jetzt nicht so unglaublich schwer behindert, aber mit dem Leben welches ich lebe werde ich nicht fertig. Ich selbst kann und will mich mit dieser Sehbehinderung nicht akzeptieren..
Und so wurde aus dieser Wut und Trauer irgendwann Magersucht. Ich habe meine Gefühle an meinem Körper oder an dem Essen raus gelassen. Ich habe gehungert, um mich selbst damit zu bestrafen (also das ich diese Behinderung habe) Irgendwann habe ich bemerkt, dass mein Verhalten nicht ganz richtig war und dann habe ich mir halt damals überlegt, dass irgendwas anders an mir perfekt werden muss, wenn ich schon nicht perfekt sehe und so bin ich wieder bei der Magersucht angelangt. Einerseits ist es für mich eine Bestrafung und anderseits ist es für mich ein ,,Ausgleich".

Vielleicht mag meine Geschichte etwas komisch klingen, aber es ist die Wahrheit. Ich selbst kann mich für eine Sache, für die ich nichts kann, einfach nicht akzeptieren und will es auch ehrlich gesagt gar nicht...

Niemand aus meinem Kontaktenkreis weiß davon, meine Eltern auch nicht und ich möchte es auch niemanden persönlich erzählen. Ich bin 15 Jahre alt, falls das wichtig sein sollte.

Meint ihr, ich sollte darüber mit jemanden reden? Ich habe Angst davor, weil sowas für die meisten Menschen total unverständlich ist... oder habt ihr andere Tipps?

Jetzt bin ich auf eure Geschichten gespannt!

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S
selver_11957295
13.09.15 um 8:36

Hallo Astrolabe,
Anorexie entwickelt sich immer als Ausgleich für eine mangelnde Selbstakzeptanz. Es ist der Weg, um sich selbst und seine unerträgliche Lage besser ertragen zu können und sein zu niedriges Selbstwertgefühl etwas zu erhöhen. Wenn die Selbstablehnung zu stark oder sogar zum Selbsthass wird, können auch Motive der Selbstbestrafung eine Rolle spielen. Das hast du alles völlig richtig erkannt. Bei dir liegt eine Sehbeeinträchtigung vor, die du bisher nicht richtig bewältigt hast. Darum ist es dir auch nicht möglich, deine typischen Gefühle von Wut und Trauer abzustellen.

Gleichwohl musst du es lernen. Deine Sehbeeinträchtigung behindert dein Leben, die Anorexie kann es dir nehmen. Sie ist eine tödliche Krankheit, die mit schweren körperlichen Schäden und psychischen Folgeerkrankungen verbunden ist. Darum darf dein Ziel nur sein, dich mit der Sehbehinderung anzunehmen und die Anorexie zu überwinden. Für deine Heilung ist psychologische Hilfe sinnvoll, aber auch die Unterstützung deiner Mutter. Darum solltest du dich ihr anvertrauen. Was die Anorexie anbelangt, kannst du wieder vollkommen gesund werden. Aber auch mit deiner Sehbehinderung kannst du noch ein erfülltes Leben führen. Mit psychologischer Hilfe kannst du es lernen.

LG Nus

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L
laszls_11858653
14.09.15 um 9:08

Hallo
Liebe Astrolabe99,

ich kann mir gut vorstellen, dass du darunter sehr leidest. Du brauchst dich für deine Behinderung nicht zu schämen. Es wäre wichtig dich jemanden anzuvertrauen, denn eine Essstörung ist niemals eine Problemlösung, sondern verschlimmert alles einfach nur noch. Es ist schwer sich selber zu akzeptieren aber vielleicht solltst du versuchen die Behinderung als ein Teil von dir zu akzeptieren. Versuch dir was zu gönnen wie ein neues T-Shirt oder ähnliches. Du hast soviel Stärke in dir und die solltest du versuchen zu erkennen.

Bei mir war es auch so, dass in die Magersucht gerutscht bin. Vor einigen Jahren gab es familiäre Probleme und Traumatas in meiner Familie, mit denen ich einfach keinen Umgang finden konnte. Ich fing an zu hungern, nahm ab und fühlte mich besser. Zumindestens dachte ich es. Meine Psyche und mein Körper litten sehr extrem darunter. Ich ging nicht mehr raus. Hatte keine Kraft mehr für irgendwas. Traf mich nicht mehr mit Freunden und ich war nur noch eine leere Hülle. Ich wurde auch total emotionslos und ich spürte nur noch Trauer und hatte immer diesen Drang Sport zu machen obwohl ich nicht mehr konnte. Ich kam in eine Klinik und erreichte wieder Normalgewicht. Allerdings kamen wieder erneute Schicksalsschläge und ich fing wieder an mit dem selben Verhaltensmuster. Draufhin folgte ein zweiter Klinikaufenthalt. Allerdings bin ich immer noch stark in diesen Gedanken gefangen und versuche daraus zu kommen.
Magersucht ist eine schreckliche Krankheit und ich wünschte sie hätte nie von mir besitz ergriffen, denn diese körperliche und emotionale Schwäche zerstört einen von Tag zu Tag.
Versuch dich bitte jemanden anzuvertrauen, bevor es zu spät ist.
Bestraf dich nicht selber, das hast du nicht verdient! Ich denke du bist ein einzigartiger Mensch und wir alle haben unsere Makel aber genau die machen uns zu etwas besonderem!

Liebe Grüße

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L
lissy_980631
16.09.15 um 16:44
In Antwort auf selver_11957295

Hallo Astrolabe,
Anorexie entwickelt sich immer als Ausgleich für eine mangelnde Selbstakzeptanz. Es ist der Weg, um sich selbst und seine unerträgliche Lage besser ertragen zu können und sein zu niedriges Selbstwertgefühl etwas zu erhöhen. Wenn die Selbstablehnung zu stark oder sogar zum Selbsthass wird, können auch Motive der Selbstbestrafung eine Rolle spielen. Das hast du alles völlig richtig erkannt. Bei dir liegt eine Sehbeeinträchtigung vor, die du bisher nicht richtig bewältigt hast. Darum ist es dir auch nicht möglich, deine typischen Gefühle von Wut und Trauer abzustellen.

Gleichwohl musst du es lernen. Deine Sehbeeinträchtigung behindert dein Leben, die Anorexie kann es dir nehmen. Sie ist eine tödliche Krankheit, die mit schweren körperlichen Schäden und psychischen Folgeerkrankungen verbunden ist. Darum darf dein Ziel nur sein, dich mit der Sehbehinderung anzunehmen und die Anorexie zu überwinden. Für deine Heilung ist psychologische Hilfe sinnvoll, aber auch die Unterstützung deiner Mutter. Darum solltest du dich ihr anvertrauen. Was die Anorexie anbelangt, kannst du wieder vollkommen gesund werden. Aber auch mit deiner Sehbehinderung kannst du noch ein erfülltes Leben führen. Mit psychologischer Hilfe kannst du es lernen.

LG Nus

Hey
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Glg

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L
lissy_980631
16.09.15 um 16:49
In Antwort auf laszls_11858653

Hallo
Liebe Astrolabe99,

ich kann mir gut vorstellen, dass du darunter sehr leidest. Du brauchst dich für deine Behinderung nicht zu schämen. Es wäre wichtig dich jemanden anzuvertrauen, denn eine Essstörung ist niemals eine Problemlösung, sondern verschlimmert alles einfach nur noch. Es ist schwer sich selber zu akzeptieren aber vielleicht solltst du versuchen die Behinderung als ein Teil von dir zu akzeptieren. Versuch dir was zu gönnen wie ein neues T-Shirt oder ähnliches. Du hast soviel Stärke in dir und die solltest du versuchen zu erkennen.

Bei mir war es auch so, dass in die Magersucht gerutscht bin. Vor einigen Jahren gab es familiäre Probleme und Traumatas in meiner Familie, mit denen ich einfach keinen Umgang finden konnte. Ich fing an zu hungern, nahm ab und fühlte mich besser. Zumindestens dachte ich es. Meine Psyche und mein Körper litten sehr extrem darunter. Ich ging nicht mehr raus. Hatte keine Kraft mehr für irgendwas. Traf mich nicht mehr mit Freunden und ich war nur noch eine leere Hülle. Ich wurde auch total emotionslos und ich spürte nur noch Trauer und hatte immer diesen Drang Sport zu machen obwohl ich nicht mehr konnte. Ich kam in eine Klinik und erreichte wieder Normalgewicht. Allerdings kamen wieder erneute Schicksalsschläge und ich fing wieder an mit dem selben Verhaltensmuster. Draufhin folgte ein zweiter Klinikaufenthalt. Allerdings bin ich immer noch stark in diesen Gedanken gefangen und versuche daraus zu kommen.
Magersucht ist eine schreckliche Krankheit und ich wünschte sie hätte nie von mir besitz ergriffen, denn diese körperliche und emotionale Schwäche zerstört einen von Tag zu Tag.
Versuch dich bitte jemanden anzuvertrauen, bevor es zu spät ist.
Bestraf dich nicht selber, das hast du nicht verdient! Ich denke du bist ein einzigartiger Mensch und wir alle haben unsere Makel aber genau die machen uns zu etwas besonderem!

Liebe Grüße

Hey
Wen du möchtest kanst du mir gerne schreiben und austauschen.

Glg

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