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Weißt du, es ist nicht unverschämt so etwas zu fragen und ich sage dir ganz ehrlich: das ist der erste schritt sich mit dem kommenden auseinander zu setzen. Wenn man mich heute fragt: " bist du magersüchtig" dann bekommen die Leute eigentlich immer zu hören " Nein,bin ich nicht aber ich war es einmal". Und das kann ich heute mit erhobenen Hauptes sagen,denn ich hab geschafft aus der Krankheit rauszukommen. Ich werde für immer einen gewissen Stempel haben aber das macht mich nur stärker.
Ich war eigentlich nie dick oder übergewichtig,habe auch immer normal gegessen und mich nicht sonderlich darum geschert was andere von mir gehalten oder gedacht haben. Der Grund warum ich damals abgerutscht bin war meine Disziplin und mein Ehrgeiz. Ich war ab Kindesalter schon sportlerin und stand mit 12 Jahren vor dem größten Erfolg. Aber mehr geht immer dachte ich mir,also wurde trainiert vor dem Frühstück, joggen nach der Schule, Krafttraining vor dem eigentlichen Training und dann noch Training. Essen war da nicht mehr so wichtig und diente nur dem Zweck der Lebenserhaltung. Das ganze zog sich knapp 4 Jahre hin. Keine Frage ich habe sportlich viel erreicht,ich habe mir einen Namen gemacht und unseren Verein ganz nach vorn geholt,aber was folgte wart nicht das was ich mir erhofft hatte. dazu kam die Schule,die ich möglichst auch gut abschneiden wollte und so weiter und so weiter....
Ich bin mit 16 mit einem Herzinfakt zusammengebrochen. Ich war mit allem unterversorgt was nur möglich war, Mangelerscheinungen an sämtlichen Vitaminen und Spurenelementen. bei dem Zusammenbruch prallte ich mit der rechten Kopfseite an einen Bordstein und zog mir ein Schädelhirntrauma zu. Ich lag nach der OP knapp 4 Monate im Koma und wurde darüber hinaus weitere 3 monate künstlich ernährt. Ich wurde danach von meinen ärzten und Eltern in eine Klinik eingewiesen und glaub mir ich habe sie dafür gehasst! Ich habe durch diese Krankheit viele Freunde vernachlässigt und merkte plötzlich wie allein ich eigentlich war. Aber das war damals! Heute bin ich bei einer Größe von 173 cm bei einem supertollen Gewicht von 52 kg. Wenn ich vor dem Spiegel stehe gefall ich mir und ich gefalle meinem Mann. Das hat viel Zeit und auch Kraft gefordert,aber es hat sich gelohnt,denn ich weiß jetzt wofür es sich zu leben lohnt. Jeden Morgen sagen meine Kollegen " Wenn du reinkommst dann geht die Sonne auf". verstehst du, egal wie krum und schief unser Leben manchmal geht,es lohnt sich nicht dafür seiner Selbst zu verlieren. Ich habe lange gebraucht um das zu verstehen und hoffe mit meinem schlechten Beispiel vielleicht eine Abschreckung zu sein.
Ich bin heute immer noch ehrgeizig und diszipliniert, stopfe nicht alles in mich rein und geh täglich joggen, ich bin erfolgreich in meinem Beruf und bin dabei sehr glücklich. Das war ein harter Weg bis hierher, den ich im nachhinein auch hätte einfacher haben können.
Für Essstörungen sind nicht immer psychische Probleme verantwortlich,denn ich hatte sie nie.
Aus diesem Grund bin ich seit 4 Jahren auch ehrenamtlich in einer Institution tätig die sich mit untergewichtigen Kindern beschäftigt. Und es macht so einen spass und es gibt einem so viel wenn sich kinder darüber im klaren werden,dass das Leben so viele Überraschungen für sie bereithält...
Sei also immer bedacht auf das was du tust. Wichtig dabei: denke immer zwei schritte voraus und schau auf den horizont und nicht auf die nächsten zehn zentimeter vor deinen Füßen.
LG
P.S.: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden.