Fühle mich...
...in schlimme Zeiten zurückversetzt beim Lesen und hoffe sehr, daß ihr schneller lernt als ich, wo was schiefläuft und ihr eher bereit seid, eure Ansichten zu überdenken. Selbst, wenn die Frage nicht gut formuliert war, so zeigt sie doch eure Prioritäten und da kann ich nur sagen: Hungern löst nun mal (über kurz oder lang zwingend) Freßattacken aus und selbst der stärkste Mensch muß sich ihnen irgendwann beugen.
KEINER kann das lange durchhalten. Zumindest nicht, wenn man eine normal menschliche Ausgangslage hat und sein Gewicht in Bereiche zwingen will, die völlig gegen die Natur sind. Und Natur heißt eben nicht dick.
Ich weiß, wovon ich rede - mein Wunsch nach einer kachektischen Figur ist auch im Geheimen noch da.
Ich habe seit über 3 Jahrzehnten die fiese Mixform der Eßstörungen und mein Gewicht schwankt immer wieder zwischen Magersucht und Adipositas.
Aber nach vielen Jahren Therapie hat inzwischen öfter die Vernunft mitzureden und mir tut es um die vielen verplemperten Jahre, wo ich mich nur mit Essen, Nichtessen, Fressen & Kotzen beschäftigt habe, echt leid. In dieser Zeit hätte ich LEBEN können!
Ich wünsche euch die Fähigkeit, möglichst bald die wichtigen Dinge des Lebens zu erkennen und daß ihr euch nicht an diesen flüchtigen Trugbildern festhalten müsst. Sie sind wirklich keine Traumerfüller - egal wie fest man sich das auch vorstellt oder wünscht.
Es gibt nur sehr kurze Phasen, wo man glaubt, seinem Ziel nah zu sein und regelrechte Höhenflüge erlebt.
Aber 1. zu welchem Preis? und 2. wie lange, bevor man zusammenbricht und der Stoffwechsel so entgleitet, daß der Körper sich schon aufs Sterben vorbereitet und wir das dann als Depression empfinden? Zumal die Tücke der Krankheit ja ist, daß man seine anvisierten Ziele ständig nach unten korrigiert. Kaum ist man nah dran: noch weniger ist noch besser...
Na klar fängt dann der Körper an zu schreien, denn ER will ja leben - das ist doch sein Programm!
Daß ich dann immer wieder dicker werde, liegt daran, daß ich wirklich mit Vorsatz das Brechen lasse - auch wenns mich fast umhaut wegen der Fressanfälle und ich nur heulen könnte. Ich weiß eben aus Erfahrung: einmal nachgeben kann den Strudel wieder anwerfen und so habe ich wenigstens zeitweise davor Ruhe. Dann steigt aber der Hass auf mich selbst und es fängt wieder von vorne an.
Je jünger ihr seid und je eher euch das Luftschloß bewußt wird, desto größer sind eure Chancen auf ein gutes Leben trotz dieser Schwierigkeiten momentan.
Meist bleibt man anfällig dafür und im Frühstadium glaubt man auch fest, alles unter Kontrolle zu haben. Also lieber jetzt was tun als erst, wenn Schäden an Körper und Seele kaum noch zu "reparieren" sind.
Ich wünsche euch Einsicht in die Situation und große Kraft, euch daraus zu befreien. Zumal ihr nun als zwei Freundinnen mit ähnlichen Problemen euch wirklich gegenseitig helfen könnt. Das kann lange dauern, bis man selbst positive Veränderungen bemerkt - aber es lohnt sich, sie in Angriff zu nehmen.
Macht bitte bitte nicht den Fehler, in Konkurrenz zu treten - dann habt ihr verloren...
ALLES GUTE FÜR EUCH!