Angehörige und Psychose
Liebe nura,
ich finde es zunächst einmal klasse, dass du deinen Vater unterstützen möchtest und du dir darüber so viele ernsthafte Gedanken machst. Auch für dich ist die Lage sicherlich nicht einfach. Damals haben sich die Rollen vertauscht und dann lag es plötzlich an dir, "stark" und deinem Vater eine Stütze zu sein.
Antipsychotika sind auf eine langfristige, wenn nicht lebenslange Behandlung ausgerichtet, da tatsächlich sich bei einer Absetzung das Risiko für einen Rückfall drastisch erhöht. In der Tat ist das eine Wahl zwischen Pest und Cholera: gedämpfte Gefühle, Übergewicht etc. gegen den Kontrollverlust bei einem psychotischen Schub mit Plussymptomatik und allem drum und dran. Neuroleptika wirken auch immer präventiv, da ein Rückfall auf jeden Fall vermieden werden sollte.
Vielleicht würde es helfen, könnte er sich mit anderen mit derselben Erkrankung austauschen - andere Männer, Familienväter, die dasselbe durchmachen und nicht länger Scham für ihre "Schwäche" empfinden. Es gibt Gruppen für einen solchen Austausch, und mitunter können Angehörige mit- und zu Wort kommen. Ich denke da an Projekte wie:
http://www.psychose-forum-duesseldorf.de/
http://www.kompetenznetz-schizophrenie.info/forum/
http://www.heim.sozialpsychiatrie.de/?q=node/7
Wer weiß, vielleicht wird es dann einfacher für ihn, sich dir mitzuteilen. Ich weiß nur, dass ab einem gewissen Punkt niemand mehr den Kranken erreichen kann und die Angehörigen sich dies nicht zum Vorwurf machen sollten. Zu akzeptieren, dass man Psychose nie ganz bezähmen oder kapieren kann, ist nicht einfach, aber man kann ihr durch Austausch ein ganzes Stück Schrecken nehmen.
Wünsche dir und deinem Vater alles Gute.
zhengyisao