Meine meinung
hi!
wie alt bist du, wenn ich fragen darf?
bei mir hat alles sehr ähnlich begonnen.
ich wurde zuerst magersüchtig, dann bulimisch, insgesamt hab ich der ES ca. 2 Jahre gewidmet und bin dann mit viel selbstliebe und disziplin wieder rausgekommen (alleine).
wenn du dich einmal in eine ES fallen lässt, wird sie dich dein leben lang begleiten, selbst wenn du "geheilt" bist. Die Gedanken bleiben, es werden nur andere Dinge wichtiger und die Gedanken verlieren an Macht.
Ich bin jetzt 1.5 Jahre komplett clean :-D
was mir bei dir am meisten auffällt: die extreme. du übertreibst, das ist ganz normal wenn man sich stark auf eine sache (figur, gewicht) konzentriert.
zb. konzentriere dich mal 2 minuten nur auf alle weißen dinge in deinem raum : dir springen nur diese dinge in den fokus, auf z.b. blaue gegenstände achtest du nicht.
und ca. genauso ist das bei einer ES.
die hauptursache deiner probleme lenkst du auf deine figur/dein gewicht -> das gibt dir macht, denn du kannst (zumindest eine zeit lang) die kontrolle darüber behalten.
das widerum gibt dir ein erfolgserlebnis oder ein versagensgefühl, was dich nur weiter dazu treibt dich mehr damit auseinanderzusetzen, neu methoden zu entwickeln (diäten oder "kotzen" oder foren oder..)
dazu kommt noch, dass du wahrscheinlich kein gesundes selbstbild mehr hast. vermutlich findest du dich sehsehr fett (vielleicht FÜHLST du dich sogar so dick wie wirklich adipöse menschen) und vor allem eklig oder so.
das sagt mir vorallem, dass du schon auf dein gewicht angesprochen wurdest. war bei mir dasselbe, wenn mir wer gesagt hat, ich hätte extrem abgenommen hab ich gedacht, der will mich verarschen, weil ich so fett bin oder ist neidisch.
Massives UG ist nicht unbedingt ein symptom, oder erst, wenn die MS schon stark audgeprägt ist.
aber ich glaube, das weißt du schon.
abgesehn davon wäre dein gewichtsziel(45kg) massives untergewicht, meine liebe.
der BMI ist auch scheißegal, das ist erst dann wichtig, wenn es schon ums verrecken geht, du in einer klinik o. auch nicht bist. Es ist ein Richtwert. Ein ziemlich veralteter noch dazu.
Achja, und die meisten essgestörten sind am beginn ihrer karriere über- oder normalgewichtig. Und es gibt auch Dicke, die Magersüchtig sind - nur um mal mit den Klischees aufzuräumen.
Es wird auch einen Grund haben, warum du dich so mit dem Thema beschäftigst und ich denke du weißt genau, dass du auf dem weg bist, scheiße zu bauen - noch dazu kannst du dir jetzt noch nichtmal vorstellen WIE beschissen diese scheiße eigentlich ist. das ganze wird sich, wenn du so weiter machst, zu deinem schlimmsten albtraum entwicklen.
in dem du gegen dich selber kämpfst - nicht gewinnen kannst.
ich finde die hauptsymptome (innerlich) sind das widerwärtige gefühl sich selbst gegenüber (bis zum selbsthass), das verfremdete körpergefühl und die Tatsache, dass man sich fast ausschließlich mit dem Thema abnehmen beschäftigt. Als gäbe es sonst keine probleme :shock:
entweder du kapierst es davor, lernst dich vernünftig um deinen körper zu kümmern, dich zu akzeptieren, zu lieben und deinen wahren wert zu erkennen oder
du gehst den langen, schmerzhafteren weg, der zwar auch sehr lehrreich ist, dich aber sicher auch nicht dahin bringen wird, wo du momentan hinwillst. -> mit glück schaffst du es dann wieder raus und kommst zu obigen erkenntnissen.
eins noch: nachdem du schon mal gekotzt hast noch ein tip, falls du dich für den ES-weg entscheidest: du wirst es wieder tun! du weißt nämlich jetzt, dass es (scheinbar) funktioniert.
irgendwann gehört es zum standardrepertoire und du wirst tagelang über der schüssel hängen, mit kotze verschmierte hände, tränenüberflossenes gesicht und du wirst dich weiter anstrengen, die finger weiter reinschieben, dass es schon weh tut - bis alles draußen ist. und: du wirst deine freundschaften strapazieren, dich abkapseln. (so wie du es jetzt schon annähernd machst: a la "irgendwie scheint das keiner zu kapieren oder akzeptieren zu wollen.".
Und Kraft für fortgehen oder Spaß has du auch keine, schließlich musst du dich um dein gewicht kümmern :cool:
deshalb meine ratschläge für dich, ab jetzt:
1. halte dich von pro ana/mia, thinspirations, ES-Seiten usw. fern!!
2. informiere dich über gesunde, ausgewogene ernährung
3. mach ganz laut deine liebste musik an, tanze was das zeug hält und (auch wenns vielleicht blöd klingt), feiere deine Existenz, alles wofür du dankbar bist und lass dich gehen (sperr viell. die tür zu, dann ists leichter). - am besten jeden tag
4. hast du (echte) hobbies?
5. wie siehts mit deinen freunden, deiner familie, der schule, einem freund aus? ist da alles im lot in deinem leben?
wenn nicht: was stört dich und wie stellst du es dir im ideal vor?
Es ist wirklich SCHEIßE eine ES zu haben, die Ana/Mia-Sachen sind Propaganda in Reinstform.
Übrigens: Auf dem Weg von der Krankheit zur Heilung musst man zunehmen. Man nimmt automatisch zu, weil sich der Fokus auf andere Dinge wie Gesunfheit und Selbstwert richtet.
Sehr oft müssen essgestörte erstmal wirklich zunehmen (höherer BMI z.b. 23) um auch die mentale Störung in den Griff zu kriegen und zu lernen, dass das Gewicht keinen gröberen Einfluss auf das Befinden nehmen kann.
So gings mir zumindest.
Ich bin bei einem Gewicht, dass ich früher noch als megafett bezeichnet hätte, fühle mich aber um Welten besser und schöner als zu meinen dünnsten Zeiten. ;-)
Ich wünsch dir alles Liebe.