Ich auch mal...
1) Weshalb bis du in die ES geraten? (Diät, Familiäre Probleme, Gruppendruck etc....)
Ich glaube, da spielen ganz viele Faktoren eine Rolle, die mich langsam immer tiefer reingeschubst haben. Es hat sich ja sehr langsam entwickelt, war immer nur ein unmerklicher Schritt tiefer rein (sh. unten).
Anfangs war es wohl Stress mit der Familie, Depressionen, die sich entwickelt und die ich mit der Konzentration aufs Essen ein bisschen abblocken konnte, eine Mutter, die ständig auf Diät ging und sich durchgehend zu fett fand, einsam fühlen, weil ich völlige Außenseiterin war, später nach dem Abi kam dann noch eine Identitätskrise dazu, weil ich nicht wusste, was ich später machen wollte bzw. meine Träume sich nicht verwirklichen ließen, dann im Studium sehr viel Druck und Stress, dann ein Auslandsaufenthalt mit noch viel mehr Druck und Stress und sehr viel Einsamkeit...
2) Beschreibe dein Schönheitsideal
Ausstrahlung ist alles! Menschen, die dieses gewisse Strahlen in den Augen haben, die sich selbstbewusst kleiden und einem aufmerksam in die Augen schauen bei Unterhaltungen, die aufrecht gehen und die dabei eine gewisse Grundspannung im Körper haben, sodass die Bewegungen fließend und elastisch aussehen.
Dazu dann klare offene Gesichtszüge (verschwollene Bulimikergesichter finde ich ziemlich hässlich).
Und der Körper muss einfach zum Gesamtbild passen, einigermaßen beweglich und harmonisch, aber mir ist es meistens relativ egal, ob jemand dick oder dünn ist, ich kann relativ dünne und eher dicke Menschen schön finden, wenn die Ausstrahlung passt.
Allerdings denke ich immer, ich bin nicht dieser selbstbewusste leuchtende warme farbenfrohe feminine Typ, dem es steht, ein bisschen runder zu sein, ich habe nicht genug Ausstrahlung, dass die für einen großen Körper reicht, also muss ich dünner werden. Am liebsten hätte ich ja manchmal gar keinen Körper, wäre einfach nur Geist. An solchen Tagen finde ich also sehr dünne magersüchtige Körper besonders schön, die auf Schwarzweißfotos, die von hinten ohne Gesicht fotographiert sind, weil die meinem Wunsch nach Nichtvorhandensein am ehesten nahe kommen.
Es schwankt, je nach Laune, aber so am liebsten hätte ich wohl den Körper, den ich mit 16 hatte, schlank, beweglich, sportlich, leistungsfähig, mit dem man wirklich alles machen kann, was Spaß macht, laufen, Schwimmen, auf Bäume klettern, Karussel fahren, Fallschirmspringen, Trapez turnen, Reiten usw.
(Wenn ich als Kind im Zirkus war, wäre ich ja am liebsten aufgesprungen und hätte mit bei der Akrobatik gemacht.)
Manchmal wäre ich auch gern harmonisch rund und manchmal lieber knochig und zerbrechlich. Es wechselt, je nach Stimmungslage.
3) Drei positive Eigenschaften von dir
Ich kann komplizierte Zusammenhänge gut begreifen und schnell lernen, ich habe viel Phantasie und Vorstellungskraft, ich mag die Menschen und interessiere mich für sie.
4) Drei negative Eigenschaften
Ich bin zu blöd, um eine stabile Beziehung zu führen, weil ich mit dieser Nähe-Abstand-Sache absolut nicht klar komme, ich kann mich nicht sehr gut entscheiden, ich verhalte mich manchmal unmöglich, indem ich mich tagelang nicht bei Menschen melde, die darauf warten.
5) Essen ist für mich....
Etwas sehr lebendiges, Schönes, Genussvolles, wenn es liebevoll zubereitet ist und in Gemeinschaft gegessen wird.
LEBEN.
(Und deshalb hasse ich es, zu essen, wenn ich gerade eine depressive Phase habe und gar nicht leben will).
Und gleichzeitig eine Droge, mit der man alle Gefühle zustopfen kann. Und etwas, das ich oft nicht kontrollieren kann. Schmerzen, voller Bauch, Unbeweglichkeit, Kotzen, Geldverschwendung.
Manchmal etwas, von dem ich am liebsten völlig unabhängig wäre.
Sehr symbolisch. Hat gute und schlechte Seiten, genau wie das Leben.
6) Wenn ich dünnere Mädchen/Männer als mich selbst sehe denke ich...
Wofür zum Teufel habe ich eigentlich eine Essstörung und trotzdem Normalgewicht? Ich muss abnehmen...
Und ich denke darüber nach, wie sie sich wohl ernähren udn ob es ihnen gut damit geht. Ob sie wohl auch eine Essstörung haben. (und wäre sehr neidsich, wenn sie keine hätten und trotzdem dünner wären als ich...)
Und ich versuche, ihre Ausstrahlung zu bewerten, obwohl ich wohl auch so aussehen wollen würde. Und gucke mir genau die Form ihrer Taille und Oberschenkel an.
7) Lieblingsessen
Im Restaurant griechischen Salat mit Feta und Oliven, frische Feigen :AMOUR: , Trockenfeigen, alter harter Schafskäse, getoastetes Vollkornbrot mit Tomaten und Knoblauch und Olivenöl und Basilikum, Hirsesalat, Früchte wie Kirschen, Cherimoyas, Heidelbeeren, Himbeeren...
8) Wer weiss alles von deiner ES?
Mein Exfreund, mein Therapeut, meine Selbsthilfegruppe, ein paar Frauen von Beratungsstellen, ein Arzt, eine gute Freundin, und so einige Internetfreundinnen (von denen ich auch welche real kenne).
9) Wie verhälst du dich, wenn du in einem Restaurant bist?
Entweder ich esse etwas Leckeres, und dann ganz langsam und genussvoll, definiere mir das Restaurant als ES-freie Zone, bin aber dennoch mehr aufs Essen konzentriert als die Menschen, die mitkommen, oder ich verzichte aufs Essen, sage einfach, es ist mir zu teuer oder ich habe keinen Hunger oder ich esse so spät nicht mehr.
10) Wie oft denkst du an Essen?
Manchmal nicht sehr viel, aber manchmal auch praktisch durchgehend.
11) Bis wie alt hattest du ein normales Essverhalten?
Wenn ich das mal sagen könnte...
Ich habe nur so Erinnerungsfetzen.
Mein neunter Geburtstag, Stress, ich sollte wenige Tage später auf eine Gruppenfahrt gehen. Zum Geburtstag bekam ich einen großen Käse geschenkt, und es gab viel Geburtstagsessen.
Ergebnis war, ich aß den ganzen Tag, und ich kotzte die ganze Nacht.
So ähnlich ging es mir bei den meisten Familienfesten.
Aber dazwischen aß ich normal.
Mit 11 war ich sehr auf meinen Bauch fixiert, starrte den ständig im Spiegel an. Ich hab da kürzlich noch ein Foto auf meinem Rechner gefunden.
Mit dreizehn wurde ich dann ziemlich depressiv, aß aber weitestgehend normal. Vielleicht heimlich etwas zuviele Süßigkeiten.
Mit 15/16 ging es mir dann scheinbar besser, ich wollte mein Leben wieder in den Griff kriegen, aß extrem gesund und wurde gymnastiksüchtig, trainierte täglich stundenlang meinen Bauch. Ich war schlank, aber nicht zu dünn.
Mit 18/19 dachte ich langsam immer mehr übers Abnehmen nach, interessierte mich für Fasten und Rohkost, aß auch monatelang roh.
Dann mit 19 nach dem Abi fingen die Fressanfälle an, und das regelmäßige Fasten, sprich, ich rutschte in eine non-purging-Bulimie. Aß aber immer noch wochenweise normal.
Mit spätestens 20 hörte das aber auf und ich hatte praktisch keine normalen Tage mehr. Entweder ich hungerte oder ich fraß.
Und mit 21 rutschte ich dann in die Bulimie. Nahm erst zu, weil ich das Fressen nicht mehr in den Griff kriegte, bis ins Übergewicht, und dann fing ich wieder an zu hungern (und sehr viel häufiger zu kotzen als in meiner Anfangszeit) und hab wieder mein altes Normalgewicht.
Aber diesmal mit Bulimie... Seit anderthalb Jahren schon.
12) Denkst du dass Sendungen wie GNTM oder "das perfekte Model" Mädchen in eine ES treiben?
Keine Ahnung. Mich nicht. Aber die Dauerpräsenz könnte sehr wahrscheinlich einen indirekten Einfluss ausüben.
13) Wärst du lieber dicker&glücklich oder sehr dünn&krank? Begründe!
Tjaa, wenn Dicksein einen automatisch glücklich machen würde, dann wäre das ja schön und gut. Aber ich war in meinen dicksten Zeiten am allerunglücklichsten, und Essen war die einzige Konstante in meinem Leben, an der ich mcih festhalten konnte, wenn alles andere schiefging. Eine Zeitlang dachte ich ja auch, das Essen könnte mir helfen, dass es mir besser geht, und das Zunehmen wäre egal. Aber dem war nicht so. Es hat nichts gebracht.
Und deshalb hasse ich es, wenn jemand sagt, vom Zunehmen wird alles gut. Nee, wirds nicht.
Wenns funktionieren würde, dann wäre es ja ok.
Aber nur glücklich halte ich eh für unrealistisch, weil das so nicht existieren kann, außer man ist sehr oberflächlich und nimmt die schlechten Dinge nicht wahr, und dick und oberflächlich möchte ich ganz sicher nicht sein.
Dann wähle ich lieber dünn und unglücklich, das ist wenigstens die Kombi, die man ziemlich sicher erreichen kann, und es sieht auch noch irgendwie ästhetisch aus auf irgendwelchen depressiven Schwarzweißphotos.
Aber wie wäre es mit Wahlmöglichkeit normalgewichtig und lebendig, mit glücklichen Phasen und schlechteren Phasen, aber so, dass man sagen kann, man hat ganz und intensiv gelebt und alles erlebt, was man so durchleben kann, und in den schlechten Zeit gelernt, mehr zu schätzen, was man hat und vielleicht mitfühlender mut anderen Leidenden zu werden, und die guten Zeit genießt man einfach? Die Version würde ich mir wünschen, wenn sie zur Wahl stände.
14) Haben viele Freundinnen in deinem Umfeld eine ES?
Mh, schwierig. Mein Umfeld ist sehr internetgeprägt und von daher schon.
Und dann gibts ein paar Freundinnen, die habe ich im Verdacht, eine ES zu haben, aber ich weiß es nicht sicher.
Und ich kenne halt ganz viele so halb essgestörte, die immer ganz viel Diättheater machen und zwischendurch dann doch wieder so halbe FA kriegen. Und mit denen finde ich es sehr schwer umzugehen, weil die ihre Diäten und das Wenigessen immer so vergöttern und ständig übers Abnehmen reden wollen.
15) Welches Tier passt am besten zu dir und warum?
Ich mag Wölfe total gern, weil die so etwas mystisches haben, weil sie nachts im Wald rumlaufen, lebendig und wild und mutig sind und trotzdem ein total gut funktionierendes Sozialleben haben und total schön aussehen, mit total viel Ausdruck im Gesicht, und außerdem so intelligent sind.
Ich habe in meinem Zimmer auch mehrere Poster von Wölfen hängen.
Wölfe symbolisieren so ein bisschen meine lebendige wilde Seite und gleichzeitig auch meine versteckten scheuen Schattenseiten, denn sie sind ja doch sehr scheue Wildtiere, mit denen man so wenig in Kontakt kommt.