ilonka_11965938Super!
Liebe Grifana,
es freut mich, wenn ich dir ein wenig helfen konnte Und dass du zum Arzt gehen wirst, ist großartig, mach das auf jeden Fall, sei so ehrlich du kannst und besprich deine Sorgen mit ihm.
Eine Essstörung zu haben bedeutet ja nicht zwingend, stark unter- oder übergewichtig zu sein, relevant ist das gestörte Verhältnis zum Essen, dieses städnige grübeln, ob man dies oder jenes essen darf, wie viel Kalorien hier und wie viel FEtte dort... Das musste ich auch erst lernen. Und bis heute denke ich oft, dass ich doch eigentlich gar nicht wirklich essgestört sein kann, habe zwar einen BMI im deutlich UG, fühle mich aber meistens fit, gehe zum Sport und ins Büro... Esse allerdings auch immens eingeschränkt und mit wenig Varianten. Appetit auf irgendetwas Spezielles auch so gut wie gar nicht mehr, dazu abwiegen der Speisen usw. Also alles in allem sehr zwanghaft und weit entfernt von Normalität. Daher kann ich dich sehr gut verstehen, wenn du schreibst, dass du Schwierigkeiten mit Lebensmitteln hast, die nicht frisch und unbehandelt, sondern bereits zubereitet sind, und dass du vor den Regalen stehst und nichts mitnehmen magst, weil du keinen Appetit darauf hast. Glaube mir, ich kenne das gut.
Und dennoch: Gib dir eine Ruck. Ich tue es auch, immer wieder aufs Neue. Mir hilft es z.B., wenn ich die Dinge stark würze, Zimt übers warme Porridge, Senf an Eintöpfe, Chilli an eigentlich alles... das regt meinen Appetit an und weckt die Nerven ;) Und ansonsten hilft wirklich jeder kleine Bissen zwischendurch, um wieder ein wenig Normalität und gesunde Sorglosigkeit reinzubringen. Ein Stückchen Schokolade im Vorbeigehen. Ein kleines Stückchen, das tut nicht weh, aber es ist normal. Und ganz ohne dramatische Konsequenz, wer hätte das gedacht? ;) Beim nächsten Mal ist es dann vielleicht das eine Stück und noch ein Keks. Und so weiter, taste dich ran. Ich weiß, wie schwer das ist, aber es geht. Das Essen ist nicht dein Feind. Und dein Körper auch nicht, auch wenn man als essgestörter Mensch oft genau mit dieser Vorstellung lebt. Aber ich bin fest überzeugt, dass es besser werden kann, immer wieder ein bisschen leichter.
Probier einfach mal aus, ob es dir morgen schmeckt. Ich koche mein Porridge auch erst einmal mit Wasser auf, füge dann Mandelmilch hinzu und zum Schluss noch Joghurt o.ä. Wenn du es nur mit Wasser machst, ist das ok, wichtig ist, dass du etwas zu dir nimmst, was Substanz hat. Es gibt so viele Varianten, falls du beim Porrdige bleiben möchtest, Hafer-, Dinkel-, Roggenflocken, Buchweizen-, Hafer oder Grünkerngrütze (mag ich gern, aber ich bin da auch absolut schmerzfrei :chef: ), Couscous mit getrockneten Früchten, Flakes, Amaranth, alles crunchy oder nicht... Vielleicht isst du am liebsten pur und haust dir Früchte rein, vielleicht magst du Müsli mit Trockenfrüchten oder Obst.. schau, was dich anspricht und probier es aus - du bist im Wunderland der Frühstücksleckereien ;)
Das gilt natürlich nicht nur fürs Frühstück, sondern für alle Mahlzeiten. Taste dich heran, trau dich, und verbiete dir nichts. Wichtig ist, dass du auf Ausgewogenheit und Abwechslung achtest, Fette gehören genauso dazu wie Kohlenhydrate und natürlich Proteine. Und etwas für die Seele! Vielleicht gibt es etwas, das du als Kind gern gegessen hast und jetzt wiederentdecken kannst? Oder mal ein Eis zwischendurch, Haribos, in die du immer mal wieder reingreifen kannst. Du kannst dir eine schöne Etagere auf den Couchtisch stellen und mit leckeren Dinge füllen, bunte M&Ms für die gute Stimmung, hübsche Pralinen, leckere Kekse... Und immer mal wieder davon essen. Es integrieren in den Tag. So versuche ich es und es klappt ganz gut.
Darf ich fragen, wo du dein Auslandssemester machst und wie du dort wohnst? Bist du vielleicht in einer WG, in der man mal zusammen kochen kann?