ceren_11892549Auch hi,...
.. vielen Dank erstmal :)
Hin und wieder findet man in solchen Foren auch ähnliche Berichte von Quasi-Ehemaligen. Die Berichte machen deutlich, wie individuell der Weg aus der Krankheit ist.
Die Angst vor dem Zunehmen kann ich Dir bedauerlicherweise nicht nehmen. Die hatte ich natürlich auch. Ich dachte, dass ich mich vor mir ekeln würde, wenn ich mehr wiege, dass ich meinen Stolz verliere, dass ich schwach erscheine, dass alle anderen denken würden, mir ginge es super, nur weil ich - in meinen Augen - "fett" geworden sei... das hat mich jahrelang verfolgt.
Insgesamt kann ich für mich sagen, dass ich mit dem Nachdenken über die Krankheit - und über die damit verbundenen Gefühle - zwar ein ganzes Stück Selbsterkenntnis erlangt habe, dies aber wenig an meinem Essverhalten geändert hat.
Meine Angst vor dem Zunehmen hat sich erst zusammen mit dem steigenden Gewicht verringert, und zwar ganz allmählich - das geht schließlich nicht von heute auf morgen.
Für das Gefühl beim Zunehmen war meines Erachtens auch entscheidend, dass ich es selbst gewollt und eigenständig durchgeführt habe. Ich konnte es nicht mehr ertragen, diesem inneren Zwang ausgesetzt zu sein, ich wollte mich nicht länger selbst betrügen.
Regelmäßige Mahlzeiten, keine Verbote beim Essen mehr. Man muss es "aushalten" können, sich satt zu essen - oder auch mal übersatt, aber danach nicht zu kotzen. Ich habe nach und nach jegliches meiner selbst auferlegten, unausgesprochenen Verbote - nicht mit anderen essen, keine Süßigkeiten, keine warmen Mahlzeiten, nicht mehr als ein halbes Brötchen zum Frühstück, nicht ins Restaurant gehen, nicht abends essen etc.. selbst sabotiert, also bewusst abends gegessen (ohne folgende Kotzmöglichkeit) undsoweiter.
Bei mir ging das auch nicht von einem Tag auf den anderen. Ich merkte beispielsweise, das mir der Verzicht aufs Kotzen recht leichtfiel, wenn ich an dem Tag ein gutes Alternativprogramm hatte. Und bei diesem Kniff ist es im Grunde geblieben. Ich emfpände es jetzt als sehr stressig, jetzt täglich meinen Kreuzzug durch die Supermärkte zu starten - ganz abgesehen vom Finanziellen. Mir ist, so blöd es klingt, ein Fernsehabend lieber.
Das Gefühl, wenn die körperliche Schwäche verschwindet, ist sehr erleichternd. Wenn man kein ständiges Sodbrennen mehr hat, keine geplatzten Äderchen um die Augen..
Nicht zuletzt: Körperliche Präsenz hat auch etwas mit Körpergewicht zu tun. Wenn ich jetzt einen Raum betrete, weiss ich, dass die Leute eine gut gebaute Frau anschauen und nicht irgendwas, das ihnen automatisch Leid tut.
Wenn ich diesen Prozess des Zunehmens für mich bildlich veranschaulichen wollte, würde ich sagen, dass man eine vertrocknete Pflanze gegossen hat und die knitterigen Blätter jetzt wieder prächtig grün sind.
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute für Deinen Weg.