Es ist heute medizinischer Standard, dass bei Anorexie eine langsame Gewichtszunahme angestrebt wird. Einzige Ausnahme sind ein sehr niedriger BMI oder aufgetretene Komplikationen, die im Einzelfall eine schnellere Gewichtszunahme erfordern. Es gibt Kliniken (z.B. Roseneck), die eine Gewichtszunahme von 700 g pro Woche anstreben. Es besteht allerdings Einigkeit, dass ein solches Konzept in einem beschützenden Umfeld und bei einem umfassenden Therapieangebot nicht auf den Privatbereich übertragbar ist. Die Leitlinien für Therapeuten sehen daher für eine ambulante Therapie eine maximale Gewichtszunahme von 500 g pro Woche vor, für eine Selbsttherapie ohne begleitende Psychotherapie maximal die Hälfte, also 250 g pro Woche oder etwa 1 KG pro Monat. Es ist also in der Regel nicht richtig, dass Anorektikerinnen beliebig viel essen oder beliebig schnell zunehmen dürfen.
Um eine langsame Gewichtszunahme zu erzielen, ist ein kontrolliertes Essen notwendig. Wer sich das zutraut oder es inzwischen z.B. in einer Klinik gelernt hat, muss natürlich keine Kalorien zählen. Alle anderen sind gut beraten, die erwünschte Gewichtszunahme durch Essen nach Kalorien oder einem Essensplan sicherzustellen. Unabhängig davon ist in jedem Fall eine regelmäßige Gewichtskontrolle unverzichtbar.
LG Nus