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Reiten gegen Essstörungen und Depressionen

Letzte Nachricht: 14. Januar 2013 um 8:54
C
carlyn_12464360
10.01.13 um 22:26

Reiten gegen Depressionen und Essstörungen

Ich schreibe hier rückblickend aus meinem Leben . Es hat sich in den letzten Jahren viel positiv verändert und mit dem Abstand den ich nun zu meinem "alten Leben " kann ich folgendes sagen :
Ich hatte Bulimie und schlimme Depressionen . Die Betonung liegt auf "hatte".
Nicht die verschiedensten Therapolten oder der Klinikaufenthalt hat mich gesund gemacht.
Ich muss im nachhinein sagen dass die Isolation von der Außenwelt und der "selbsterforschende Rückzug " nicht der Weg war der mir geholfen hat .
Es war wichtig andere Menschen zu sehen, neue Prioritäten zu setzten und eine neue Wahrnehmung von mir selbst zu entwickeln .
Die größte Hilfe dabei leistet mir bis heute mein (Pflege-)Pferd.
Es gibt Theorien ,dass das Reiten bestimmte Reize anspricht die eigentlich Babys haben , wenn sie von ihren Eltern getragen werden ,dies wirkt beruhigend und schüttet Glückshormone aus. Zum anderen ist es ein anstrengender Sport der natürlich Endorfine freisetzt .
Das mag ja sein, doch viel wichtiger , war es "Urlaub" vom eigenen Körper zu nehmen . Beim reiten ist der eigene Körper nicht wichtig . Egal wie dick , hässlich unelegant und abstoßend man sich findet, auf dem Pferderücken bekommen die Bewegungen die Leichtigkeit die man sich erwünscht . Der eigene Körper verschmilzt mit einem Kraftvollen schönen lebendigen gesundenKörper .Man bekommt die Kontrolle die man lange gesucht hat und muss gleichzeitig vertrauen , sowohl sich selbst , als auch dem Tier .
Mit einem Tier muss man sorgsam umgehen . Es braucht eine bestimmte Menge Futter Futter nicht zu viel oder wenig , sie werden schnell krank von Futterschwankungen . Sie brauchen ihre Herde , sie werden traurig wenn sie allein sind . Sie brauchen Bewegung sonst werden sie nervös und machen Dummheiten , oder gewöhnen sich Verhaltensstörungen an .Sie brauchen Ruhe und Sicherheit , denn es sind Fluchttiere, man muss versuchen ihnen Sicherheit zu geben. Ein Pferd lügt nicht , es zeigt seine Emotionen offen ,wenn bestimmte Grundbedürfnisse nicht gegeben sind . Und wo unterscheiden sich diese tierischen Grundbedürfnisse vom Menschen ? garnicht , doch Menschen verstecken und unterdrücken ihre Emotionen .
Ich hatte lang das Problem dass ich meinen Körper von mir abstoßen wollte . Es bereitete mir wohlbefinden ihn zu quälen und diese Grundbedürfnisse zu verwehren. Es schien als gäbe es keinen Weg mir meinen Körper näher zu bringen. Doch ich bemerkte nach einiger Zeit ,dass es doch Momente gab wo ich mich befreit fühlte . Das waren die zwei Stunden in der Woche , wo ich auf dem Pferd saß ,weil ich in diesen Zeitpunkten garnicht über mich nachdachte (oder über meinen Körper) , sonder nur darauf konzentriert war das Pferd zu führen , dass jung und unerfahren war wie ich. Mein Körper war in diesen Momenten kaum anwesend . Mein Körper war das verwirrte und ängstliche Pferd , dass sich für mich bewegte und Emotionen zeigte . Wer ein junges Pferd führen will ,muss lernen diese Emotionen zu handhaben .Und in dem Moment wo ich die Bedürfnisse und Emotionen meines vierbeinigen Freundes befriedigte, pflegte ich gleichzeitig meinen Körper , weil ich ihn als verbunden mit dem Tier betrachtete . Ich identifizierte mich mit dem Pferd , dass genauso ängstlich und unsicher war wie ich , doch ich hatte Verantwortung und musste ihm Halt geben .Hinzu kam dass ein Pferd sehr sensible ist und merkt ,wenn etwa nicht stimmt .Wenn ich nervös und unsicher war , aber die Emotion unterdrückte , drückte mein Pferd diese Gefühle an meiner Stelle aus. Es war wie ein Dolmetscher. Das ist vielleicht etwas schwierig zu verstehen , aber es half mir körperliche Bedürfnisse und Emotionen einzuschätzen...
Eine wichtige Erkenntnis ,die ich am eigenen Körper erfuhr war auch :man kann auch einem Pferd(Körper?) nicht alles durchgehen lassen. Nimmt man die Zügel zu lasch , macht es was es will ,und verletzt sich im schlimmsten Fall , wenn es davon rennt . Nimmt man die Zügel zu straff ,fühlt es sich eingeengt und hat Schmerzen, früher oder später wird es wütend und wirft den Reiter ab. Das kann man sehr gut mit Essstörungen vergleichen . Es ist , finde ich , dass selbe Prinzip .
Ich musste also lernen ein Gleichgewicht zu finden .
Heute kann ich mit stolz sagen , dass ich zu denjenigen gehöre , die wirklich geheilt sind. Dadurch dass ich weiterhin reite , mache ich Sport und mein Gewicht ist normal und ich kann essen was ich will . Es gibt keine Gewichtsschwankungen mehr.Also, genau kann ich das nicht sagen , weil ich war ewig nicht auf einer wage , aber ich mach mir darum auch kein Kopf mehr. Ich bin schlank , aber nicht mager ...also Mitte eben. Natürlich gab es bei meiner Genesung auch die wichtige Komponente des Umgebungswechsels. Ich hab mich mit neuen Menschen getroffen die mein altes Ich nicht kannten und hab versucht ein neues authentisches Ich aufzubauen . Das war auch wichtig , aber darüber will ich hier nicht schreiben .
ich hoffe ich habe hier vielleicht den Anstoß zu einem neuen Therapieansatz geben der eine Alternative zu Gesprächstherapien ist . Klar gibt es Hippotherapie , doch meist ist diese geführt und man muss keine Verantwortung übernehmen . Verantwortung ist jedoch eine sehr wichtige Komponente gewesen .

mfg mau

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H
hazan_12498328
14.01.13 um 4:41

Super...
...dein Beitrag!

Auch ich habe durch meine tierischen Weggefährten sehr viel Hilfe gehabt.
Bei mir waren es verschiedene Kleintiere, die ich aus Notsituationen aufgenommen und infolgedessen die Verantwortung übernommen habe.
Und das wichtigste: mein erfüllter Kindheitswunsch nach Hund und Katz.

Mehr als einmal haben mir die Tiere das Leben gerettet - nur dadurch, daß ich mir Sorgen machte, wie sie ohne mich klarkommen. Wer sie bekommt und ob diese Leute sich dann auch so gut kümmern...
Mit meiner Tierärztin hatte ich eine Abmachung, daß meine Tiere eingeschläfert werden, wenn ich nicht mehr leben möchte - damit sie nicht in falsche Hände geraten.
Die Schlaue: sie muß gewußt haben, daß ich ihr das nie erlauben werde, meine Tiere zu töten!

Die Tiere sind mir deshalb so wichtig, weil ihnen unsere allgemein blöden menschliche Kriterien der Beurteilung fehlen.
Ob dick, dünn, schön, häßlich, klug, dumm oder sonstwas - gehst du mit ihnen gut um, lieben sie dich ganz ehrlich und völlig ohne Berechnung!

Da ich bis heute keinen menschlichen Körperkontakt ertragen kann, füllen die Tiere auch diese Lücke und machen das auch gerne. Hund und Katzen schlafen mit im Bett und sind glücklich. Ich kann wunderbar einschlafen, wenn sich mein Hund neben mir langmacht und die Katzen mir in die Ohren schnurren...

Ich bin sicher, daß ein Großteil meines Lebenswillens und meiner Strategien zur Krankheitsbewältigung durch meine Tiere kommt und bin ihnen unendlich dankbar, daß es sie gibt!

Und noch etwas bewirken sie: man kommt dadurch mit anderen Tierhaltern in Kontakt und hat so selbst neue Möglichkeiten, die man sich sonst nicht gesucht hätte...

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A
alisha_12758359
14.01.13 um 8:54
In Antwort auf hazan_12498328

Super...
...dein Beitrag!

Auch ich habe durch meine tierischen Weggefährten sehr viel Hilfe gehabt.
Bei mir waren es verschiedene Kleintiere, die ich aus Notsituationen aufgenommen und infolgedessen die Verantwortung übernommen habe.
Und das wichtigste: mein erfüllter Kindheitswunsch nach Hund und Katz.

Mehr als einmal haben mir die Tiere das Leben gerettet - nur dadurch, daß ich mir Sorgen machte, wie sie ohne mich klarkommen. Wer sie bekommt und ob diese Leute sich dann auch so gut kümmern...
Mit meiner Tierärztin hatte ich eine Abmachung, daß meine Tiere eingeschläfert werden, wenn ich nicht mehr leben möchte - damit sie nicht in falsche Hände geraten.
Die Schlaue: sie muß gewußt haben, daß ich ihr das nie erlauben werde, meine Tiere zu töten!

Die Tiere sind mir deshalb so wichtig, weil ihnen unsere allgemein blöden menschliche Kriterien der Beurteilung fehlen.
Ob dick, dünn, schön, häßlich, klug, dumm oder sonstwas - gehst du mit ihnen gut um, lieben sie dich ganz ehrlich und völlig ohne Berechnung!

Da ich bis heute keinen menschlichen Körperkontakt ertragen kann, füllen die Tiere auch diese Lücke und machen das auch gerne. Hund und Katzen schlafen mit im Bett und sind glücklich. Ich kann wunderbar einschlafen, wenn sich mein Hund neben mir langmacht und die Katzen mir in die Ohren schnurren...

Ich bin sicher, daß ein Großteil meines Lebenswillens und meiner Strategien zur Krankheitsbewältigung durch meine Tiere kommt und bin ihnen unendlich dankbar, daß es sie gibt!

Und noch etwas bewirken sie: man kommt dadurch mit anderen Tierhaltern in Kontakt und hat so selbst neue Möglichkeiten, die man sich sonst nicht gesucht hätte...

Oh ja Tiere sind toll
Ich habe auch sehr oft schon Trost in meinen Tieren gefunden. Ich weiß noch als Kind, wenn ich sehr traurig war, dann habe ich mit meinem Meerschweinchen gekuschelt und ihm alles erzählt. Das hat mir sehr oft geholfen.Unser Hund oder Kater merkt das auch immer direkt, wenn ich traurig bin und kommt dann an.

Das finde ich sehr schön und wahr:
"Die Tiere sind mir deshalb so wichtig, weil ihnen unsere allgemein blöden menschliche Kriterien der Beurteilung fehlen.
Ob dick, dünn, schön, häßlich, klug, dumm oder sonstwas - gehst du mit ihnen gut um, lieben sie dich ganz ehrlich und völlig ohne Berechnung!"

Oft merke ich auch, dass mir Leute, die Tiere mögen meist auf Anhieb sympathisch sind. Ich kann dann viel schneller Vertrauen fassen und auf die Menschen zugehen.

(Ich finde den Pingu so süß. Muss den unter jeden Beitrag setzten )

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