Hallo liebes Forum,
ich bin neu hier und habe mich angemeldet, weil ich unbedingt mal was erzählen möchte.
Kurz zu mir, ich bin weiblich, 22 Jahre alt und komme jetzt ins zweite Ausbildungsjahr zur Krankenschwester, habe einen sehr lieben Freund, Hund und Katzen und ne tiefschwarze Vergangenheit.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Ich hab nicht mal Fragen oder ähnliches, möchte einfach nur mal erzählen und hören was ihr dazu zu sagen habt. Kann jetzt auch lang werden.
Also, angefangen hat das alles im letzten Jahr. Erst jetzt im nachhinein sehe ich, dass ich ein ganz anderer Mensch war, sowohl innerlich als auch charakteristisch.
Auch denke ich, dass das alles damit zusammen hängt, dass ich kurz zuvor, also vor den ersten Symptomen, angefangen habe, täglich zu kiffen, und zwar richtig viel zu kiffen.
Ich hatte immer schon Probleme mit meinem sozialen Umfeld, wurde früher von der ganzen Schule gemobbt, volles Programm, mit Schlägen bei jeder Busfahrt und Hose runter ziehen mitten auf dem Schulhof und so weiter.
Außerdem kam ich mit ca. 6 Jahren das erste mal in die Psychatrie, Diagnose: ADHS; Hochbegabt.
Mit 14 dann die Diagnose Borderline. Nach einem meiner 7 Suizidversuche.
Naja, die Symptome der letzen Zeit hatten sich sehr langsam eingeschlichen und sich zu einem miesen Höhepunkt gesteigert.
Ich hatte zunächst Mal ziemlich oft das Gefühl, verrückt zu werden. Das ist schwer zu beschreiben, so als ob ich es bald nicht mehr schaffen würde, bei Verstand zu bleiben, egal wie viel Mühe ich mir gebe.
Ich war mehr und mehr misstrauisch meinem Freund gegenüber, dachte, dass er viele Dinge einfach nur spielt, wie zum Beispiel Telefonate mit seiner Mutter oder Arbeiten gehen, um mich von dem Verdacht abzulenken, dass er eine Andere hat und mich nur behält, weil er dadurch in einigen Bereichen einen Vorteil hat.
Das ist ja jetzt noch nichts so ausergewöhnliches, denke ich.
Im Umgang mit meinen Mitschülern habe ich sehr starke Paranoia bekommen.
Ich dachte, die Leute reden nicht mit mir, weil sie mich mögen oder sich unterhalten wollen oder sonst was, nein, ich dachte die ganze Klasse hat sich abgesprochen in ALLEM was sie tagtäglich tun, nur um mich zu überführen, negative oder "falsche" Dinge aus mir raus zu bekommen, um sie dann meinem Arbeitgeber zu erzählen um mich aus der Ausbildung raus zu bekommen. Und ja, ich dachte meine Chefs stecken mit denen unter einer Decke.
Das kam mir alles so ganz und gar nicht verrückt vor, nein, das was so schlüssig, anders konnte es gar nicht sein.
Weiter dachte ich, dass ich wegen einer längst vergangenen Anzeige von der Polizei beobachtet wurde, sie jeden Schritt genau dokumentiert.
Das steigerte sich alles noch weiter.
Ich komme aus einer Familie, die zerütteter eigentlich gar nicht sein kann, un ich kämpfe schon immer dagegen an, genau so ein Asi zu werden, wie die es sind.
Mit 14 kam ich ins heim, bis ich 16,5 war war ich in 6 verschiedenen Einrichtungen, davon 1 Jahr in einem geschlossenen Heim!
Vor kurzem erzählte ich dann meinem Freund - ACHTUNG TRIGGER - dass ich als Kind von meinem älteren Bruder sexuell Missbraucht wurde. Ich erzählte ihm alles bis ins kleinste Detail. Am Abend des 01.01.2014. Viele Faktoren spielten in das was jetzt kommt mit rein. Lange nicht geschlafen, da Silvester, Pep gezogen, getrunken, ziemlich viel gekifft und das verbalisieren des Traumas.
Direkt nachdem ich fertig war mit meiner "Geschichte" bin ich durchgedreht. Ich dachte plötzlich, dass meine Familie hier vorm Haus oder im Haus steht nur um mir zuzuhören, was ich gerade mache und sage.
Ich bin wie eine Irre durch das ganze Haus gerannt, habe Fenster und Rolläden geschlossen, habe alles abgesucht, ob vielleicht einer von denen sich in unserer Wohnung versteckt hat.
Als ich dann wieder zurück ins Schlafzimmer kam geschah das verrückteste und schlimmste, was ich je erlebt habe.
Auf dem Kleiderschrank saß eine schwarze Gestalt. Ich blinzelte und schüttelte mir die Haare aus dem Gesicht, aber jedes Mal wenn ich die Augen wieder öffnete, saß dieses etwas immer noch da und ich erschrak zu Tode.
Ja, ich hatte Todesängste, ich wollte weg laufen, aber mein Körper war starr und reagierte auf nichts mehr, was ich ihm befahl.
Der "Mann" saß da nicht einfach nur, nein, er war mir so nah wie nichts in meinem Leben zuvor. Und es ging eine furchtbare Bedrohung von dieser Gestalt aus. als wollte sie mir sagen, dass ich jetzt die Klappe halten soll, weil mir sonst was schreckliches passiert. Ich weiß nicht, das ist ganz schwer zu beschreiben
Ich saß also auf dem Bett, hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, traute mir keinen einzigen Blick mehr zu. Ich wollte mich nicht noch mal erschrecken, wollte einfach, dass es geht.
Ich bettelte meinen Freund an, er soll mit mir sprechen, er soll mich berühren, dafür sorgen, dass ich in der Wirklichkeit bleibe!
Das machte er auch, und zwar enorm gut. Er berührte mich, redete mit mir, gab mir eine Schlaftablette und 2 Dominal (Neuroleptikum). Nahm mich iwann in den Arm, legte sich mit mir auf die Seite und ich schlief ein.
Alles mit vors Gesicht geschlagenen Händen, weil ich diesen Anblick und diese Angst einfach nicht ertragen konnte!
Die Angst davor, dass diese Gestalt noch mal kommt, begleitete mich noch eine sehr lange Zeit. So sehr, dass ich es nicht mehr unter der Decke raus geschafft habe wenn mein Freund nicht zu Hause war. Kein Toilettengang, kein Schluck Wasser, Nichts!
Mitlerweile bin ich an folgendem Punkt: Ich habe eine Anzeige gegen meinen Bruder gemacht, hatte die ersten 3 Therapiesitzungen bei einem Psychologen, hatte 2 Termine bei meiner neuen Psychiaterin und einen Termin in der Suchtambulanz.
Der Psychiater der Suchtambulanz und ich sind gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass eine intensive Therapie in der Tagesklinik im Moment das Beste für mich wäre.
Stimme ich voll und ganz zu.
Ich bin im Moment so überfordert mit dem "normalen" Leben, will einfach nur noch weg laufen und keine Verpflichtung mehr haben, denke ich schaff das alles nicht.
Ich bekomme im Moment Seroquel, womit es mir viel besser geht, ich fühle mich fast wieder wie ein normaler Mensch. Ich brauch aber auch einfach nur mal Pause von meinem Leben, dass mich zuletzt so überfordert hat, dass es mich in den Wahnsinn getrieben hat.
Morgen fahre ich ins Krankenhaus und bereite meine Lehrer und Vorgesetzten darauf vor, dass ich längere Zeit ausfalle. Natürlich erzähle ich nichts genaues.
Trotzdem, mir ist das unsagbar peinlich und ich wäre froh, wenn alles nicht so gekommen wäre.
Naja, jetzt muss ich aber mal ein Ende finden.
Danke fürs Lesen, das musste ich jetzt einfach alles Mal erzählen.
Liebe Grüße
IchOderSo