hallo an alle
habe noch nie irgendwo im internet was gepostet. aber jetzt muss ich.
ich hatte selber vor ca. 10 jahren ms und bulimie über etwa 3 jahre. es tut mir sehr weh, die beiträge zu lesen, da ich jeden einzelnen gedanken und jede sorge, jede not nachvollziehen kann.
ich selber ging einen weg, der sicherlich nur für einen bruchteil der mädchen hier eine möglichkeit darstellt- ich hab mit dem kotzen aufgehört, so dass ich wirklich für jede kalorie mit meinem körpergewicht plötzlich gradezustehen hatte. habe sehr viel zugenommen, über die letzten 10 jahre 20 kilo (wobei ich nicht fett bin, jetzt eben normalgewichtig, nicht dick, nicht dünn), wobei ich langsam aber sicher es endlich schaffe, mich gesund zu ernähren und sich mein gewicht im moment doch etwas nach unten orientiert. allerdings ohne diät, nur durch gewohnheit. eine diät ist nie gut, ich ändere meine essgewohnheiten inzwischen nur sehr langsam, so dass mein körper auch hinterherkommt.
das problem an der ganzen sache ist ja, dass essen -quasi- immer eine sucht ist. man MUSS es jeden tag machen, sonst stirbt man. deshalb werden auch die unter euch, die viel zu wenig essen, irgendwann zwangsernährt.
und dann gibt es noch die sache, dass essen nicht nur wunderschön sein kann, sondern auch wie eine droge missbraucht werden kann. fressanfälle zur befriedigung.
weder das eine, noch das andere können jemals zu einem befriedigendem ergebnis führen, im sinne von aussehen, gewicht oder glücklichem leben.
viele freundinnen von mir hatten ähnliche symptomatiken, alle waren für ein, zwei jahre dünn, heute sind sie schöne frauen, aber eben normal. nicht dick, aber eben auch nicht so dünn wie damals.
einige sachen muss man sich klarmachen:
_man muss essen, jeden einzelnen tag seines lebens, bis zu dem, an dem man den löffel doch abgibt
_man wird zunehmen, schon aufgrund der veränderungen im körper auf dem weg zur frau (welcher dann irgendwann mit 25 abgeschlossen ist). da führt KEIN weg daran vorbei.
_essen ist gewohnheitssache, hunger und appetit werden vom limbischen system des gehirns gesteuert, also dem teil, der auch für die steuerung der körperlichen funktionen (verdauung, atmung, herzschlag...) sowie alles unterbewusste zuständig ist.
>>> hat sich ms oder bulimie entwickelt, sollte man sich aufgrund der grundlegenden körperlichen sowie körperlich-psychischen zusammenhänge über folgendes im klaren sein:
man wird NIE durch logisches oder rationales denken soweit kommen, aufzuhören und sofort "normal" zu essen. der teil des hirns zuständig für das limbische system (also essgewohnheit, hunger) kann keine rationalen zusammenhänge erfassen. die lernprozesse in diesem teil laufen auf sensorischer -also die sinne betreffende ebene- ab. es können keine prozeduralen erfahrungen (das bedeutet aus logischen zusammenhängen erarbeitete) verarbeitet werden, beziehungsweise nur in zeiträumen von einigen jahren. gewohnheiten lassen sich nur ändern durch stetiges arbeiten, jeden tag von neuem kämpfen.
nun ist es ein grosses problem, dass ihr euch zu dem zeitpunkt schon über längere zeit (hinzu kommt noch dass ihr in der pubertät doch sehr empfänglich seid, gewohnheiten zu erlernen-- siehe menschen, die in der pubertät rauchen anfangen und nicht in der pubertät wieder aufhören sind die süchtigsten raucher)-- über längere zeit die gewohnheit angenommen habt, sehr wenig zu essen. euer unterbewusstsein empfindet dies als normalzustand. gleichzeitig schreit der körper nach nahrung. fressanfälle, tagelanges hungern, wieder fressanfälle sind die folge.
im endeffekt verarscht man seinen körper kraft seiner gedanken.
aber das geht nur eine zeitlang gut. entweder die gewohnheit des nicht-essens ist noch nicht stark genug eingebrannt, man beginnt zu fressen, da der körper einfach MUSS. oder die gewohnheit wird immer stärker und man isst nicht mehr und weiss dann eben auch nicht mehr, wie gesundes essen überhaupt funktioniert (naja, das vergisst man am schnellsten, in jedem der fälle).
eine patentlösung gibt es nicht. das ist das traurige. jede einzelne von euch hat einen anderen grund für ihre essstörung. depression, schlankseinwollen, aufmerksamkeit bekommen, selbstverletzung, einige vielleicht sogar borderline.
was euch aber allen klar sein muss ist:
ihr werdet immer jeden tag bis zu eurem letzten atemzug essen müssen.
essen ist pure gewohnheit. niemand kann diesen vorgang rational steuern.
man muss also früher oder später eine gewohnheit annehmen, mit der man glücklich leben kann. nicht nur im sinne von schlank-sein. auch im sinne von geschmachserlebnissen, die einfach glücklich machen und trotzdem gut sind, da ihr euch ausgewogen ernährt.
mit dem essen unglücklich zu sein bedeutet eine sehr schwere belastung für die seele. der trieb, nahrung aufzunehmen ist angeboren. jedes tier hat ihn. wer glücklich isst, befriedigt ein essentielles bedürfnis und ist einfach grundsätzlich glücklicher. deshalb trifft einen es umso härter, in diesem bereich nicht zurechtzukommen.
quasi für euer seelenheil müsst ihr jeden tag darum kämpfen, gut zu essen, gute gewohnheiten zu leben.
womit ich selbst seit einem jahr sehr gut fahre bezüglich meiner essgewohnheiten (nach 6 jahren irren und wirren, immer wieder abnehmen und zunehmen in kleinerem rahmen), ist folgendes:
-ich versuche essen noch mehr zu schätzen. wirklich im sinne von teurem essen. ich kaufe mir teuren, sehr leckeren und guten käse weil ich ihn so liebe zum beispiel.
-wenn ich koche, dann immer gut und (relativ) aufwendig
-wenn ich fas habe (hab ich noch, hat JEDER mensch.. jede frau während ihren tagen wenigstens... :D ), dann schaue ich, dass ich diese quasi nutze, soviel gutes wie möglich zu essen. ich mache mir dann zum beispiel couscous mit huhn und gemüse. wenn man den couscous mit gemüsebrühe aufgiesst statt nur wasser, einige gebratenen kichererbsen dazugibt, dann vitamine reinschnibbelt-- das beste fa-essen der welt!!! ist gesund und wenig kalorien. positivster nebeneffekt: couscous quillt im bauch noch auf, was zu bauchschmerzen führt, der körper lernt (mit bestrafung, was anderes hat halt bei mir nicht geholfen), dass fas nicht so gut sind bzw. dass sie ihren preis haben.
-klingt seltsam, dieser punkt, aber versucht euch mal darüber gedanken zu machen:
wenn ich ein brot esse, dann esse ich erst mal ein stück mit butter, würzigem käse und dijon-senf, bisschen gemüse, also lecker und gesund. so weiss ich, dass ich genügend energie habe, aber eben auch nicht zuviel!! habe ich noch mehr hunger, esse ich "magenfüllende" sachen hinterher, noch mal ein stück trockenes brot, oder eine banane oder so. dann habe ich gut und toll gegessen, aber nicht zuviel, ABER TROTZDEM GENUG!!!!
dass bedeutet, grundsätzlich versuche ich oft genug zu essen, mit vielen zwischenmahlzeiten bestehend aus obst, gemüse, EIN stück schokolade, EIN PAAR gummibärchen, gekochten gemüseresten vom vortag, EIN STÜCK käse, und so weiter.
die hauptmahlzeiten sind dann entweder viel und fettarm oder wenig und dann aber da wenig an masse, so lecker und gesund wie möglich.
wie gesagt, ich scheine gut damit zu fahren. ich habe keine ahnung, wieviel kalorien ich esse. aber im letzten jahr habe ich einen oder zwei kilo abgenommen und ich muss sagen, ich habe das gefühl ich esse wirklich alles was ich will. wer schnell abnimmt ohne plan, hat in spätestens 5 jahren mindestens 5 kilo mehr drauf als das anfangsgewicht. schön, wenn ihr jetzt alle ein oder zwei jahre dünn seid. wollt ihr noch mit 30 so aussehen, dann müsst ihr essen lernen. abnehmen kann jeder. essen nicht.
man muss eben langsam eine gesunde routine entwickeln, also langsam steigern bzw. die fressanfälle unter kontrolle bringen, dies vor allem, in dem man zwischendrin auf keinen fall zuwenig ist. es ist wichtig, immer genug im magen zu haben, egal wie kalorienhaltig. auch wenns nur obst ist, oder ein paar scheiben trockenes brot.
sobald man erst mal eine regelmässige nahrungsaufnahme in jeglicher form wieder gewohnt ist, kann man, ist man sich im rahmen dessen sicher genug, die einzelnen mahlzeiten mit mehr oder weniger energie bepacken. ihr wisst alle gut genug über essen bescheid und was passiert, wenn ihr jetzt statt dem apfel ein butterbrot essen werdet. an manchen tagen braucht ihr eben nur den apfel, an anderen doch die kohlenhydrate im brot, je nachdem, was ihr tut an diesem tag.
ich denke, es ist auch sehr schwer, wenn man nicht mehr mit der essensroutine im elternhaus zurechtkommt. allerdings sich ganz auszuklinken und nichts mehr zu essen führt zu nichts. wirklich. gar nichts. denn essen muss man. versucht doch auch darüber zu sprechen zuhause, ob eure mutter (falls die kocht), euch einfach jeden tag ein bisschen reis noch machen kann, und das gemüse eben nicht in die sahne wirft und nicht mit soviel butter anbrät. so seid ihr wenigstens in eine normale TAGTÄGLICHE essensroutine eingebunden. sprecht über eure bedürfnisse. sagt eurer mom, ihr esst liebend gerne mit der familie, und das es euch viel bedeutet. ihr wollt nur eben was anderes. aus so einer basis kann dann die mutter auch wirklich kontrollieren, was ihr esst und mit euch verhandeln, da es ja wahrscheinlich zu wenig sein wird. das wichtige allerdings ist die tag-zu-tag gewohnheit des essens. und nicht des immer weniger essens!
wenn ihr nichts esst, sterbt ihr, oder werdet einfach wieder dicker als vorher. nur wenn ihr esst und euch anstrengt und lernt, gesund zu essen, werdet ihr eine gesunde entwicklung durchleben und vielleicht sogar schlank bleiben ohne immer kalorien zu zählen.
aber auch magersucht und bulimie sind süchte, ihr müsst es wirklich wollen und jeden tag dafür arbeiten.
und vergesst bitte bitte bitte nicht, einfach auch zu leben und spass zu haben. rausgehen, freunde treffen, immer auch an einem alternativen lebensinhalt zu arbeiten und ENTWICKELT EUCH ZU STARKEN PERSÖNLICHKEITEN--
wer die willenskraft hat, den stärksten trieb in sich zu kontrollieren, der kann mit einer solchen energie und stärke die ganze welt erobern.