Nähe und Abstand
... oh ja, ich kenne das leider!
Ich erlebe mich immer wieder dabei, wie ich weg will, wenn ich mit ihm zusammen bin, OBWOHL ich mich sauwohl fühle, bei ihm bleiben möchte,... aber: ich muss weg, weil ich Hunger habe u das schon viele viele Stunden u langsam ganz schwach werde... u gerade in einer Phase bin, in der ich kaum in Gesellschaft essen kann und nur meine ganz bestimmten Dinge esse, die auf meiner "erlaubt"-Liste stehen. Es ist absolut irrational, das weiß ich! Denn er weiß um meine Krankheit, kennt und liebt mich so und TROTZDEM fühle ich dieses schlimme Schamgefühl. Ich schäme mich, das ist einfach ein Gefühl!, denn mein Kopf weiß genau, dass ich mich nicht zu schämen brauche. Hilft aber nichts, ich schäm mich, also gehe ich... Komme dann manchmal aber am Abend wieder zurück...
Es gibt auch Tage, an denen ich esse (streng von meiner "erlaubt"-Liste zwar, aber immerhin!), es bei mir behalte (kleine mini-Fortschritte mache ich ja schon), mich dann aber so schlecht fühle, dass ich nicht unter Leute gehen kann - u eben auch nicht zu meinem Partner. Ich sage ihm das dann genau so u er versteht u akzeptiert das. Das ist übrigens absolut neu für mich. Ich bin 42 u habe vor 11 Monaten überhaupt das allererste Mal im Leben über meine ES gesprochen... er ist nun daher auch der erste Mann in meinem Leben, den ich liebe und dem ich meine ganze Wahrheit sage. Das tut gut irgendwie...
Dennoch belastet mich mein Verhalten, meine ständigen Rückzüge... denn ich denke immer, ich könnte ihn verletzen, selbst wenn er sagt, er verstehe mich. Ich weiß, dass er selber schlimme Verlassensängste hat, die genauso irrational sind wie meine Ängste.
Schließlich noch ein Gedanke: habe mir schon einmal überlegt, ob mein Symptom, also meine ES, nicht vllt auch eine Strategie ist, nicht zu nahe bei einem Menschen sein zu müssen, ihn nicht so nah an mich heran zu lassen - selbst wenn ich ihn ohne Ende liebe. Die ES war, was mich betrifft, die Lösung, die mein Ich damals gewählt hat, um nicht-Aushaltbares aushalten zu können... eine Verschiebung: ich kontrollierte (und kontrolliere noch) in einem Bereich (nämlich was meinen Körper und das Essen angeht), weil dieses Kontrollieren in einem anderen Bereich, um den es eigentlich geht, in dem ich mich ausgeliefert, ohnmächtig, hilflos fühlte (fühle), nicht möglich war (ist). Dieser Bereich war und ist: Liebe. Das Kind in mir liebte den Vater, der mir aber wehtat, mich ablehnte, ... . Ich war ausgeliefert, spürte Ohnmacht. Liebe = Ausgeliefertsein, außer Kontrolle sein..... so ungefähr verstehe ich heute die Entstehung meines Symptoms.
Diese Gedanken u raionalen Überlegungen helfen mir jedoch wenig, eigenltich gar nichts!, wenn es darum geht, mein Verhalten zu ändern. Das ist längst zu spät, es hat sich verselbstständigt, die Krankheit hat mich voll in der Hand...
Weiß nicht, ob dir mein Text hier jetzt irgendetwas gebracht hat ...