Huhu,
irgendwie wird Essgestörten ja immer unterstellt, dass sie was gegen Dickmacher und Kalorienreiches haben, aber damit hatte ich nie so die Probleme (ok, außer wenn ich garnichts gegessen habe).
Ich hab eher was gegen Krankmacher.
Sprich, ein FA ist für mich dann ein FA, wenn ich Sachen esse, die ich für sehr ungesund halte. Gut, die übermäßigen Mengen kommen noch dazu, ich habe große FA.
Außerdem gibt es bestimmte Lebensmittel, die lösen bei mir immer FA aus. Vielleicht nicht am selben Tag, aber spätestens dann am nächsten. Sprich, ich kann vielleicht ein paar Süßigkeiten naschen und mich trotzdem disziplinieren, aber am nächsten Tag fresse ich, soviel wie reingeht.
Ich hab vielleicht ein minimal übertriebenes Schlankheitsideal (so im 18er BMI-Bereich ), aber ich finde mich damit dann auch schön und ok und will nicht immer weniger.
Damals, als ich das tatsächlich erreicht hatte und sowohl Figur als auch Essverhalten total ok fand, hörte ich aber von sehr vielen Leuten, ich sei so dünn geworden, und meine Familie war eben auch genervt, dass ich nicht wirklich normal aß.
Dazu kam ein Mädel aus meiner Stufe, das in echt magersüchtig war, und ich wurde ein bisschen paranoid.
Was, wenn ich selber Magersucht hätte? Es trafen ja so ein paar Symptome auf mich zu, Gewichtsabnahme, Einschränkung der Lebensmittel, Lügen, um normales Essen zu vermeiden, viel Sport. Also startete ich eine Selbstbehandlung gegen meine imaginäre MS und fing an zu fressen, dann wieder normal zu essen, dann wieder fressen, ich merkte, dass ich dicker wurde, hungerte wieder ein bisschen. Und in der Zwischenzeit informierte ich mich sehr viel über Essstörungen und las immer mehr darüber. Und beschäftigte mich übertrieben mit dem Thema, was natürlich auch triggerte. Und dachte, vielleicht wäre ich besser magersüchtig als fresssüchtig. Also hungerte ich. Nahm zu schnell ab, bekam Angst, denn ich will ja eigentlich wie gesagt gar nicht knochig sein. Also fraß ich wieder. Und es spitzte sich immer mehr zu, die Fress- und hungerphasen folgten immer schneller und extremer aufeinander. Bis es schließlich in der Bulimie gipfelte.
Wenn ich ein paar hundert Gramm Nüsse esse, ist das noch kein FA, Nüsse halte ich für sehr hochwertig, auch wenn ich die Menge für jeden Tag sehr übertrieben halte. Es löst auch keinen Heißhunger bei mir aus, da ja Kohlenhydratarm. Dieselbe Menge an Gebäck mit Weißmehl und Zucker finde ich unerträglich (obwohl ich auch damit die FA nicht immer kotze).
Ich bin Vegetarierin, schon lange, also denke ich über die Fleischprodukte nicht weiter nach, aber alles andere habe ich für mich klassifiziert.
Eigentlich will ich nur sportlich und schlank sein, und gesund, aber hab ja mit meiner Selbst-anti-MS-Behandlung alles kaputtgemacht, indem ich mir eingeredet habe, ich soll mir doch ruhig was gönnen. Weil ich da im tiefsten Innern aber absolut nicht von überzeugt bin, esse ich diese Nahrungsmittel zwar, aber ich hasse mich dafür, dass ich so einen ungesunden Mist esse, und das führt zu FA.
Der Fettgehalt ist mir dabei ziemlich egal, mir wurde ja in einem anderen Thread unterstellt, ich würde Milch wegen dem Fett nicht mögen, aber ich finde eben einfach so, sie bekommt mir nicht, und die meisten Milchprodukte mag ich auch einfach nicht so sehr. Wenn ich mal Quark esse, dann den mit 20% Fett, Magerquark mag ich von der Struktur her nicht, der ist so zäh.
Probleme habe ich eben vor allem mit zuckerhaltigen Produkten, Weißmehl, und alles, was Fertigprodukt ist. Und Milchprodukte finde ich für mich auch in rauhen Mengen nicht so gut, weil sie verschleimen, die Haltung von Milchkühen oft schlimmer ist als die von Fleischkühen, und außerdem hatte ich als Kind mal eine diagnostizierte Milchallergie, die nie wirklich behandelt wurde, als werde ich sie wohl noch haben.
Irgendwie bin ich mit meiner versuchten Normalernährung absolut nicht glücklich, und das führt dann zu Selbsthass und FA usw.
Hab auch mal gelesen, dass Bulimiker nach außen hin oft ganz lieb und angepasst sind, und das Anpassen versuche ich ja jetzt auch seit Jahren, und das Ergebnis war eben die Bulimie. Toll, ne, ich hab Angst vor Magersucht und rutsche in die Bulimie.
Und immer wieder starte ich Versuche, an meine damalige für mich zufriedenstellende Ernährung anzuknüpfen, weil die aber sehr vom Normalen abweicht, komme ich mir dann so doof und außenseiterhaft und essgestört vor, und dann denke ich, wenn ich sowieso nicht esse, wie ich will, ist auch alles egal, und dann häng ich wieder am selben Punkt.
Deshalb helfen mir oft Bücher gegen mein essgestörtes Denken, die nichts mit ES zu tun haben, aber sehr viel mit Persönlichkeitsentwicklung und die mir sagen, Anderssein ist ok. Die mir Kraft geben, ein bisschen anders als andere zu essen und mich trotzdem ok zu fühlen, die mir nicht sagen, nur wenn ich ganz "normal" esse, auch wenn ich mich anders besser fühle, komme ich von meiner ES weg.
Die mir Mut machen, Individuum zu sein.
Und doch bin ich zu feige dafür, wirklich zu meinen Bedürfnissen zu stehen, und tue lieber so angepasst und flüchte in die Bulimie.
Ich hoffe auf Rückmeldungen, das Thema ist mir sehr wichtig!