Also
meiner Meinung nach ist das Zunehmen ins Normalgewicht ein wichtiger Schritt. Entscheidend und wichtig. Denn man durchbricht zunächst einmal die Struktur der Sucht. Zum anderen ist man dann erst bereit für die Therapie. Man ist, wenn man Normalgewicht hat natürlich ehrlicher Weise lange nicht am Ende der Erkrankung. Aber man ist mit Normalgewicht überhaupt erst in der Lage, den wahren Kampf aufzunehmen und zu verstehen.
Die Vorteile, die ich aus dem Normalgewicht gezogen habe sind:
- Ich kann etwas mehr essen, ohne zuzunehmen
- Mein Körperbild verändert sich langsam wieder zum Besseren
-Ich gehe entspannter mit meinem Körper um, wiege mich weniger
- Meine Stimmung wurde ausgeglichner; ich bin nicht mehr so aggressiv und gereizt, depressiv, wie früher
- Meine Körbchengröße ist auch wieder mehr geworden
- Meine Menstruation setzte wieder regelmäßig ein
- Meine Haare wurden dicker und fielen weniger aus
- Ich habe Kraft zum Arbeiten
- Ich habe die Fähigkeit, mich aufs Lernen zu konzentrieren
- Ich bin weniger anfällig für Krankheiten
- Ich bin nicht mehr direkt müde, wenn wir abends feiern gehen
- ich friere weniger
- meine Haut ist nicht mehr derart trocken
- meine Gesichtszügen wirken wieder weiblicher und nicht mehr so maskulin
- Auch mein Freund findet angeblich etwas mehr Gewicht bei mir schöner
-Ich habe wieder etwas mehr Lebensfreude als vorher
- mir ist nicht mehr so oft übel
- Ich habe keinen Hungerbauch und keine Hungerödeme unter den Füßen mehr
-keinen Schwindel
-Keine Schwächeausbrüche
- nicht mehr überall blaue Flecken vom Sitzen
Dazu muss ich noch sagen. Es ist ein langer Weg dahin. Es gibt auch immer noch Punkte, da hasse ich mich für mein Normalgewicht, aber ich weiß, dass es anders nicht geht. Ich hatte immer ein Gewicht im oberen Normalgewichtsbereich und war nie von Natur aus dürr. Ich versuche momentan das zu akzeptieren. Andere schätzen mein Gewicht auch oft niedriger ein, als es ist.
Mir geht es aber auch nur deswegen besser, weil meine Therapie mir große Schritte weitergeholfen habe und ich mich mit den Ursachen auseinandersetzen kann oder auf dem Wege dazu bin. Ich bin mir sicher, dass diese Vorteile, die ich dort aufgelistet hat, aus einer Kombination aus meiner Therapie und der Gewichtszunahme entstanden ist.
Man kann also nicht erwarten, dass man Normalgewicht hat und von heute auf morgen ist alles besser. Es ist defintiv nicht alles gut und nicht alles leicht, wenn man Normalgewicht hat. Ich habe mich früher oft alleine gefühlt, nutzlos und wertlos, wusste zunächst nichts mit meinem Körper anzufangen. Dachte, ich hätte alle meine Ziele zu nichts gemacht. Aber mit Normalgewicht lernte ich erst, mir wieder neue, lebensnahe Ziele zu setzen. Ich hatte zu der Zeit jedoch furchtbare Angst, dass ich mit Normalgewicht nicht mehr krank sein darf. Das ist natürlich Quatsch. Mit Normalgewicht ist man noch genauso krank, wie vorher, wenn die Gedanken nicht weniger werden. Das sollte einem jedem klar sein. Die Gedanken kann man dann am besten mit einer Therapie und vielen Gesprächen bekämpfen. Aber was am Normalgewicht der Vorteil ist, ist es, dass die körperlichen Symptome zumindest nachlassen, was ja auch eine wichtige Vorraussetzung für die Zukunft ist. Ich denke mir nämlich jeder Tag im Untergewicht schadet mir mehr. Und falls ich einmal alt sollte/möchte und an den Folgeerscheinungen von diesem durchs Hungern erzeugtem Untergewicht leide, dann bin ich nicht stolz, dass ich früher mal untergewichtig war. Dann werde ich es bereuen, dass ich irgendwann nicht mehr rückgängig machen konnte,was ich meinem Körper mal angetan habe.
lg