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Hallo Jessi,
gerne würde ich irgendwas hilfreiches zu dir sagen, denn deine Geschichte hat mich wirklich ziemlich bewegt. Obwohl ich derartiges nicht erlebt habe, kann ich es mir gut vorstellen. Ich habe einfach mal mein eigenes Lebens als Grundlage genommen, auch bei mir in der Schule gab es damals diese Mädels, die gut aussahen, aus reichem Elternhaus kamen, einfach sehr erfolgreich und dadurch unheimlich "cool" und "beliebt" waren. Ihre größte Stärke zogen sie jedoch daraus, andere zu kränken und kleiner zu machen. Mir war das schon lange klar, weswegen ich gar keinen Wert darauf legte mit diesen Leuten befreundet zu sein. Anderen war das nicht klar und sie warfen sich denen an den Hals.
Wie auch immer, ich stelle mir also vor, dass nach meiner Schulzeit plötzlich eine dieser Tussis in mein Leben gekommen wäre, mir ehrliche Freundschaft vorgespielt hätte und sich am Ende meinen Freund und meine Freunde krallt... autsch. Das tut schon sehr weh und kann einen schwer erschüttern. Soweit verstehe ich dich.
Ich weiß auch selbst, dass es unheimlich schwer ist, sich ohne Rückhalt einen komplett neuen Freundeskreis aufzubauen. Ich z.B. wohne jetzt seit 5 Jahren hier in der Stadt und habe hier nicht eine Freundin. Kontakte ja aber keine Freundschaft. Richtige Freunde habe ich nur die aus der Schulzeit damals (bin seit 6 Jahren raus) und die wohnen mittlerweile in ganz Dtl. verteilt, man sieht sich also nur 1-2 mal im Jahr. Mein soziales Umfeld besteht aus meinem Verlobten, meiner Schwester und meinen Eltern, ab und zu treffe ich mich mal mit einem Exfreund, mit dem ich gut befreundet bin. Das war's im Grunde, weil alle anderen weiter weg wohnen. Aber wenigstens habe ich die noch! Wenn ich mir vorstelle, dass man sie mir genommen hätte, wäre das schon sehr hart.
Jetzt bin ich an dem Punkt, an dem es mir unheimlich schwer fällt, dir einen Rat zu geben. Zu sagen "gehe raus, lerne Leute kennen, vergiss die Vergangenheit, fange neu an..." halte ich für sinnlos. Du weißt sicher selbst, dass das theoretisch eine Möglichkeit wäre aber eben nicht wirklich umsetzbar ist. Zu tief wurde man geprägt. Und da sind wir an einem ganz wichtigen Punkt: Das, was wir im Leben erleben, macht uns zu den Menschen, die wir sind. Du fragst in deiner Überschrift, ob das ein normales Verhalten sei? Ich kann sagen - ja. In deiner Situation ist es das. Wir Menschen sind alle anders und so reagiert jeder völlig anders als der Andere auf Erlebnisse. Grundsätzlich ist es aber so, dass wir nicht "so sind" sondern vom Leben "so gemacht werden". Je nachdem auf welchen Boden ein Keim fällt (Boden = deine psychologische Konstitution, Keim = Erfahrungen), erwächst etwas daraus. Bei dem einen würde ein Erlebnis wie deines vielleicht Wut auslösen, die nach ein paar Wochen verflogen und vergessen ist. Ein anderer würde vielleicht durchdrehen und einen Mord begehen und wieder ein anderer verliert sein komplettes Selbstwertgefühl und Urvertrauen in Menschen... das lässt sich nicht voraussagen und nicht weg reden, in aller erster Linie muss man das erstmal akzeptieren. Ma ist deswegen kein schlechter Mensch....
... dann kann man versuchen daran zu arbeiten. An deiner Stelle würde ich mich erstmal fragen "was will ich?" Mir persönlich ist nämlich aufgefallen, dass ich gar keinen Freundeskreis in dem Sinne will. Ich bin glücklich so wie es ist und auf eine richtige Clique hätte ich gar keinen Bock. Zu wissen, was man will, hilft enorm viel dabei sich zu verändern. Also, was willst du wirklich? "Normal wäre es sich auf sein eigenens Leben zu konzentrieren" - ok, dann mach das erstmal. Schau dich wieder selbst an, wo stehst du? Wie geht es dir? Und was fehlt dir zum glücklich sein? Nicht "was hat dir gefehlt?" (dein alter Freundeskreis) sondern was fehlt dir JETZT? Wenn man das weiß, kann man versuchen einen Schritt nach vorne zu machen.