(Vorsicht, sehr lang)
Inzwischen kann ich es nicht mehr verleugnen, dass ich eine Essstörung habe. Warum das jetzt gekommen ist (ich bin 40, verheiratet, ein Kind!), kann ich gar nicht sagen.
Ich habe die letzten Jahre einiges an Gewicht verloren durch mein leistungsmäßiges Lauftraining (bin eine sehr erfolgreiche Wettkampfläuferin). War aber immer relativ stabil vom Gewicht (1,67, 52 kg). Habe immer rel. fettarm und kalorienarm gegessen, eher wenig zu den Mahlzeiten, aber viel zwischendurch und gern auch abends kalorienarm genascht (zum Knabbern abends Popcorn usw.). Meine Periode ist bereits im Sommer 2011 ausgeblieben, ich nehme derzeit die Pille wegen des Östrogenspiegels.
Im Winter habe ich mein Sportpensum dann noch weiter erhöht (ohne gezielt abnehmen zu wollen, war ja objektiv schon sehr schlank bis dünn!) und die Ernährung war weiter extrem fettarm.
Da bin ich erstmals in Richtung 50 kg gerutscht. Habe begonnen, viel zu frieren, war öfter mal schlapp.
Irgendwie hat sich das weiter verstärkt. Noch mehr Sport (z.T. 6mal die Woche), weniger Fett + KHs. Im Frühjahr bin ich unter 50kg gerutscht und mein Essverhalten wird zunehmend zwanghafter. Inzwischen bin ich stark untergewichtig (derzeit unter 48 kg, BMI unter 17!)
Ich muss dazusagen, dass ich enorm muskulös und durchtrainiert bin, mein Körperfettanteil ist also sicher extremst niedrig. Man sieht jetzt Knochen, ich finde es optisch wirklich unschön (und mein Mann sowie mein Umfeld erst!).
Aber ich kann einfach nicht aufhören mit dem extremen Sport, jeden Tag und immer mehr. Mein Körper ist am Limit, ich baue immer mehr ab. Derzeit sieht es so aus:
-ich zähle immer grob die Kalorien von allem, was ich esse z. rechne zusammen; esse Unmengen Karotten und solche Sachen
-Schummle beim esse, habe auch schon Teile von Semmeln o.ä. verschwinden lassen, behaupte, gegessen zu haben usw.
-habe inzwischen bestimmt 15 Bücher zu dem Thema gelesen und sollte wissen, was los ist
-ständiges frieren
-meine Kleidung sieht aus wie an einem Kleiderbügel
-Probleme in meiner Ehe, kann noch weniger Nähe zulassen als vorher, praktisch keine Berührungen seit Monaten
-meine Leistungsfähigkeit ist schon seit Mai weg, ich schleppe mich nur noch dahin und muss vor/ beim Sport Kohlehydrate nehme, damit ich nicht zusammenklappe.
-Ich löffle den ganzen Abend kalorienarmes Zeugs, gefrorene Milchcremes (gefrorene falsche Schlagsahne, praktisch fettfrei, z.T. 8 Becher am Abend krank)
-Schlapp, schwindlig, inzwischen sogar schon Tendenz zu Depressionen; immer gereizt, dünnhäutig, schlafe schlecht, nicht belastbar, unkonzentriert im Job
-und was mich extrem erschreckt hat: diese Woche habe ich etwas Flaum auf der Wange entdeckt (Lanugo-Behaarung?) Wie schrecklich!! Ich bin magersüchtig!
Ich finde mich allerdings NICHT zu dick und will auch nicht abnehmen, im Gegenteil!!! Körperschemastörung habe ich nicht
Ich weiß, dass ich etwas tun muss. Habe mich jetzt bei einer Heilpraktikerin (macht auch psych. Beratung) angemeldet, hatte aber erst einen Termin. WILL mehr essen (esse ca. 2000 kcal täglich, aber mit dem vielen Sport reicht das natürlich nicht, sonst wäre ich nicht noch weiter runtergerutscht), aber da ist einfach eine Sperre gegenüber kalorienreichen Lebensmitteln.
Heute habe ich zumindest etwas Käsekuchen gegessen und mittags Spagetti, war aber eine große Überwindung.
Dazu kommt, dass mein Mann abnimmt (hat er auch schon sehr viel) und seit Monaten sehr auf die Ernährung achtet. Bei uns gibt es nur Light-Produkte, wir essen sehr fettarm.
Das macht es mir noch schwerer, über den Hunger zu essen.
Ich MUSS unbedingt wieder raus aus diesem Wahn. Wieder normal essen, zunehmen (Ziel habe ich mir erstmal 50 kg gesetzt). Meine Familie (auch mein Sohn!) leidet unter mir, das spüre ich. Momentan bin ich nur noch ein Schatten von mir. Ich war eine erfolgreiche Sportlerin mit zig Pokalen, jetzt bin ich ein Wrack!!!
Aber das zunehmen ist soooo schwer, das hätte ich nicht gedacht. Wie eine Sperre im Kopf.
Morgen sind wir zum grillen eingeladen, da weiß ich, dass ich vormittags so lang laufen werde, wie es das Befinden zulässt (vermutlich 15-20 km), um schon mal Kalorien zu verbrennen.
Der Beitrag war sehr lang, ich weiß. Hoffentlich nicht zu verworren. Ich würde mich freuen über etwas Austausch, evtl. andere betroffene Mütter o.ä.
Danke fürs (evtl. teilweise) lesen!
Susa