Hallo ihr Lieben!
Jeder, der hier in diesem Forum ist, kämpft wohl gegen irgendeine Form der Essstörung. Erst einmal möchte ich euch auf diesem Weg das Allerbeste wünschen, ihr schafft das, seid und bleibt stark!
Ich habe vor längerer Zeit hier schon einmal geschrieben. Es ist jetzt über ein Jahr her, dass ich magersüchtig war. Zwischendrin hatte ich ab und an FAs. Danach hatte ich ständig FAs, konnte nichts dagegen tun. Lag mit einem Bauch wie in einer Schwangerschaft im Bett, hab geweint, fühlte mich schrecklich. Hab versucht, alles wieder herauszubekommen, klappte aber kaum. Viel zu viel blieb drin. Hab nach meinen FAs Tabletten genommen, um mich so zu fühlen, als hätte ich was dagegen getan, Sport konnte ich mit vollem Bauch kaum machen- bin gerannt, angehalten um etwas hochzuwürgen, weitergelaufen, hatte solche Schmerzen, der Bauch war so prall...
Schreckliche Szenen, die ich am liebsten vergessen würde. Die Versuche, einen Tag dann nichts zu essen, scheiterten immer öfter. Ich kam einfach nicht mehr dagegen an. Natürlich nahm ich dabei auch zu. Hatte mich in den paar Monaten, in denen ich magersüchtig war, über 10 Kilo runtergehungert, anschließend hatte ich noch mehr wieder drauf und es wollte nicht aufhören.
Ich hatte sooooo Hunger, so viel Hunger!
Meine FAs hatten Ausmaße bis 7000 Kalorien oder sowas.
Ich zog mich zurück, saß dann mit meinem Essen vor irgendwelchen Filmen und fühlte mich währenddessen gut. Immer mehr, immer mehr, das Gefühl sollte nicht aufhören.
Dann- schlechtes Gewissen. Ich dachte, es würde nie aufhören und ich müsste fett werden, richtig fett.
Ich hatte einfach IMMER Hunger, ich konnte so viel essen, man kann es sich nicht vorstellen.
Ich wünschte, nie angefangen zu haben, zu hungern.
Dann hätte ich eine Figur, die in Ordnung ist und Gedanken, die normal sind. Die sich nicht ständig um Essen drehen. Mein Körper schien eine enorme Angst zu haben, wieder in so eine Hungersnot zu geraten. Ich habe auch wirklich schnell abgenommen. Ein halbes Jahr hatte ich meine Regel gar nicht.
Und dann Angst gehabt, wieder normal zu essen, weil ich dachte, dann ganz schnell zuzunehmen, da ich meinen Stoffwechsel so enorm runtergefahren hatte. Die FAs haben mir die Entscheidung abgenommen. Dann, irgendwann, wünschte ich mir nur noch normal zu essen und nicht mehr zu wenig oder gar nicht. Der Kampf bestand dann darin, keinen FA zu haben, das war mir dann schon genug.
Ich begann mein Studium, zog mich fast jeden Tag zurück, um alleine und in Ruhe zu essen, das war so mein Tageshöhepunkt, beim Essen ging es mir gut. Danach natürlich nicht, aber währenddessen. Ich aß irgendwann aber auch nicht mehr so viel, die FAs pendelten sich auf ein annehmbares Maß ein, es kam ganz von alleine. Ich hatte einfach keine Lust und keine Kraft mehr, mir Druck zu machen, ständig innerlich dagegen anzukämpfen. Der erste Schritt, der es besser machte. Es annehmen, wie es ist, wie es kommt, wie der Körper es möchte. Ich nahm von alleine wieder 1,2 Kilo ab. Trotz gelegentlicher kleinerer FAs und einem ansonsten gutem- sehr gutem Appetit. Ich bin trotz aller FAs dennoch nie übers Normalgewicht hinausgekommen, bis es sich von alleine begann einzupendeln. Und dann hatte ich mein Gewicht wieder, das ich hatte, bevor ich in diese widerliche Essstörung rutschte. Etwas später lernte ich meinen jetzigen Freund kennen, und lernte viele nette Leute kennen. Die Änderung meines Umfeldes hat mir auf jedenfall geholfen. Ich wollte für meinen Freund "normal" sein, aß regelmäßig mit ihm. Nahm dadurch sogar ab. Dadurch dass sich mein Umfeld änderte und ich glücklich war und einfach regelmäßig aß.
Es klingt jetzt alles so simpel, aber über alles hinweg bin ich trotzdem noch nicht- ich habe selten, aber manchmal immer noch FAs, aber ich esse wesentlich weniger und weniger ungesund dabei- mein Körper braucht es schlichtweg nicht mehr. besonders kommen diese FAs in meiner alten Umgebung, zu Hause bei meiner Familie. Doch es wird besser, immer besser. Und solche Ausrutscher lasse ich eben einfach zu. Mein Körper ist jetzt wie gesagt völlig normal, mein Freund liebt mich wie ich bin und ich nehme mich an, so wie ich bin. Alles andere hat es immer nur schlimmer gemacht. Ja, ich hab mich dünn und beim Abnehmen schön und stark gefühlt, aber ansonsten ging es mir schrecklich. Ich will meine jetzige körperliche und psychische Verfassung nicht mehr hergeben, nur weil ich mir mal wieder irgendwas einrede. Nicht diszipliniert genug zu sein, nicht dünn genug, nicht schön genug... das ist so Quatsch. Keiner bewundert einen, wenn man mager ist, weil man ja sooo diszipliniert ist und im Vergleich zu anderen dem Essen widerstehen kann. Man wird bemitleidet, weil man sich selbst so wenig liebt, dass man sich so etwas antut. Man wird aber bewundert, wenn man selbstbewusst auftritt, wenn man Lebensfreude ausstrahlt. Das will jeder- zufrieden mit sich und dem Leben sein. Tun wir doch einfach so, als würden wir uns lieben und alles gut machen, selbst wenn es vielleicht in einigen Momenten nicht so ist- es tut gut, zu lächeln und über manchen Dingen einfach drüberzustehen.
Die Zeit, die ich verschwendet habe- 5 Monate Magersucht, die noch mehr als ein Jahr Nachwirkungen mit sich zieht, krieg ich nicht wieder, aber ich bin froh, so einiges jetzt erkannt zu haben.
Ich hoffe, ihr schafft es auch, Schritt für Schritt.
Und seid dabei nicht zu streng mit euch. Gönnt euch so oft es möglich ist Dinge, die euch gefallen. Egal ob ihr in euren Augen gerade etwas gut gemacht habt oder nicht. Das Leben ist sowieso kurz. Und durch eine Essstörung wird es noch kürzer. Sie nimmt uns einfach die Zeit, in der wir glücklich sein könn(t)en. In der wir herausfinden, dass wir vielleicht gerne Tennis spielen oder jemanden ganz Besonderes kennenlernen, weil wir spontan in den Urlaub gefahren sind anstatt gerade zu Hause zu sitzen, einen Apfel anzustarren und das nächste Workout rauszusuchen.
Ich hoffe, ihr schafft es!
Liebe Grüße
Viki