Hey,
Ich bin 16 Jahre alt und leide unter einer Esstörung. Im Moment wiege ich ungefähr 65kg, allerdings traue ich mich zur Zeit nicht, mich zu wiegen... Das liegt daran, dass ich vor ein paar Monaten Schon einmal 10kg abgenommen hatte, jedoch hatte ich schon so eine gestörte selbstwahrnehmung, dass ich erst jetzt merke, wie dünn ich damals war. Zu diesem Zeitpunkt hab ich meine körperliche Veränderung kaum wahrgenommen, obwohl mir auch viele meinen Gewichtsverlust bestätigt haben, allerdings kam dann eine sehr niederschmetternde Zeit: ich hatte eine fressattacke nach der anderen, weil ich sowohl schulisch, als auch privat sehr viel stress hatte und mich ins Essen geflüchtet habe. So hatte ich alles, was ich mir runtergehungert hatte, sofort wieder drauf und ich fühle mich elend. Im Moment bin ich allerdings wieder mittendrin in meiner Essstörung und habe seit Wochen wieder totale Unterernährung. Esstörung bedeutet für mich Magersucht und Bulimie. Jedoch spricht man von Magersucht erst ab einem BMI Von unter 17, weswegen der richtige Begriff für mich Esstörung mit bulimischem verhalten wäre... Ich hasse es so sehr, einer fressattacke zu unterliegen und kann das essen nicht in mir drin behalten, es geht einfach Nicht, weswegen ich mich während des letzten Jahres bestimmt schon um die 50 Male übergeben habe. Aber damit will ich jetzt aufhören. Ich hasse es einfach so sehr, was allerdings im Moment wieder darauf hinausläuft, dass ich beispielsweise vorgestern und gestern nichts gegessen und trotzdem viel Sport gemacht habe und heute war ich so schwach und mir wurde schwindelig, weswegen ich ein paar Löffel Nutella gegessen habe, wofür ich mich jetzt schon wieder schäme... Ich weiß, dass mein Verhalten gestört ist und dass ich direkt in die Magersucht hineinrutsche, aber wenn ich mich zwischen meinem jetzigen Leben ohne jegliches Selbstwertgefühl und mit Depressionen bis hin zu suizidgedanken und einem Leben mit ständiger Kontrolle über Kalorien entscheiden müsste, ist die Antwort für mich klar... Ich bin ein sehr sehr sehr perfektionistischer Mensch, wenn ich für mich nicht perfekt bin, sehe ich keinen Sinn für mich zu existieren, deswegen ist mein einziges Ziel vor Augen, perfekt zu sein, koste es was es wolle...
Die Esstörung habe ich eigentlich schon immer, ich kann mich an keine Mahlzeit erinnern, die ich ohne Gedanken an Kalorien oder wie fett sie mich machen würde, verbracht habe. Ich habe die letzten 6 Jahre immer zwischen den beiden Extrema gelebt: entweder ich esse nichts oder alles und so kam ich meinem Ziel nie wirklich näher, alles waren gescheiterte Versuche. Nur im Moment habe ich eine neue Einstellung. Ich brauche im Moment kein essen, mein Körper verlangt nicht danach, zumindest geistig, ich denke, meine Motivation ist einfach auf dem höchstpunkt.
Ich weiß nicht, wie es weiter geht, wenn ich mein zielgewicht erreicht habe, aber ich habe zu sehr Angst, als dass ich jetzt daran denken könnte... Ich kann so nicht weiter leben, ich war seit 4 Jahren nicht mehr im Schwimmbad und bringe es nicht über mich, kurze Hosen anzuziehen... Selbst bei meinem jetzigen exfreund habe ich es nicht gewagt, dass er meinen Körper richtig zu sehen bekommt, entweder es war dunkel oder ich habe ihn versteckt.
Ich weiß so ziemlich alles über Magersucht, Essstörungen, Bulimie und sonstige Krankheiten, die mich tagtäglich begleiten, aber all das Wissen kann mich nicht abschrecken, alles ist besser als jetzt... Um meinen Zustand vielleicht besser verständlich zu machen: wenn ich wüsste, dass ich mein restliches Leben niemals abnehmen würde und immer bei diesem Gewicht bleiben würde, würde ich mir eher das Leben nehmen. Das ist der kranke Perfektionismus in mir