Ich sehe das ein wenig anders
Zuallererst muss ich sagen, dass es nicht gut ist, wenn man von einem anderen Menschen so sehr abhängig ist, dass man ohne ihn nicht kann. Starke Abhängigkeit ist nie gut, weder von Drogen noch von anderen Menschen.
Ihr beide kennt euch so gut, er weiß doch genau, dass du ihn niemals verlassen würdest. Dass er weiterhin konsumiert liegt daran, dass er nicht darauf verzichten will und der Meinung ist, dass dir sein Konsum nicht schadet. Er tut dir somit nichts böses, wenn er heimlich konsumiert. Er kann dich auch Halt geben, wenn er konsumiert... das denkt er, und ein Stück weit hat er damit auch Recht. Aus deiner Position heraus, dass du selbst nicht glaubst, ohne ihn leben zu können, kannst du ihm nicht gut Vorschriften machen, zumindest kann er das nicht so gut annehmen.
Auch wenn er in manchen Momenten selbst davon überzeugt ist, für dich damit aufzuhören... anscheinend hat es bei ihm noch nicht richtig geschalten. Das hängt wohl hauptsächlich damit zusammen, dass ihm durch seinen Konsum noch keine Dinge passiert sind, die schlimm genug sind.
Von Drohungen halte ich nichts. Das vergiftet das Vertrauen in den Partner total. Wenn du ihm damit drohst, ihn bei seinen Eltern zu verpfeifen, könnte das vielleicht funktionieren, aber ich frage mich, welche Art von Vertrauen und gemeinsamen Leben die anderen Kommentatoren hier im Sinn haben, wenn sie ernsthaft in Betracht ziehen, so etwas zu tun. Danach wäre die Beziehung ohnehin total im Eimer.
Was stimmt ist, dass er von sich aus Wissen muss, was gut für ihn ist und was nicht. Drogen sind in den seltensten Fällen gut. Ihm vorzuschreiben, wie er mit sich selbst umspringt, funktioniert aber nicht. Er muss es selbst einsehen, und dazu kannst du kaum etwas beitragen. Es kann durchaus sein, dass er irgendwann selbst einmal versteht, wie gefährlich Amphetamine und andere Drogen sein können, in den meisten Fällen muss aber erst etwas passieren, damit sich etwas ändert. Das Problem dabei ist, dass es dann manchmal bereits zu spät ist.
Amphetamine sind hinterhältig... fast so hinterhältig wie Rauchen. Man denkt, es schadet einem nicht oder tut einem sogar gut und mit der Zeit rutscht man immer mehr in eine Abhängigkeit, verkennt den eigenen Konsum und kommt irgendwann überhaupt nicht mehr klar.
Amphetamine (Pep) sind wie Koffein, nur stärker und euphorisierender. Sie beeinflussen den Schlaf und muten dem Körper auf Dauer viel mehr zu als gesund ist. Mit der Zeit verliert man den Boden unter den Füßen. Amphetamine steigern die Leistungsfähigkeit und die Konzentration. Das funktioniert aber nur, wenn man es nur zu ganz ausgewählten Situationen und in Maßen konsumiert. Ich kenne ein paar Leute, die sich damit bei schweren Prüfungen "dopen" und ansonsten nicht konsumieren. Das funktioniert aber bei den wenigsten Leuten und bei jedem der regelmäßig konsumiert übersteigen die negativen Nebenwirkungen die positiven Effekte bei weitem.
Ein gesunder Biorhythmus mit erholsamen Schlaf tut richtig gut und bewirkt dass es einem psychisch und physisch viel besser geht. Amphetamine machen genau das kaputt und schaden einem vor allem dadurch auf dauer enorm.
MDMA ist auch ein Amphetamin und der eigentliche Wirkstoff in Extasy, aber in Extasy-Pillen können alle möglichen anderen Stoffe sein von deren Wirkung man keine Ahnung hat. Abgesehen von der Aufputschenden Wirkung bewirkt MDMA vor allem Glücksgefühle, dass man sich anderen Menschen viel näher fühlt und die Gefühle dabei viel deutlicher spürt. MDMA kann wenn man sehr bescheiden damit umgeht und sie im richtigen Umfeld konsumiert eine Droge sein, die einem Menschen sogar helfen kann, in den allermeisten Fällen wird sie aber missbraucht und schadet den Konsumenten unterm Strich nur. Mit MDMA kann man sich Glücksgefühle aus der Zukunft holen. Wer regelmäßig MDMA konsumiert verliert dabei die Fähigkeit, von sich selbst aus glücklich und zufrieden zu sein. Das führt dazu, dass man sich psychisch stark verändert und im schlimmsten Fall zu einer Hülle von sich selbst wird. Außerdem kann MDMA in hohen Dosen, vor allem in Kombination mit Alkohol, neurologische Schäden verursachen. Das kann bei Gedächtnisstörungen anfangen, geht über Wortfindungsprobleme und bis zu richtiger Stumpfsinnigkeit.
Mich ärgert übrigens, dass ich hier lesen muss, dass dein Freund die Drogen mehr lieben würde als dich. Das ist sowas von falsch, das zu vergleichen.
Es gibt viele Dinge, die man mögen kann. Eine romantische Liebe ist aber etwas ganz besonderes. Ich bin der Meinung, das jemand der solche Vergleiche zieht, nicht wirklich weiß, was Liebe ist.
Ich finde übrigens, dass jemand der mit harten Drogen handelt entweder dumm oder böse ist.
Drogen zerstören oft das Leben von Menschen und schuld daran ist vor allem der, der das ermöglicht. Mir harten Drogen zu handeln um sich persönlich zu bereichern ist in meinen Augen ähnlich wie Raubmord, nur dass man sich die Finder dabei weniger schmutzig macht. Dein Freund ist ein böser Mensch, wenn er weiß was die Drogen mit den Menschen anrichten, an die er sie verkaufen will.
Für wahrscheinlicher halte ich allerdings, dass er ein kleiner Junge ist, der nicht viel Ahnung vom Leben mit Drogen hat. Dafür spricht, dass er "erst" ein Jahr dabei ist. Wenn seine Konsum-Kollegen etwa zur selben Zeit angefangen haben, hat er vielleicht noch nicht genug Leute gesehen, die durch Drogen kaputt gegangen sind.
Abgesehen davon kann er sich damit ordentlich seine persönliche Zukunft zerstören. Handel mit Betäubungsmitteln ist nicht ohne Grund Strafbar. Dein Freund wäre nicht der erste, der deswegen arg bestraft wird.
Bei einem guten Freund von mir hat es "geholfen", dass er seinen Führerschein wegen Drogen (vor allem Amphetamine) verloren hat. Danach hatte er ein Jahr "Zwangspause" und hat danach auch nicht wieder angefangen, da er selbst gemerkt hat dass sein Konsum nicht gut ist, ihm schadet und es ihm ohne die Droge viel besser geht. Ohne dieses Ereignis weiß ich nicht ob er heute noch immer konsumieren würde oder bereits in Therapie wäre.