Oh ja....
hallo mische u (und die anderen)
ich weiss nur zu genau wie du dich fühlst. du bist absolut nicht alleine mit deinem problem. bei mir hat es vor etwas mehr als einem jahr mit magersucht angefangen (bin jetzt 22). vor einigen monaten bekam ich auch fressattacken. zuerst ziemlich selten, vielleicht eins bis zwei mal im monat und auch nicht dermassen extrem. durch die magersucht war mein magen wohl ziemlich klein und hat gar nicht soviel ertragen. da ich fettiges zeugs und schockolade in mich reingestopft habe, was ich sonst nie ass, bekam ich anfangs einfach durchfall. erbrochen hab ich eigentlich auch nicht, zu beginn jedenfalls nicht. doch mit der zeit wurden die attacken immer häufiger und extremer. schlussendlich hatte ich zwei bis dreimal pro woche und wann dann mehrmals täglich. aus meiner magersucht ist eine bulimie entstanden. da ich auf keinen fall zunehmen wollte und will, habe ich halt erbrochen. nicht immer, aber wenn nicht habe ich einfach tagelang ultra strenge diäten mit ca nur 500 bis 700 kcal pro tag gehalten und vermehrt sport getrieben. ich hatte die hoffnung schon beinahe aufgegeben, dass sich diese attacken verhindern lassen. sie waren soviel stärker als ich und ich kam einfach nicht dagegen an. ich wollte schon lange wieder normal essen aber durch die attacken ging das nicht, weil ich ja nicht zunehmen wollte.
ich denke ich hatte ziemlich glück im unglück. irgendwann habe ich mich meiner besten freundin anvertraut und sie hat mir erzählt, dass sie schon seit 7 jahre an bulimie leidet. ich hab nie was bemerkt.... schrecklich. wir haben der bulimie gemeinsam den kampf angesagt. wir telefonieren täglich miteinander und sehen uns oft. reden soviel es geht darüber und jeden abend bevor wir essen (wir wohnen beide alleine) telefonieren wir, erzählen von unserem tag und reden über unsere gefühle. das mag vielleicht bescheuert klingen, aber es hilft. gefühle in worte fassen, sie wahrnehmen, aushalten und teilen, miteinander tragen und der drang nach einer fressattacke ist oft überwunden. klar, es ist ein steiniger weg, mit rückfällen (zb heute) aber es hilft und geht voran. ich hatte diesen monat nur zweimal einen rückfall und das ist enorm für mich. auch meine freundin hat seit sieben jahren erstmals einen rekord an fress/kotzfreien tagen aufgestellt. redet darüber. ich mach gleichzeitig noch eine gesprächstherapie. aber mit jemandem reden der dasselbe hat bringts so viel mehr, weil niemand, der das nicht durchgemacht hat, das auch wirklich begreifen oder nachvollziehen kann.
liebe mische, ich wünsch dir dass du dich jemandem anvertrauen kannst, den du tag und nacht kontaktieren kannst. das ist so wichtig. rede über deine gefühle, lerne dich selbst wieder zu fühlen und wahrzunehmen und mit jemandem zusammen diese gefühle zu differenzieren und auszuhalten. meiner meinung und erfahrung nach ist das der einzige weg. wenn du niemanden findest, du kannst mich gerne kontaktieren.
ich bin noch lange nicht geheilt, aber auf dem weg der heilung. heute hatte ich nach 14 tagen einen rückfall. aber trotzdem habe ich nicht mehr dieses "versager-gefühl" in mir. ich weiss es geht weiter und ich werde es schaffen. irgendwann passiert es nur noch einmal im monat und so weiter, bis ich es irgendwann los bin. und glaub mir, es ist hart, aber der drang nach einer attacke lässt nach. langsam und kaum merklich. aber plötzlich denkst du "wow, schon länger nicht mehr daran gedacht" oder du hast plötzliich einen tag wo du gar keine lust auf eine fressattacke hast, nicht mal eine seekunde lang. du wirst immer ein klitzekleines stückchen freier und deine gedanken sind immer ein klitzekleines stückchen weniger aufs essen fixiert. es ist mühsam und geht lang.... aber es geht. gib nicht die hoffnung auf, denn glaub mir, es ist kein leben mehr, wenn du resignierst und mit der essstörung leben musst.... das weisst du selbst wahrscheinlich noch besser da du ja schon länger an magersucht leidest....
ich wünsch dir von herzen alles gute. und scheue dich nicht mich zu kontaktieren
alles liebe