hayfa_12841389Hallo, liebe belanna!
Ich bin wieder bei meiner Mutter am Rechner und kann endlich antworten.
Bitte entschuldige, wenn ich dich mit meinem Beitrag verletzt oder gekränkt habe. Das war auf keinen Fall meine Absicht.
Ich weiß nur aus Erfahrung, daß es nicht immer gut ist, eine Diagnose zu haben oder daran festzuhalten. Es kommt aber immer darauf an, WEN wann WELCHE Diagnose trifft. Die Persönlichkeitsstruktur und aktuelle Situation spielt beim Umgang damit eine wichtige Rolle.
Bei organischen Krankheiten ist es sicher wichtig, seine Symptome endlich einordnen zu können. Bei psychischen Sachen kann es aber sogar schädlich sein...
Nur bei absolut sicheren Diagnosen finde ich es gut und dann auch hilfreich, sie zu kennen. Das kann einem die Selbstverurteilung für einen vermeintlich schlechten Charakter nehmen und vielleicht dem Umfeld eine Erklärung für alle Merkwürdigkeiten sein.
Aber Diagnosen können auch unzutreffend sein und damit verunsichern. Alles, was einem dann irgendwie komisch vorkommt, wird damit in Zusammenhang gebracht und teils manifestiert. Das kann einem die Chance rauben, dagegen etwas zu unternehmen, da man ja glaubt, sowieso keinen Erfolg zu haben.
Ich habe das bei mir so gemacht: alles Unumstößliche habe ich akzeptiert (auch wenn es eine Weile gedauert hat) und die anderen, teils häßlichen Diagnosen habe ich als temporär betrachtet. Phasen eben, die auch vorübergehen (können).
Ich wäre noch unglücklicher geworden, wenn ich das auch noch jeden Tag auf meinem Teller gehabt hätte...
Ich wünsche dir, daß du deine Erkenntnis, daß du latente Adipositas hast, nun nicht als Schicksal siehst und nichts dagegen tun kannst. Vor allem, weil du ja offensichtlich schlank bist. Mit dem Wissen um latente Adipositas fühlst du dich womöglich bald fälschlicherweise zu dick und dann kommt ein noch schlimmerer Kreislauf in Gang.
Versuche für dich, nicht ständig daran zu denken.
Lerne, nicht jedes falsche Eßverhalten darauf zu schieben.
Verurteile dich nicht ständig für dein Verlangen, zu essen.
Höre mit jeglichen Diäten auf und erlaube dir, bei Hunger was Gesundes zu essen
(wenn es sein muß, auch viel).
Ich habe jetzt über viele Monate die Erfahrung gemacht, daß das funktioniert. Trotz so einiger Rückschläge habe ich diese Grundlinie beibehalten.
Und das Beste: es kam fast nie zu Schaden, wenn das viele Essen gesund war (z.Bsp. Kartoffeln mit Quark, frisches Vollkornbrot mit magerem Belag, Obst, Gemüse, jede Menge selbstgekochter Eintopf etc.).
Davon habe ich teilweise soviel gegessen, daß ich kurz Angst bekommen habe, wieder die Kontrolle zu verlieren und einen Freßanfall zu haben.
Früher bin ich an diesen Punkten umgekippt und total aus dem Ruder gelaufen.
Heute habe ich deutlich öfter als früher auch mal das gute Gefühl, satt zu sein. Längst nicht so oft und so früh, wie ich es bräuchte und es eigentlich normal wäre. Aber es fängt eben an, sich wieder einzustellen. Das habe ich sehr viele Jahre meines Lebens gar nicht gehabt und nicht geglaubt, daß es zurückkommen kann.
Es scheint wirklich das Ergebnis meines neuen Eßverhaltens zu sein und das freut mich natürlich riesig, da es MEIN Erfolg ist.
Und da ich insgesamt etwas lockerer mit dem Essen umgehen kann, ist ein Rückfall auch kein Schicksal mehr. Ich mache einfach normal weiter und rege mich nicht lange darüber auf. Ich denke nicht an die Zukunft und Ausgleichen des Fehlers, sondern weiß: wenn ich Hunger habe, darf ich wieder was (gutes) essen.
Ich weiß, es ist schwer, das für sich anzunehmen, wenn man noch nicht soweit ist. Wie oft wurde mir dieser Satz gesagt: Wenn Sie Hunger haben, dürfen Sie was essen!
Aber ich hatte immer Panik vor Kontrollverlust (sogar berechtigt, da es ja JEDESMAL passiert ist) und konnte mich deswegen nicht daran orientieren.
Der Unterschied zu damals ist: Heute glaube ich mir diesen Satz selber und versuche kaum noch, mich auszutricksen. Denn der Körper trickst zurück und bringt mich in einen Freßanfall, der durch übermäßiges Hungergefühl wegen meiner Verbote entsteht.
Allerdings hat dieses Lernen sehr, sehr lange gedauert und ich mußte wohl leider auch den Weg durch das starke Übergewicht gehen, der bis in den zweiten Grad Adipositas reichte.
Nun habe ich letztes Jahr 25 Kilo abgespeckt und lasse mir dieses Jahr auch viel Zeit, um weiterzukommen. Sollte ich es je in den (wenn auch nur oberen) normalen Bereich schaffen, wäre ich enorm zufrieden mit einem Gewicht, daß früher auch nicht annähernd meine Akzeptanz gehabt hätte.
Die Rückfall-Gefahr ist da und es kann auch wieder ganz kippen aber daran verschwende ich nur wenig Gedanken.
Sie hindern mich, im Alltag halbwegs vernünftig zu sein.
Und wenn man als schwer Eßgestörter mal die Erleichterung erlebt hat, die es bringt, nicht STÄNDIG ans Essen und die Folgen zu denken, möchte man das nicht mehr hergeben! Es gibt augenblicklich mehr Lebensqualität!
Dafür zahle ich mit einigen Kilos über meinem Wunschgewicht...
Ich weiß genau, daß alles wieder von vorne beginnt, wenn ich weiter runter will, als normal ist und der Körper echten Hunger kriegt also versuche ich, das zu vermeiden.
Ich wünsche dir, daß du das auch schaffst!
Die beste Zeit, das einfach mal auszuprobieren (durch günstige äußere Bedingungen) ist übrigens jetzt! Die derzeitige Kälte erlaubt mehr Kalorien bzw. der Versuch, sich draußen warm zu halten durch mehr Bewegung, verbraucht mehr Energie. Die viele Kleidung verdeckt netterweise kleinere Schwankungen.
Ich war vor einigen Tagen nachts lange mit meinen Hunden im Mondlicht im verschneiten Park spazieren. Es war wunderschön und noch vor nicht allzu langer Zeit hätte ich das so gar nicht genießen können. Ich bin sehr zuversichtlich, mein größtes Problem langsam in den Griff zu kriegen!
Das wünsche ich allen:
Freude auf einer anderen Ebene, die euch Kraft gibt, das Eßverhalten zu verbessern!
Liebe Grüße von HuKaChi