Hallo,
ich muss jetzt mal nach der Meinung von anderen Leuten fragen, da ich selbst mit meinem Latein am Ende bin. Vielleicht hat ja hier jemand Erfahrungen damit oder kennt sich anderweitig aus.
Mein Kumpel ist seit Teenagerzeiten Alkoholiker. (Andere Drogen kennt er auch) Immer wieder ging er auf Entgiftung und am Anfang fand ich das auch gut und habe ihn bei allem unterstützt, trinke in seiner Gesellschaft nie Alkohol und habe ihm auch sonst immer geholfen mit Terminen oder wenn er Sorgen hatte etc
Aber jetzt glaube ich langsam, dass er mich nur verarscht. Die Entgiftungen sieht er mehr oder weniger nur als Kurzurlaub glaube ich. Er sagt zwar immer, dass es kein Spaß ist und schrecklich da drin bei den ganzen abgestürzten Leuten, aber danach erzählt er mir immer, wie lustig es war, welche coolen Leute er auf dem Zimmer hatte, dass er Gitarre gespielt hat und im Park war usw. Trifft sich auch immer gut da reinzugehen, wenn kein Geld mehr übrig ist, denn nen festen Job hat er natürlich auch nicht. Am meisten schwärmt er von einer Kur, das wären 6 Wochen Wellnessurlaub gewesen sagt er.
Die Entgiftungsstation kennt ihn mittlerweile so gut, dass sie ihn nur noch ungern aufnehmen. Dann säuft er sich meist mit Absicht voll damit sie gezwungen sind ihn nehmen. Denn nach 1-2 Wochen geht er jedesmal auf eigene Verantwortung nach Hause, nimmt sich natürlich noch jede Menge cooler Pillen mit und nach 3 Monaten geht der ganze Mist wieder von vorne los. Wenn ich ihn dränge reinzugehen, weil er wieder mal total am Alk hängt, findet er wenn er keine Lust drauf hat, tausend Ausreden zb irgendwelche anderen Termine oder Krankheiten usw.
Gestern hat er sich extra vollgesoffen damit sie ihn wieder mal nehmen. Dann bekam ich ne Reihe echt verwirrter SMS und hundert Anrufe bis mir irgendwann der Kragen geplatzt ist und ich sagte er solle Bescheid geben wenn er in der Klinik ist. Dann kam bis heute Nachmittag gar nichts mehr und ich hab mir echt große Sorgen gemacht denn er war nicht mehr zu erreichen. Er tendiert im Suff zu den verrücktesten Sachen, springt hackedicht in den Badesee oder fährt Schlangenlinien auf der Straße und ist schon mehr als einmal dabei gestürzt. Jedenfalls rief er dann doch noch an um mir gut gelaunt zu erzählen, dass er im Suff gestern noch los wollte in die Klinik, dann aber auf dem Bett eingepennt sei und heute morgen war er erstmal mit nem Kumpel unterwegs. Ich dachte nur GEHTS NOCH??
Er verpasst Termine und ruft mich dann an um zu jammern. Er fällt im Suff vom Rad und erzählt mir dann was ihm alles weh tut und wie schlecht es ihm geht. Wenn wir unterwegs sind und ich ihn bitte KEIN Bier zu kaufen, behauptet er dass er Alkohol so sehr hasst und macht sich dabei die Bierflasche auf! Wenn er im Suff wieder mal was verloren hat oder nen Haufen Geld zum Fenster rausgeschmissen, erzählt er mir, wie schlecht er sich deswegen fühlt. Wenn er sich wieder mal total zum Honk gemacht hat, beklagt er sich bei mir, wie sehr er sich schämt. Und wenn ich dann jedesmal frage was das denn alles soll und wo das enden soll, denn er weiß es doch besser, dann kommt er nur mit dem Spruch dass es eben ne Krankheit ist und ich das nicht verstehen würde. Aber ich kann es schon irgendwie nachvollziehen und trotzdem ist es doch auch eine Entscheidung die man trifft oder nicht? Oder bin ich zu streng?
Ich kann es einfach nicht mehr ertragen jeden Tag 20 Anrufe oder SMS zu kriegen, wiie schlecht es ihm schon wieder wegen diesem und jenem geht, er ist nur am JAMMERN und schert sich einen Dreck drum wie es anderen geht, redet nur von sich, ist unzuverlässig, immer verwirrt und verpeilt und selten da wenn man ihn braucht! Und wenn man ihm sagt dass es so nicht weiter gehen kann, sagt er immer brav "Ja Du hast absolut Recht!" und spult die ganzen schlauen Sätze ab die er in irgendwelchen Therapiesitzungen gehört hat von wegen er müsse das Problem an der Wurzel packen und an seiner Zukunft arbeiten weil er sich für das Leben entschieden hat und Jesus auf ihn aufpasst weil er ja sonst schon längst tot wäre und dass er jetzt alles ändern will, sein Leben, sein Umfeld, neuen Job und regelmäßig zur Therapie gehen will usw usw usw. Ich hab das schon so viele Jahre hundert tausend mal gehört aber er ist noch immer genau an dem Punkt ganz unten wo er immer war. Bei der Selbshilfegruppe war er genau 2 mal (angeblich), total lächerlich! Ich weiß sowieso nicht mehr, was ich ihm noch glauben kann, denn er erzählt einem immer genau das was man hören will.
Er scheint sich in seiner Opferrolle so unglaublich wohl zu fühlen aber warum, braucht er das um Aufmerksamkeit zu kriegen? Er provoziert doch diese ganzen Situationen die für ihn gefährlich sind aber er ist offenbar nicht bereit, wirklich etwas zu ändern sonst wäre es doch schon längst geschehen. Ich hab ihn echt gern aber mittlerweile wünsche ich mir fast, dass ihm echt mal was richtig Schlimmes passiert, damit ihm endlich mal die Augen geöffnet werden und er mir nicht wieder erzählen kann, weil er gläubig ist, würde Jesus immer auf ihn aufpassen. So ne beknackte Ausrede hab ich sowieso noch nie gehört und ich ertrage das ganze Theater auch nicht länger. Ich fühle mich veralbert und ausgenutzt ohne Ende!