Liebe Community,
ich bin 38 Jahre alt und habe schon seit meiner Kindheit eine stark verlangsamte Motorik, Koordinationsstörungen, Konzentrationsschwäche und war schon immer sehr verträumt.
Manchmal wundere ich mich, dass ich meine Kindheit überlebt habe, denn ich hatte massenweise Stürze mit dem Fahrrad mit teilweise üblen Verletzungen, ich fuhr einmal auch mit dem Rad gegen ein parkendes Auto, fiel einige Male von der ersten bis zur letzten Stufe die Treppe runter, ertrank fast beim Schwimmen im Meer, bekam beim Spielen an einem baufälligen Haus einen großen Ziegelstein an den Kopf.
Untersucht wurde nie etwas. Meine Eltern fanden sich einfach damit ab, dass ich eben eine "Trantüte" und ein "Hans-guck-in-die-Luft" war.
Meine Schulzeit absolvierte ich mit Ach und Krach (ich leide auch unter Dykalkulie) und wurde oft wegen meiner langsamen, ungeschickten und unsicheren Art gehänselt bis zum Mobbing.
Mit dem Berufsleben ging der Horror weiter, denn ich konnte mich nirgendwo gut einarbeiten. Immer standen mir meine Konzentrationsschwäche und mein viel zu langsames Arbeitstempo im Weg. Ich probierte einiges aus, arbeitete als Bürokraft, Telefonistin, im hauswirtschaftlichen Bereich, in der Stadtbibliothek und in der Betreuung in einem Altenheim. Ich schaffte es nirgendwo, Fuß zu fassen.
Seit zwei Jahren lebe ich wieder von Hartz IV und gehe putzen. Doch nicht einmal bei meiner Putzstelle ist man zufrieden mit mir. Dabei bleibe ich oft länger, ohne dass es bezahlt wird, um alles gewissenhaft zu erledigen. Dem Chef reicht es aber nie und manchmal übertreibt er maßlos, um mich zu demütigen.
Vor ein paar Jahren war ich schon so resigniert, dass ich unbedingt rausfinden wollte, was mit mir nicht stimmt. Eine Freundin sagte, ich solle versuchen, einen Arzt zu finden, der mir eine Behinderung attestiert.
Ich hatte einiges über Autismus und ADS gelesen und ließ mich zu den entsprechenden Ambulanzen in Uniklinken überweisen, aber das Ergebnis war, dass beides bei mir nicht vorliegt.
Ein Psychiater machte sich dann wenigstens mal die Mühe, ein EEG zu machen. Die Auswertung ergab eine Funktionsstörung im Gehirn, die er nicht einordnen konnte. Epilepsie wurde ausgeschlossen. Er vermutete eine "frühe Hirnschädigung".
Im letzten Jahr suchte ich einen Neurologen auf, um mir eine weitere Meinung einzuholen. Im EEG wurden "unspezifische Auffälligkeiten" entdeckt. Doch als ich ihm Situationen im Zusammenhang mit meiner Verträumtheit und Konzentrationsschwäche schilderte, folgerte er daraus, dass bei mir eine Absencen-Epilepsie vorliegt.
Als er mir in den Mund schaute und meine vernarbte Zunge sah, fragte er mich, ob ich mir da öfter reingebissen habe. Ich antwortete, dass das vor Jahren mal nachts im Schlaf passiert sei. Ebenso habe ich mir oft im Schlaf die Wangenschleimhaut kaputt gebissen.
Er sprach nicht von Anfällen, aber ich denke, das war seine Vermutung.
Der Neurologe verschrieb mir Lamotrigin, doch ich nehme bis heute keine Medikamente, weil ich der Diagnose nicht traute.
Da ich unter einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung leide, sprach der HNO vor kurzem von der Möglichkeit einer OP. Ich habe allerdings Angst davor, nachdem ich von den Risiken gelesen habe. Dann plötzlich meinte er, dass er mit der OP noch warten wolle.
Ich sei ja ziemlich ängstlich und wenn dann noch, ähm ja, eine andere Erkrankung dazukomme. Ich fragte, was er damit meine. Seine Frage war daraufhin, ob ich Epileptikerin sei, da meine Zunge so vernarbt ist. Ich antwortete nur, dass mal der Verdacht bestand...
Ist hier jemand mit Epilepsie und kann mir eventuell meine Frage beantworten?
Ist eine vernarbte Zunge meistens ein Zeichen für Epilepsie? Vor allem, wenn man sich im Schlaf gebissen hat und von dem Schmerz nicht wachgeworden ist?
Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass ich auf diese Weise nachts seelische Konflikte verarbeitet habe, genauso wie mit den Verletzungen in der Wange.
Über Antworten würde ich mich sehr freuen.
Liebe Grüße,
tropicalwind