Hallo,
ich bin mir nicht sicher ob ich in diesem Forum richtig bin. Seit mehreren Jahren geht es mir zunehmend schlecht. Alle Symptome, wenn es denn überhaupt welche sind, sind so diffus, dass ich deswegen nicht zum Arzt wollte. Es wird aber nicht besser. Ich kann nicht arbeiten, bin mit dem Alltag überfordert und mittlerweile völlig ratlos.
Ich bin 34, habe eine Tochter, keine Allergien (nur Nickel), keine Lebensmittelunverträglichkeiten, ausser einer mild ausgeprägten Laktoseunverträglichkeit. Ich habe ADS und nehme seit zehn Jahren Methylphenidat. Eine Chemikalienunverträglichkeit ist sicher nicht das Problem. Da bleibt noch? Elektrosmog? Nein, quatsch. Was sonst?
Hier eine Zusammenfassung aller Merkwürdigkeiten oder Einbildungen:
Der ganze Mist hat so schleichend angefangen, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob sich wirklich so viel verändert hat (mein Mann mein ja), oder ob ich es mir nur einbilde. Ich habe keine ernstzunehmenden Schmerzen oder ähnlich medizinisch Eindeutiges. Nur "Befindlichkeitsstörungen". Ob psychisch bedingt oder nicht, kann ich nicht mehr unterscheiden.
Vor zehn Jahren habe ich mir eine Hormonspirale einsetzen lassen. Bei vorherigen Versuchen mit der Pille, auch in geringsten Dosierungen, ging es mir richtig mies. Mit einer normalen Spirale hatte ich nervig lange Blutungen. Kurz nach dem Einsetzen der Spirale, wurde ich depressiv, müde, fühlte mich überfordert und krank. Ich hatte keine Bauchschmerzen und der Arzt meinte, die Gestagenmenge, die über die Spirale abgegeben wird, wäre so gering, dass kein Zusammenhang bestünde. Ich war frisch verliebt, vorher nicht unbedingt ausgeglichen, aber nicht depressiv. Innerhalb des nächsten Jahres waren Antidepressiva nötig und meine Tochter verbrachte vier Wochen in einer Pflegefamilie. Mir fielen zuviele Haare aus und ich bekam wieder Akne. Der einzige Auslöser, der im zeitlichen Zusammenhang mit dem Beginn der Depressionen stand, war die Spirale. Trotz mitleidigem, ärztlichen Kopfschütteln: "Sie machen sich da etwas vor" habe ich die Spirale nach einem Jahr entfernen lassen. Innerhalb einer Woche war alles im Lot. Die Antidepressiva waren überflüssig. Ich habe die Angelegenheit unter Merkwürdigkeiten abgebucht und war heilfroh, dass es vorbei war.
Einige Monate war alles in Ordnung. Dann bekam ich Magenschmerzen, oder was auch immer da monatelang schmerzte. Mein Magen ist nie empfindlich oder reizbar gewesen, aber da sich auch das ändern kann, dachte ich an eine Gastritis. Zu den Magenschmerzen kam ständig leichte Übelkeit, aber eigentlich nur wenig Apptitverlust. Nach dem Essen wurde die Übelkeit mal besser, mal schlechter. Alle Entzündungsparameter waren ok, kein Nachweis von entsprechenden Bakterien und ein Ultraschall war ebenfalls unauffällig. Nur ein winziger Gallenstein. Omeprazol brachte nichts, ausser einer bleischweren Müdigkeit, die mich 20 h am Tag schlafen liess. Während der ganzen Zeit ging es mir psychisch wieder ziemlich schlecht. Mein Kopf war voller Nebel. Ich war müde und reizbar wegen der dauerndern Magenschmerzen und der Übelkeit. Der Alltag wurde enorm anstrengend. Ich fühlte mich permanent wie leicht vergiftet. Wie bei einer leichten Lebensmittelvergiftung. Da der Arzt nichts feststellen konnte, und ich ich sowieso wegen der Ritalinrezepte bei einem Psychiater in Behandlung war, riet er mir zu einer Psychotherapie. Habe ich versucht, war nett, hat aber nichts verändert. Nachdem sich die Wurzel eines Backenzahnes entzündet hatte, wurde er gezogen und Magenschmerzen, samt Übelkeit und Nebel verschwanden nach mehr als neun Monaten.
Ich habe wieder begonnen zu arbeiten und noch mal eine Ausbildung abgeschlossen. Die drei Jahre wurden zunehmend zum Horror. Ich war immer häufiger völlig erschöpft. Ich hatte schon immer mindestens acht Stunden Schlaf nötig. Während der Ausbildung wuchs der Bedarf an Schlaf so weit, dass an Ausschlafen nicht annähernd zu denken war. Die Wochenenden reichten nicht zur Erholung. Mein Zuckerspiegel wurde völlig labil. Vermutlich ist das nicht richtig formuliert. Ich habe keinen Diabetes und auch, wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass ich kurz vor einem hypoglykämischen Koma stehe, fiel der Zuckerspiegel nie unter normal niedrige Werte. Ich nahm innerhalb der Ausbildung 40 Kilo zu. Der einzige Rat, den mir der Arzt geben konnte, war darauf zu achten hauptsächlich Kohlehydrate zu mir zu nehmen, die langsam verstoffwechselt werden (und eine Psychotherapie zu machen). Das schien vernünftig, hat aber kaum funktioniert. Ich konnte nicht soviel Kohlehydrate zu mir nehmen, wie ich zu verbrauchen schien. Nach mehreren Jahren Schulunterricht in Ernährungslehre und meiner ersten Ausbildung in der Krankenpflege, weiss ich welche Kohlenhydrate länger vorhalten als Cola und Schokolade. Es hat nicht funktioniert. Oft war sämtliche Beherrschung nötig, um Unterhaltungen zu folgen. Zwischendurch Nebel im Kopf. Übelkeit auch ohne Unterzucker und ein diffuses Krankheitsgefühl.
Ich war schon immer, ohne Mühe das Normalgewicht zu halten, auf der Jagd nach Kohlehydraten. Mein Taschengeld habe ich als Jugendliche für Traubenzucker und Mais-Konserven ausgegeben. Meine Mutter hat mal einen Klaps auf meinen Hintern mit "Corned Beef!" kommentiert.
Ein halbes Jahr vor der Abschlusprüfung wurde ich wieder depressiv, war völlig überreizt, überfordert und erschöpft. Nach sechs Wochen Pause und zwei Packungen Zoloft, ging es weiter. Der alte Zustand kam rasch wieder. An Lernen war nicht zu denken. Ich hatte Mühe zu reden, war kaum in der Lage im Strassenverkehr zurechtzukommen und völlig überspannt. Jedes Geräusch und jede Bewegung im Blickfeldrand war zu viel. Vier Wochen vor der Prüfung brannte unser Haus ab. Die Prüfung habe ich bestanden. Zwei Wochen später wurde ich, wegen einer Psychose in der Psychiatrie aufgenommen.
Es gab zum Ende der Ausbildung Vergiftungsideen, die mir selbst so abgefahren erschienen, dass ich nicht darüber gesprochen hatte. Unter Menschen fühlte ich mich beobachtet und "wusste" mehrmals, was anderen zustossen wird. Mit nur wenig Perazin legten sich die Ideen schnell. Schlimmer war die Depression, die in den ersten Monaten nicht behandelt wurde. Der Stationsarzt war fest überzeugt, dass Erwachsene nicht mit Methylphenidat behandelt werden dürfen und ich nicht nur abhängig wäre, sondern eigenmächtig die Dosis erhöht hätte. Um abzunehmen und/oder leistungsfähiger zu sein. Das Gegenteil war der Fall. Ich hatte in meiner Verwirrung immer öfter vergessen, die Tabletten überhaupt zu nehmen. Ich konnte ihn nicht vom Gegenteil überzeugen.
Nach acht Wochen wurde ich in eine andere Klinik überwiesen, um eine stationäre Psychotherapie zu beginnen. Ich bekam weiter abends 25 mg Perazin und, sehr niedrig dosiert, Remergil. Es ging mir beschissen. Nach sechs Wochen entliess man mich disziplinarisch. Ich wollte und konnte meine vermeintliche Abhängigkeit nicht einsehen.
Vier Wochen später, wurde ich von einer anderen psychiatrischen Klinik stationär aufgenommen. Ich hatte mich an diese Klinik gewandt, da die Depression schlimmer wurde und an dieser Klinik eine ADHS-Ambulanz existiert. Ich bekam retardiertes Methylphendiat in einer etwas niederigeren Dosis als vor dem ersten Klinikaufenthalt und kam damit eben so gut zurecht, wie vorher mit Ritalin. Das Remergil wurde erhöht und die Depression viel, viel besser.
Dafür wurden die Leberwerte immer mieser. Ich wurde gefragt, ob ich trinke. Ich vertrage Alkohol schlecht. Deshalb trinke ich sehr, sehr selten und dann nur wenig. Das Remergil kann die entsprechenden Werte ebenfalls steigen lassen und wurde abgesetzt. Ich bekam statt dessen Trevilor. Bis es anfing zu wirken, wurde ich wieder depressiv. Grausam. Als es wirkte, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Schlafmittel wie Zodurat, Stilnox halfen überhaupt nicht. Benzodiazepine vertrage ich nicht. Ebensowenig Baldrian.
Nach zwei Wochen wurde ich wieder psychotisch. Diesmal nicht mit paranoiden, sondern mit schizophrenen Erlebnissen. Alle paranoiden Gedanken der ersten Psychose, waren unangenehm und extrem verunsichernd. Die schizophrenen Halluzinationen beim zweiten Mal waren, ganz im Gegenteil kein bisschen beängstigend - nur spannend. Ich wollte meine Ruhe, um mich mit meinem Trip zu beschäftigen. Wahrscheinlich habe ich entrückter gewirkt, als ich tatsächlich war. Man sollte mir nur nicht die Ohren zuquasseln. Ich war mit wichtigerem beschäftigt.
Statt Trevilor bekam ich Cymbalta, Zyprexa, Lamotrigin und weiter Medikinet. Ich konnte zu keiner Zeit feststellen, dass das Methlyphenidat psychotisches verschlimmert hätte. Auch nicht verbessert. Es gab keinen spürbaren Zusammenhang. Ebensowenig hat es Einfluss auf (meine) Schlafqualität oder Dauer.
Die Depression kam wieder, aber Cymbalta wirkt relativ schnell. Das Zyprexa half wie vorgesehen, aber ich hasse es. Schon bei geringen Neuroleptika Dosierungen, habe ich sämtliche typische Nebenwirkungen. Inklusive Dyskinesien.
Nach insgesamt zehn Monaten in der Psychiatrie, wurde ich mit diversen Diagnosen entlassen. Die Depression war weg. Aber auch mit Cymbalta konnte ich kaum schlafen. Um keine neuen psychotischen Erlebnisse zu provozieren, bekam ich Dominal zum Schlafen. Allerdings wirkt es unter 120 mg nicht. Mit 120 mg bin ich, natürlich, bis zum nächsten Nachmittag bedröhnt.
Nach einem halben Jahr, habe ich in Absprache mit dem behandelndem Psychiater versucht das Cymbalta abzusetzen, um gleichzeitig das Dominal loszuwerden. Die Absetzsymptome waren übel und wollten nicht verschwinden. Und es ging leider nicht ohne Antidepressivum. Diesmal Doxepin. Ich wurde wieder stationär aufgenommen. Ausserdem waren wieder psychotische Gedanken da. Mein Fehler. Während einer Sylvester-Feier, hatte ich mir einen Marihuana-Keks schneller in den Mund geschoben, als sich mein Verstand bewegt hat. Doppelter Fehler. Kiffen macht mir keinen Spass. Es ging mir nach jedem Versuch, wochenlang ebenso schlecht, wie mit Alkohol. Zusätzlich wurde ich diesmal mit vier Wochen Zyprexa bestraft.
Seitdem bin ich zuhause, kann nicht arbeiten, kann mich nicht konzentrieren und fühle mich krank. Ich brauche keine psychiatrische Bedarfsmedikation, habe vor ein paar Monaten das Lamotrigin abgesetzt und vor zwei Wochen das Doxepin. Von Depression bis jetzt keine Spur. Ich nehme nur noch Medikinet. Mein kapriziöser Kohlehydratstoffwechsel hat sich während der Zeit im Krankenhaus einigermaßen beruhigt. Abnehmen funktioniert nicht, damit heize ich das Drama neu an.
Im April wurde ich wegen einer Akne Inversa operiert und konnte mich, wegen der großen OP-Wunden lange sehr wenig bewegen. Dabei ging es mir nicht nur psychisch deutlich besser, auch das diffuse Krankheitsgefühl war weg. Was ich für eine Essstörung hielt, verschwand.
Kaum war ich wieder beweglicher, ging es mir wieder schlechter. Da ein Diabetes nicht die Ursache ist, bat ich einen Arzt für Allgemein-Medizin, um ein Blutbild. Übergewicht, Medikamente und Bewegungslosigkeit: GGT und neutrale Fette sind deutlich erhöht. Schildrüse ist ok. Schlauer bin ich nun nicht. Der Arzt ebensowenig. Ich argwöhne, dass hinter dem psychiatrischen Dilemma eine andere Erkrankung steckt. Vielleicht hätte ich auch gerne eine einfache Lösung ...
Persönliche Macken, die ich im Verdacht habe:
Manche Medikamente vertrage ich überhaupt nicht. Mit allen hormonellen Kontrazeptiva ging es mir sehr schlecht. Mönchspfeffer, der keine Nebenwirkungen haben soll, hat bei mir ganz ähnliche, wie die Minipille. Aspirin und Methyphenidat sind überhaupt kein Problem. Andere Schmerzmittel wirken, machen mich aber krank. Oder was immer es ist. Ibuprofen ist ok, Paracetamol nur in sehr geringen Dosen. Diclofenac (gegen Hexenschuss) hat mich mehrmals für Wochen ausgehebelt. Benzos gehen gar nicht. Auch Antibiotika vertrage ich schlecht (musste aber bis jetzt kaum welchen nehmen). Alkohol vertrage ich selten ohne Schwierigkeiten. Alles THC-haltige vertrage ich gar nicht. Die Narkose in der Hautklinik war völlig unproblematisch. Einmal hatte ich ein anderes Kontaklinsenpflegemittel gekauft. Die Folge waren wochenlang Kopfschmerzen, Nebel im Hirn und sehr hohe Leberwerte. GGT, GPT und GOT. Nachdem ich krankgeschrieben war und zuhause auf die Kontaktlisen verzichtete, verschwanden die Kopfschmerzen. Habe ich sie wieder eingesetzt, ging es von vorne los. Nachdem ich wieder das alte Pflegemittel benutzte, konnte ich die Kontaklinsen ohne Kopfschmerzen tragen und die Leberwerte kamen ins Lot. usw. usw.
Die Tage vor den Tagen finden bei mir während des Eisprungs statt. Und dann heftig. Mit Sprachstörungen und anderen Widerwärtigkeiten. Hormone werde ich sicher nicht wieder einnehmen. Die Frauenärztin meinte, dass meine poliziystischen Ovarien dann ebenfalls nicht behandelt werden können. Das auch noch ...
Und Sport: Ich habe nie, kein einziges Mal erlebt, dass man sich nach körperlicher Anstrengung gut fühlt. Andere versichern mir glaubhaft, dass es so sein könnte: mir geht es danach regelmäßig schlecht. Zudem funktioniert mein Gleichgewichtssinn nicht gut. Beides hat dazu geführt, dass ich mich im Sportunterricht entweder blamiert oder komplett verweigert habe. Gott sei Dank muss ich keine Schule mehr besuchen! In einem Supermarkt, musste ich an einer Kasse Waren aufs Band legen, die ich zuvor unten im Korb des Kinderwagens verstaut hatte. Beim Aufrichten muss ich mich kurz festhalten, um nicht zu schwanken - Sternchen. Nach dem dritten Einkauf bei derselben Kassiererin, steckte sie mir ein Fläschchen Jägermeister zu und meinte grinsend zu meiner Tochter "Na, die Mama braucht einen Schnaps, was?"
Was noch? Pinkeln. Kein Mensch muss so häufig pinkeln wie ich. Keine Harnwegsinfekte, keine Reizblase oder Dranginkontinenz. Flüssigkeiten laufen "ungefiltert" durch. Ich bin ein Durchlauferhitzer. Mein Mann behauptet, dass bei Langstrecken-Flügen andere Passagiere wetten, wie oft ich noch und warum ich zur Toilette laufe. Wie peinlich. Meine Tochter hatte einen Reflux, deshalb hatten wir lange Zeit Urin-Sticks neben der Toilette greifbar. Mein Urin ist ok.
Seit Jahren habe ich Zink- und Magnesium-Tabletten im Vorrat. Mir taten als Kind und Jugendliche oft die Beine weh. Man hat mir gesagt, das käme vom Wachsen. Nachdem ich definitiv ausgewachsen war, kamen die Schmerzen ab und an trotzdem wieder. Ich hatte gehört, dass Zink Kindern bei Wachstumsbeschwerden helfen kann. Es half nicht nur auch bei meinen "Wachstumsbeschwerden", sondern es geht mir insgesamt besser damit. Mal nehme ich die Tabletten, mal denke ich, dass man mit einer normalen Ernährung alle benötigten Nährstoffe aufnimmt und lasse sie liegen. Dasselbe gilt für Magnesium und Wadenkrämpfe.
Was nun, Psychiatrie, Innere, Weight-Watchers?
viele Grüße
MarieMarie