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Forum / Fit & Gesund

Ich hoffe auf Erfahrungen und Tipps von Betroffenen...

Letzte Nachricht: 28. September 2015 um 21:15
S
steph_12267266
26.09.15 um 22:21

Meine 13-jährige Tochter hat definitiv Magersucht. Seit wir sie letzten Samstagabend in einem Akt der Verzweiflung in die Kinderklinik gebracht haben, ist es definitiv klar und wurde auch im Laufe der Woche mehrfach bestätigt.

Zur Vorgeschichte:
Sie war eigentlich immer eher ein "Moppelchen". Nie wirklich dick, aber eben "gut beieinander", aß gerne und genussvoll. Manchmal dachte man: "Brems dich mal ein bißchen, bevor es irgendwann zu viel wird..."
Im März hatte sie einen Bänderriss und nachdem sie sonst immer über den Winter ein paar Kilos zunahm und im Frühling, Sommer dann wieder reduzierte, weil sie viel Bewegung draußen hatte, sprachen wir auch darüber, dass sie vielleicht ein bißchen aufpassen solle. Eben nicht mehr Nutella halbfingerdick, mal eher ein Apfel statt Nutellabrot, etc.
Und irgendwie setzte sie das so ganz nebenbei um. Sie nahm ab, anfangs ohne Qualen. Aß normal mit und eben mal ein Nutellabrot statt zwei...
Gleichzeitig schoss sie in die Höhe, sie entwickelte sich wahnsinnig innerhalb der paar Monate bis Juli. Man konnte zusehen, wie sich ein Schmetterling entwickelt und alle fanden sie wahnsinnig toll.
Irgendwie haben wir wohl die Alarmzeichen übersehen und sind über das Stoppschild gebrettert...
Es kamen die Sommerferien, dadurch auch einige Auswärtsaufenthalte ihrerseits bei Oma, Tante, Freunden. Kein gemeinsames Aufstehen mehr, etc.
Ich merkte schon, dass sie weniger rausging, weniger aktiv war, mehr in sich zurückgezogen, weniger aß, aber nicht dramatisch wenig (ich dachte ja auch nicht daran, dass sie eben nur beim Abendessen was essen würde...)
Die letzte Sommerferienwoche waren wir im Urlaub, schon davor dachte ich mir: "Ok, das beobachtest du jetzt ganz genau und hast da ein bißchen mehr die Hand drauf als im Alltag!"
Es war ein Schock für uns Eltern.... sie aß kaum was, Eis oder ähnliches war absolut tabu und rief Aggressionen hervor, wenn man sie fragte, ob sie auch eines wolle wie ihre Geschwister. Sie fror an einer Tour, sie war blass, hatte wenig Lust und war einfach still. Merkwürdig, da sie immer die Plappertasche war...

Wir setzten auf das neue Schuljahr und den Schulwechsel und alles ließ sich auch ganz gut an, aber das Essen war dennoch katastrophal, so dass sie eben am Samstag nach den Ferien beim Abendessen komplett zusammenbrach.
"Ich will nichts essen!" "Warum muss ich überhaupt was essen?" "Ihr könnt doch nicht über meinen Körper bestimmen!" bis zu "Ich kann nichts essen!"
Ich packte ihre Siebensachen und brachte sie in die Klinik. Diese nahmen sie sofort auf, lobten uns für unsere schnelle Reaktion, da sie mit 51kg auf 1,70m noch ein ziemlich "einfacher Fall" schien.
Es stellte sich aber schnell heraus, dass sie gedanklich tief drin in der Magersucht steckt. Sie lag auf der Onkologie, da zunächst alle körperlichen Ursachen ausgeschlossen werden sollten. Das Thema Magersucht wollten sie erst später angehen, aber meine Tochter forderte vehement nach einem Psychologen. Sie wollte wissen, ob sie wirklich magersüchtig ist.
Wurde ihr als positives Zeichen ausgelegt, sie versprach auch in alle Richtungen, dass sie wieder gesund werden wollen würde, etc.
Dann kam der Dienstag: Sie musste in die Krankenhausschule und traf dort wohl auf zwei Mädchen mit Schizophrenie, die haben ihr wohl Geschichten erzählt, die sie völlig verängstigten. Danach Gespräch mit der Psychologin, die ihr erzählte, dass sie in der stationären Therapie keinen Kontakt zu den Angehörigen haben würde, bis sie zugenommen hätte.
Ich kam nachmittags und sie brüllte die Station zusammen, dass sie niemals in die stationäre Therapie gehen würde, dass ich sie nicht diesen "Psychos" ausliefern dürfe, undundund.
Ich war in der Situation recht cool, weil ich eher dachte: "Wenn du dich so aufführst, gehörst du definitiv dahin!" und sagte: "So nehm ich dich garantiert nicht mit nach Hause!"
Sie schrie Zeter und Mordio, tickte aus und als sie sich beruhigt hatte, meinte sie: "Ok, ich esse wieder. Aber ich gehe nicht in stationäre Therapie!"
Ich meine, dass sie das schon kapiert hat, dass sie es ehrlich meint, dass sie es ernst meint. Ich habe wirklich ein gutes Bauchgefühl was meine Kinder anbelangt, die führen mich nicht so leicht hinters Licht...
Klar, die Magersucht überlagert alles und manipuliert auch Eltern. Aber so früh schon? Braucht man dafür nicht ein bißchen mehr Übung?
Bin ich schon co-abhängig?
Es hieß nämlich dann zunächst, dsas kein stationärer Platz frei wäre und man versuchte, uns von den Vorteilen einer ambulanten Therapie zu überzeugen. Redete sogar davon, wie wichtig es ist, dass Jugendliche in ihrem Umfeld bleiben können, etc.
Anfangs dachte ich, daran zu zerbrechen, dass meinem Kind aus Platzmangel kein Therapieplatz zugesprochen wird, bzw. weil ihr BMI noch zu gut ist...
Aber ich begann, mich damit zu arrangieren. Meine Tochter "entwickelte" sich auch gut. Aß und das ohne Murren, recht schnell ohne Zerpflücken, ohne sonstwas. Bekam etwas Farbe ins Gesicht, schwankte nicht mehr beim Spazierengehen...

Für Donnerstagnachmittag war das Entlassgespräch mit der Psychologin geplant. Ich fühlte mich stark und hatte mich mit der ambulanten Variante (Ersttermin am 14.10., also greifbar) arrangiert und dann der Hammer: "Wir haben ab Morgen einen Platz für ihre Tochter in der psychosomatischen Station!"
Wir lehnten ab. Meine Tochter hatte mich laut Psychologin manipuliert, wir würden garantiert in wenigen Wochen wieder dastehen und um einen Therapieplatz betteln und dann hätten wir vielleicht nicht mehr das Glück, etc.
Keine Rede mehr davon, dass es doch vielversprechend wäre, dass sie definitiv erst seit Kurzem in den Strudel der Magersucht geraten wäre, keine Rede mehr davon, dass sie "anders sei als andere, weil sie nicht nur stumm alles hinnehmen würde, sondern laut 'nein' sagen würde, wenn sie etwas nicht will", keine Rede mehr davon, dass ambulant genauso gute bzw. schlechte Quoten hätte wie stationär...

Ich habe in dem Moment auf meine Herz gehört...
Ich weiß nicht, ob das richtig war. Laut Lehrbuch definitiv falsch...Eltern müssen hartbleiben, etc....
Aber ich dachte: "Mein Kind braucht diesen Vertrauensbeweis! Wenn ich nicht anerkenne, dass sie kämpfen will, wie soll sie dann kämpfen können?" "Was mache ich kaputt, wenn ich sie einfach in die stationäre Therapie stecke? Was passiert dort alles mit ihr? Kommt sie dort mit den Erkrankungen der anderen Patienten klar? Welche Nebenbaustellen belasten dort zusätzlich?"
Sie ist unser "SAndwichkind", hat also eh immer latent das Gefühl, dass die Große alles darf, der Kleine verwöhnt wird und sie vergessen wird. Wir haben immer versucht, ihr das zu nehmen, aber dagegen kann man nie ganz ankommen...
ABer in der Situation hätte ich es fatal gefunden, weil sie mich definitiv gehasst hätte. Klar, sie hätte sich wahrscheinlich auch wieder gefangen, aber ich hatte Angst davor, dass etwas zurückbleibt...

Es tut mir LEid, ihr müsst echt viel lesen und ich hoffe, dass bis hierhin überhaupt jemand lesen wollte...

Jetzt sind wir zu Hause, aber ich merke, dass nicht alles Friede Freude Eierkuchen ist. Ich merke ihr ihre Gedanken an "Hab ich zugenommen?", "Warum soll ich so viel essen?" an. Immer wieder müssen wir reden, reden, reden, um sie von diesen Gedanken wegzubringen, wieder dahin zubringen, wo sie kurzzeitig zeigte: "Ich will!!!"
Immer wieder schimmert das auch durch, man schöpft dann Hoffnung und denkt: "Ok, so lange sie das dann mal wieder sieht, kriegt man das hin!"
Aber zwischendrin ist es krass. Man erschrickt immer wieder...

Eines ist mir klar: Ich kann nicht völlig darin aufgehen. Wir haben 3 Kinder, nicht nur eines und ich merke, wie die anderen schon mucken nach dieser einen harten Woche.
Ich habe einen Job, der mich auch wirklich glücklich macht und in dem ich auch wirklich gebraucht werde. Körperlich und geistig. Ich will und kann da nicht einfach aussteigen. Ist vielleicht auch k.a.ck.e für die Kinder in einer solchen Notsituation, aber ohne den beruflichen Hintergrund hätte ich eher weniger Kraft.
Ich habe einen recht hohen Selbsterhaltungstrieb. Ich habe auch schon einiges durch. Ich fühle mich eigentlich stark.
Aber die Alarmzeichen schrillen und ich frage mich schon, ob wir alles nicht noch verschlimmern...
Andererseits bin ich der Meinung, dass es eben nicht nur DIE eine MAgersucht gibt, sondern es bei jedem unterschiedlich ist. Gerade weil viele rückfällig werden, liegt es doch nicht nur an der Therapieform, oder?
Sicher haben wir auch Leichen im Keller innerhalb unserer Familie, aber es gibt keinen direkten Auslöser...
Ich halte uns auch für sehr klar und "informiert".
Aber die Maßgabe: "Lassen Sie sie machen, beachten Sie ihr Essverhalten nicht. Loben Sie sie nicht für eine aufgegessene Portion" kann ich nicht einhalten. Ich muss da mal zwischendrin sagen, wenn ich merke, dass sie gerade besonders kämpft: "Auf, hau der Magersucht einen in die Fresse!" und dann funkelt es in den Augen uns sie isst weiter. Und wenn es keinen solcher Momente gab, muss ich eben einen versteckten "Daumen hoch!" loswerden.

Haltet ihr das für völlig fatal? Gibt es keinen anderen Weg als den stationären?
Ich hoffe, dass wir ihn nicht brauchen, aber ich weiß, dass es genauso gut dazu kommen kann. Und ich behaupte aus der heutigen Sicht, dass ich ihn mittragen kann, wenn er nötig sein wird. JEtzt hätte es nicht geklappt, weil ich nicht dahinter stand. Aber wenn ich nicht mehr anders kann, dann kann ich das "knallhart" durchziehen... aber eben jetzt noch nicht.
Ich musste ihr diese Chance geben und wenn ich einerseits streng das Gewicht kontrollieren soll, dann kann ich alles andere nicht ganz unkommentiert lassen.

Wie sehen das andere Betroffene? Habe ich falsch reagiert?
Danke fürs Lesen und Eure Antworten, die euch sicher auch nicht leicht fallen...

Mehr lesen

N
neassa_12359124
26.09.15 um 23:08

Schwierig
Also ich muss als selbst betroffene sagen, dass hier eine echt schwierige Lage vorliegt und kann nur für mich und meine Familie hier sprechen.
Ich habe selber lange versucht, zu Hause gesund zu werden. Meine Familie steht bedingungslos und zu jeder Zeit hinter mir, aber die Angst als Elternteil ist eben so enorm. Man will immer das beste für das Kind und alles so "angenehm" wie möglich machen, jedoch ist der Weg, zu Hause gesund zu werden, nicht so einfach, wie man sich ihn vorstellt. Klar kann man zunehmen und wieder essen, jedoch finde ich aus persönlicher Erfahrung eben genau die psychologischen Gespräche absolut wichtig, denn es geht bei dieser Krankheit nicht nur darum, wieder zu essen, sondern die Ursachen zu ergründen und diese zu besänftigen oder wenn es gut läuft, ganz zu lösen. Denn der Hauptteil spielt sich eben im Kopf ab und ich kann da für mich sprechen, jeder Tag ist ein Kampf.
Ich habe mich nun nach langem Kampf dazu entschlossen, freiwillig eine Therapie zu beginnen stationär, da ich dort einfach die Hilfe bekomme, die ich psychisch gesehen neben dem Essen brauche. Es ist immerhin ja der wichtige Anfang, der Weg muss ja so oder so danach zu Hause weitergehen, aber bevor es schlimmer wird, gehe ich lieber diesen Weg und kämpfe dann zu Hause weiter. Ich bin vom Kopf her und von der Einsicht her sehr sehr weit, sagt auch jeder Psychologe, mit dem ich bisher Kontakt habe. Der Wille zuzunehmen ist bei mir schon sehr lange da, aber der Kopf ist eben geteilt, wollen heißt nicht gleich können. Der Teufel auf der Schulter ist sehr aktiv, das merkst du ja selber, wenn du ihr ihre Tiefphasen anmerkst. Diese werden weiterhin regelmäßig vorkommen. Ich empfehle vllt eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen (wird von der gesetzl. Krankenkasse bezuschusst) und einen guten Psychologen zu suchen, zu dem sie gehen kann. Vielleicht schafft ihr es so, ohne stationäre Therapie, aber ich würde sie sich nicht selber überlassen, so komplett ohne professionelle Hilfe. Denn die Eltern sind in vielerlei Hinsicht einfach immer auf den Schutz des Kindes aus und das kann auch behindern bei dem Erfolg, auch wenn es nicht so gewollt ist.
Wenn ihr könnt, versucht irgendwie an eine Körpertherapie ran zu kommen und eben eine Ernährungstherapie speziell für Essgestörte. Das hat mir vor der stationären sehr geholfen.

Liebe Grüße

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G
gonca_12715781
27.09.15 um 8:23

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Liebe Paditax,
Ich möchte dir gerne antworten, einfach weil meine Situation sehr sehr ähnlich der deiner Tochter war.Auch ich war ein guter Esser, war nie übergewichtig, aber eben auch nicht gertenschlank. Mit Ende 13 begann meine Magersucht, in die ich ein halbes Jahr lang stetig immer tiefer hinein rutschte. In den Sommerferien stellten meine Eltern mich dann zur Rede, ich musste zum Kinderarzt und zum Psychiater. Letzterer sagte mir ganz klar, dass ich sofort in eine Klinik muss, dass ich keine Chance hätte, es selbst zu schaffen. Ich weinte und weinte, einige meiner Freunde bzw Bekannten hatten auch Magersucht und bei allen hat es sich in der Psychiatrie eher verschlimmert, als verbessert, und ich wusste, dass wenn ich dort einmal bin, komme ich aus diesem Teufelskreis nie wieder heraus. Auch ich redete also auf meine Eltern ein, machte Versprechungen und erreichte schließlich, dass ich zuhause eine Chance bekam, ganz ohne Therapie. Ich begann langsam wieder zu essen, und meine Mutter kommentierte keinen meiner kleinen Erfolge. Dabei hätte ich mir das oft so gewünscht, dass jemand anerkennt, wie hart ich "arbeitete", wie sehr ich mich anstrengte. Mein Gewicht stieg etwas an, aber ich blieb noch lange im Untergewicht, ca 2 Jahre. Ich aß sehr kontrolliert und achtete darauf, ja nicht zuzunehmen. Von einem normalen Essverhalten war ich weit entfernt, aber dennoch fähig, einen halbwegs normalen Alltag zu führen und auch meine sozialen Kontakte wieder zu pflegen. Vor etwa anderthalb Jahren begann ich, immer trauriger und antriebsloser zu werden und meine Mama und ich vereinbarten schließlich, um einer Depression vorzubeugen, dass ich eine ambulante Therapie machen sollte. So kam es dann auch und ich kann mich glücklich schätzen, eine so kompetente Therapeutin gefunden zu haben. Ich konnte viel aufarbeiten, trotzdem verlor ich in dem Sommer wieder recht viel an Gewicht und erlitt einen Rückfall. Meine Mama war verzweifelt, wieder sprachen wir über einen stationären Aufenthalt, aber ich hatte das Gefühl, dass die Entscheidung bei mir gelassen wurde. Ich lehnte ab, beschloss aber gleichzeitig, jetzt zu kämpfen, koste es was es wolle. Ich begann zu essen. Und dieses mal wirklich und nahm so über den Zeitraum von 6 Monaten 12 Kilogramm zu. Jetzt habe ich einen BMI von 20 und kann endlich sagen, dass ich geheilt bin. Ich bin jetzt 17, habe vor kurzem meinte ambulante Therapie abgeschlossen, und genieße ein Leben, das ich so nicht mehr für möglich gehalten hätte. Und es macht mich stolz, dass ich es für mich geschafft habe. Gleichzeitig hat mir die Therapie sehr geholfen, ich denke nicht, dass ich jetzt so weit wäre, hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, vieles aus meiner Kindheit und frühen Jugend aufzuarbeiten (auch meine Familie kennt keine größeren Katastrophen und meine Mama wird wohl nie verstehen, warum gerade ich anorektisch wurde; - ich vermute, Kinder nehmen die Dinge oft auf eine ganz eigene, sehr sensible Weise auf. ).
So, jetzt habe ich viel um deine Fragen herum geschrieben, das tut mir leid. Das Problem ist, dass jeder Betroffene so unterschiedlich ist...Trotzdem finde ich deinen Ansatz gut, Vertrauen ist meines Erachtens die wichtigste Grundlage für ein gutes Verhältnis und familiärer Rückhalt ist unglaublich wichtig bei dieser Krankheit, die vermutlich keiner so recht verstehen kann. Da ist es gut, nicht damit allein gelassen zu werden. Auch habe ich in meinem Umfeld kein gutes Bild von Psychiatrien bekommen, was nicht heißen soll, dass deshalb eine stationäre Behandlung ausgeschlagen werden soll. In meinem Umkreis habe ich nur die Erfahrung gemacht, dass die, die zuhause kämpften, jetzt wieder geheilt sind (auch wenn es bei mir länger gedauert hat), was man von denen, die eine stationäre Therapie gemacht haben, nicht durchgehend behaupten kann, was aber auch mit der Schwere der Erkrankung zusammenhängen kann. Kurzum: Verlass dich auf deinen Mutterinstinkt. Da können Lehrbücher noch so viel Weisheit enthalten, niemand kennt dein Kind so gut wie du. Und wenn das möglich ist, dann rede offen mit deiner Tochter über die Magersucht, wie stark sie gerade ist, und ob sie das Gefühl hat, sie unter Kontrolle zu haben, oder ob es andersherum ist. Sollte sie weiterhin drastisch abnehmen, ist wohl eine Klinik trotzdem unumgänglich, dann aber vielleicht eher eine Spezialklinik. Achja und vernachlässige weder deine anderen Kinder, noch dich selbst wegen der Krankheit, sonst ist sie in der Lage, eure komplette Familie zu zerstören. Außerdem lernt deine betroffene Tochter ja auch aus deinem Krisenmanagement, und da ist es wichtig, zu zeigen, dass man eben auch für sich selbst sorgen muss.

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen Mut machen, ihr schafft das!

Liebe Grüße,
Wunderlandfee

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S
steph_12267266
28.09.15 um 21:15

Vielen lieben Dank für Eure Antworten!
im Moment bin ich guter Dinge. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt.
Natürlich gibt es Momente, wo man so klar die Magersucht durchschimmern sieht und sich dann absolut machtlos fühlt und sich extrem zusammenreißen muss, um nicht durchzudrehen. Aber im Großen und Ganzen habe ich es mir schlimmer vorgestellt.

Aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Dass es für uns die richtige Entscheidung war, merke ich daran, dass wir die Tage sehr sehr intensiv reden, ich sie auch viel bewusster erlebe. Vor allem eben auch in den Momenten, in denen ich merke, wie sie gegen die Magersucht ankämpft und mir auch rückmeldet wie wichtig ihr meine Unterstützung ist. Selbst wenn der Weg in die stationäre führen würde, weil sie es ambulant nicht schafft, so brauche ich diese Zeit aktuell, um ihren Willen zu spüren.

Was mich auch beruhigt, sind Eure Aussagen hier, dass eben jeder unterschiedlich ist. Dass es keine allumfassende Lösung gibt, sondern jeder Betroffene seinen eigenen Weg raus finden muss.
Ihr haltet es auf alle Fälle nicht für absolut fatal, dass wir diesen Weg gehen und das beruhigt mich ungemein. Für mich wäre es das Schlimmste, wenn ich ihr mit diesem Schritt eine möglichst schnelle Genesung verwehren würde. Aber diese Angst habt ihr mir ein großes Stück genommen. Schnell wird es eh nicht gehen und eine Notbremse kann man als Angehörige nicht ziehen, sondern diese muss von den Betroffenen selbst gefunden werden.
Ich kann nur die Möglichkeiten anbieten und ein bißchen mithelfen, aber dazu überwinden muss sie sich selbst. Ich sehe, dass es echt ein heftiger Kampf für sie ist, aber ich muss sie ihn selbst kämpfen lassen, sonst ist er niemals ausgefochten...

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