Ich hab Bullimie inzwischen seit Jahrzehnten und ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist mal mehr, mal weniger und ich bin schon froh, dass es mich nicht mehr 20mal und mehr "erwischt" und sich in "abgeschwächter" Form zeigt. Begonnen hat es erstens aus einer Art Neugier (weil eine Freundin mir mal sagte, es wäre eigentlich ganz einfach), aber hauptsächlich aus einer Art Schockerlebnis, nach dem letzten großen seelischen Verlust heraus. Ich denke aber, das ist wahrscheinlich bei allen so der Grundtenor, zu Beginn. Ich habe auch eins/zwei Therapien gemacht, aber die haben eigentlich nicht sehr viel gebracht. Es geschieht Menschen, die sich immer übermäßig kontrollieren, im Griff haben müssen und "Selbstbeherrschung heißen" ;-). Menschen, die eigentlich nie eine Kindheit hatten und quasi schon groß und vernünftig "auf die Welt" kommen, Menschen denen man immer mit großen (unausgesprochenen) Erwartungen begegnet ist und die diese aber immer erfüllen wollen, die es anderen immer Recht machen wollen, die riesige Angst haben nicht geliebt zu werden (weil sie es, ihrer Meinung nach ja auch gar nicht verdienen), Menschen denen man, immer wenn sie nicht "richtig" funktionierten die Liebe und Anerkennung entzogen hat. Die große Sucht nach Süßigkeiten ist nur ein Ersatz für diese große innere Leere, das große schwarze Loch in das man gefallen ist, diese wahnsinnige Sehnsucht nach Gefühl und Emotionen (für die man immer einen hohen Preis zu zahlen hat), für die zahlreichen Enttäuschungen und den Verlust des Glaubens an sich selbst, den Verlust der wirklichen Kommunikation, den Verlust des Kontaktes mit den anderen. Die Krankheit lässt einen sich (gezwungenermaßen) zurückziehen um bitte nicht mehr verletzt zu werden. Die Krankheit und die unkontrollierbare Sucht nach Süßem heißt eigentlich - Füttert bitte meine Seele, denn sie ist am verhungern. Dieser "Tod" ist sogar schlimmer, als der wirkliche Tod.