Auch wenn ich das meiste weiß
du hast es noch einmal genial zusammengeschrieben!
Und vor allem kommt es von jemand anderem als mir selber, was sehr angenehm ist, weil cih mich manchmal entsetzlich unverstanden fühle und denke, dass ich mit meinen Überlegungen ganz allein da stehe und sowieso bescheuert bin.
Es waren auch ein paar neue Gedanken dabei, zum Beispiel mein überhöhtes Interesse für Frauenkörper durch Aktfotographie oder Malerei auszudrücken. Stimmt ja eigentlich.
Jaa, teilweise spielen spirituelle Ambitionen durchaus eine Rolle, oft sogar. Dass ich auf eine andere geistige Ebene kommen möchte.
Aber auch irgendwie Neugierde, was passiert mit mir, wenn ich mich in Extremsituationen bringe? Was kann ich dadurch lernen?
Es ist aber auch ein bisschen auf einer körperlichen Ebene, nicht unbedingt optisch, aber auch vom Gefühl her, ganz oft, wenn ich zum Beispiel Artisten beobachte, dann möchte ich mich auch so bewegen können, oder wenn ich Tänzer sehe, oder Stuntleute. Möchte so einen leichten, beweglichen Körper haben, möchte das Gefühl haben, beinahe fliegen zu können, wenn ich zum Beispiel jemanden am Trapez beobachte. Diesen Wunsch habe ich aber auch, wenn es schon in Richtung menschenunmöglich geht, zum Beispiel würde ich mich auch gern so leicht und schnell wie die Vampire in der Twilight-Serie bewegen können.
Und ich stelle Anforderungen an meine Fitness, dass ich eigentlich will, dass mir alles leicht fällt, wenn ich zum Beispiel eine Stadt besichtige, wo es Treppen gibt und ganz viel bergauf geht, dann wäre mein Ideal, da einfach hochzutanzen, hochzuschweben, und niemals außer Atem zu kommen.
Manchmal habe ich echt Probleme mit der Realität. Wäre besser ein Fabelwesen.
Genial, dieser Ausdruck, mein Körper ist doch keine Ikeaeinrichtung!
Aber so sehe ich meinen Körper auch gar nicht.
Zum Beispiel finde ich Scarlett Johannsen ganz hübsch, aber so wie sie will ich nicht aussehen und könnte es auch sowieso nie, weil ich von den Proportionen ganz anders bin, viel weniger kurvig.
Es gibt andere Menschen, von denen finde ich die Haare ganz nett, oder die Augen, aber ich habe eben andere Haare und Augen. Ist ja ok.
Aber trotzdem will ich ihn gewichtsmäßig so haben, wie ich es will, bloß dummerweise weiß ich gar nicht, wie ich es genau will, weil ich irrsinnige Probleme habe, mich mir vorzustellen, ich kann mir einfach nicht denken, wie ich mit welchem Gewicht aussehe. Also muss ich es ausprobieren.
Hab ich jetzt nach oben gemacht, war mal nett, ein bisschen kurvig zu sein, aber ich gefalle mir doch besser, wie ich früher aussah. Und es war durchaus gut für mein Wohlbefinden, denn jetzt kann ich akzeptieren, dass ich, wenn ich mir insgesamt gefalle, meine Brüste ein bisschen klein sind. Früher, als mein Bauch noch ok war, habe ich rund um die Uhr über Brüste nachgedacht, von der Obsession hat mich mein Zunehmen geheilt.
Vielleicht würde da starkes Abnehmen ja in Bezug auf die Oberschenkel helfen, die ich schon immer zu dick fand, auch als ich schlank war. Und wenn ich es dann mal richtig sehen würde, am eigenen Leib, dass ich mit schlanken Oberschenkeln am Oberkörper zu knochig wäre, dann würde ich vielleicht mit ihnen auch meinen Frieden finden können.
Um dann wieder mit meinem Ursprungsgewicht von früher leben können.
Kennst du das Märchen von der Skelettfrau und dessen Interpretation von Clarissa P. Estès? Steht in ihrem Buch "Die Wolfsfrau". Und ihre Kernaussage ist dort die Leben-Tod-Leben-Natur, die Erkenntnis, dass Leben und Tod zusammengehören, ganz nah zusammenhängen, und sich in Zyklen abwechseln. Und vielleicht suche ich in diesem Sinne auch immer nach Erfahrungen, die mich dem Tod näher bringen, weil ich eigentlich dem Leben näher kommen will.
Ganz stark abmagern, lange nichts essen, und irgendwo darin den Startpunkt für ein neues Leben finden.
Ich fühlte mich ja zum Beispiel im letzten Jahr dann am lebendigsten, wohlsten, als ich mich in so einem Naturschutzgebiet ein bisschen verlaufen hatte, und eine Abkürzung nehmen wollte. Quer durch eine Schlucht, wo es ziemlich tief runter ging, Extremklettern ohne Sicherungsseile, ohne dass jemand wusste, wo ich war.
Davor das Jahr, als ich am Zelten war, und dachte, ich würde in der nacht noch umgebracht, jemand hatte ein Riesenmesser hinter seinem Zelt versteckt, und ich dachte, es sei für mich bestimmt, weil ich mich ein bisschen fies verhalten hatte. War zum Fischen, aber diese eine Nacht der Todesangst, allein sein mit dem mutmaßlich bevorstehenden Tod, werde ich trotzdem nie vergessen.
Was das Buch jedenfalls ausdrücken wollte, war die Einladung, die Skelettfrau ein bisschen mehr in sein Leben einzulassen, nicht nur die lichten Aspekte des Lebens zuzulassen, sondern auch den Todesaspekt.
Zitat:
"Wie wir an dieser Geschichte sehen, muss man eine intensive Beziehung zur Leben/Tod/Leben-Natur herstellen, wenn man für den Rest seines Lebens "gut im Fleisch" stehen will."
"Man hat uns beigebracht, dass der Tod etwas Endgültiges ist, ein Nichtssein, das stets nur weiteres Nichtssein nach sich zieht, was den Beobachtungen in der Natur aber nicht entspricht. Tod erzeugt und birgt ständig neues Leben, selbst wenn man in seiner Existenz schon bis auf die Knochen reduziert ist."
Ok, die Autorin meint das eher bildlich, psychisch, aber kann man nicht auch sein eigenes Bild sein und sich das am eigenen Körper noch mal verbildlichen?
oder auch:
"Die Eingeweihten fürchten den Anblick des Gerippes nicht, während der Rest der Menschheit vehement darauf besteht, dass alle Arten von Skelettfrauen zurück ins Eismeer geworfen werden müssen, sobald man sie (wieder einmal) an der Angel hat."
Und meine Skelettfrau, die ich immer wieder aus dem Meer meiner Gedanken fische, ist der Wunsch, selber einmal eine Skelettfrau zu sein. Soll ich sie immer wieder zurück ins Meer werfen?