Hallo ihr alle,
ich mache mir seit ein paar Wochen Gedanken über Ess-Störungen, also über die Ursachen, warum sie so oft auftreten, welche Auslöser es gibt usw.
Was mich dabei wirklich nervt ist die Einstellung der Gesellschaft. Ständig wird man von sämtlichen Medien mit Bildern von absolut dünnen, aber sehr erfolgreichen, beliebten Schauspielerinnen und Models "gefüttert", die dazu auch noch als sehr sexy dargestellt werden. Da wird uns allen also ein Bild vermittelt, dem die meisten von uns nacheifern wollen. Denn wer will nicht erfolgreich, schön und sexy sein?
Das heisst natürlich noch nicht, dass deshalb gleich alle eine Nulldiät beginnen. Aber es gibt doch genügend Mädchen und Frauen, die sich dadurch inspiriert fühlen. Und komischerweise fallen gerade diejenigen in die Ess-Störung, die besonders ehrgeizig sind, aber ein eher schwaches Selbstbewusstsein haben.
Was mich dabei aber am meisten ärgert, ist die Tatsache, dass bei berühmten Persönlichkeiten nicht so ein Hype über Ess-Störungen gemacht wird. Niemand fragt sich wirklich, ob ein Model wie Heidi Klum oder eine Nicole Kidman oder wie sie alle heissen, normal essen oder nicht. Ausnahme: Extremfälle, bei denen nichts mehr zu vertuschen ist, z.B. Mary Kate Olsen oder Nicole Richie.
Wenn aber z.B. die Susanne Soundso von nebenan dünner und dünner wird, heisst es gleich, "oh je, die hat Magersucht!!!" und schon gilt sie als krank. Ich denke nicht, dass das so einfach ist. Ich würde vielmehr sagen, dass die Gesellschaft als erstes krank ist. Da helfen auch keine Pseudo-Diskussionen über BMI-Begrenzungen auf Laufstegen usw. weiter. Es ist schon zu spät, außerdem ist das für mich sowieso nur Fake. Die meisten Designer haben immer noch Knochenmodels... sorry, aber ich sehr das so.
Was mir noch aufgefallen ist: Die meisten Ess-Gestörten (schon alleine dieses Wort ärgert mich)sind sehr liebe, einfühlsame, sensible Menschen, die es gerne jedem Recht machen wollen. Meist wurde ihnen in der Kindheit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt und/oder schon immer ein immenser Leistungsdruck auf sie gelegt. Auffällig ist auch, dass viele auch besonders tierlieb und hilfsbereit sind. Hört sich das nach wirklich kranken Menschen an?
Ich will jetzt bestimmt nicht dran rütteln, dass Ess-Störungen Krankheiten sind, aber schlimm finde ich, dass man als Hilfe oft nur einen Psychologen angeboten bekommt. Das erscheint mir oft als zu einfach - so in der Art "hex, hex, rede mal kurz mit dem, und es wird besser..."
Wirklich?
Vielleicht bei manchen oder vielen, aber ich kann mir vorstellen, dass man zwar einsieht, zunehmen zu müssen, allerdings trotzdem bei jedem Gramm Zunahme in Panik verfällt. Weil man eben das extrem Dünne als schön empfindet, und zwar nicht nur man selbst, sondern die ganze Gesellschaft und Medienlandschaft. Ich habe eine Freundin, die seit JAHREN Ess-Störungen hat, sie war beim Psychater, hat das aber irgendwann wieder aufgehört. Sie gilt offiziell als geheilt... Ja, aber was niemand sieht, ist, dass sie immer noch Kalorien zählt und ihre erste besorgte Frage ist, wenn ich sie sehe, ob sie denn zugenommen hätte. Und wehe, es wäre tatsächlich so!!!
Ich denke, solange sich unsere Gesellschaft nicht WIRKLICH ändert, kann man Ess-Störungen auch nicht wirklich bei allen heilen.
Ich weiss, das war etwas wirr, aber das musste mal raus. Ich bin selbst seit zwei Monaten wieder ess-gestört, obwohl ich vorher schon untergewichtig war. Auslöser: Die Angst, zuzunehmen, und meinem Freund nicht mehr zu gefallen... Begründet: Vielleicht? (schließlich ist auch er ein Opfer der Medien)
Kindheit: besch..., ständiger Leistungsdruck, ich wurde ignoriert, wenn ich schlechte Schulnoten hatte...Meine Schwester wurde bevorzugt, obwohl schlechter in der Schule... absolut schlechtes Verhältnis zur Mutter..
Selbstbewusstsein: wenig, nicht kritikfähig
Ehrgeiz: sehr stark ausgeprägt, wenn mich was wirklich interessiert, verbissen
Charakter: lieb, will es jedem recht machen, harmoniebedürftig
Und wisst ihr was: Seit ich noch dünner bin, findet mich mein Freund noch attraktiver, macht mehr Komplimente und ich fühle mich das erste mal voller Selbstbewusstsein, was auch meine extreme Eifersucht geheilt hat.
Dass das krank oder gestört oder sonstwas ist, das weiss ich, aber ich denke nicht, dass mir da der Tip mit einem Psychater wirklich weiterhelfen kann...
Ich hoffe, dass mich irgendjemand da draußen versteht...