Der Kampf hat sich in den letzten Jahren etwas verlagert. Früher fand er fast nur in der Realität statt. Die sichtbare Körperlichkeit an sich wurde von mir radikal bekämpft. Ich wollte so wenig wie möglich davon haben und für andere fast unsichtbar werden.
Heute passiert mehr im Kopf.
Früher wollte ich mein Gewicht so niedrig wie möglich drücken, wo man gerade noch so überlebt. Heute kämpfe ich mehr für ein Gewicht im Normalbereich.
Ob das nun ein Ergebnis der Therapie ist: gelernte Toleranz oder Kulanz mir selbst gegenüber oder eigentlich Schwäche und Resignation, kann ich gar nicht genau sagen. Fakt ist: es ist in jedem Falle besser als früher. Aber der Kampf geht weiter!
Mein Gefühl sagt: dürr ist gut! Mein Körper ist fett durch total fehlendes Sättigungsgefühl und das ständige Essen als Ersatz für alle möglichen schönen Dinge. Mein Verstand sagt: beide Extreme sind schlecht - finde das Mittelmaß und du bist im Normalbereich! Das ist oft viel schwerer als es scheint.
Zumindest ist es eine Erleichterung zu wissen, es wird nicht so endlos und so kraftraubend, daß wieder nichts anderes mehr geht. Noch weiß mein Verstand, wo man aufhört und lässt mir auch die viele Zeit, die das benötigt hoffentlich weiß er das noch, wenn ich dort ankomme... Hört sich beim Lesen so einfach an, aber jeder Tag ist schwer und es kann schlecht laufen.
Ich schreibe meine Beiträge hier nicht nur für euch. Das Nachdenken hat mich seit Weihnachten (erstes Lesen im Forum) wie ein Strudel erfaßt und haut mich hin und her. Ich habe noch niemals vorher Probleme meiner Eßstörung aufgeschrieben und hoffe, daß ich dadurch einiges endlich bewältigen und abschließen kann. Es ist schön, zu wissen, daß man sich hier nicht blamieren kann. Und wenn meine Beiträge auf irgendeine Art vielleicht sogar jemandem helfen könnten, wäre das noch besser!
Es ist sogar ein großer Wunsch von mir, daß ihr euch schneller befreien könnt und nicht soviel Leben verpaßt wie ich. Eine zweite Chance auf ein normales Leben würde ich nicht mehr so einfach wegwerfen.
Diese ganze Quälerei (Jagd nach einem niedrigeren Gewicht als Normalgewicht) lohnt sich nicht.
Niemals werdet ihr einen Punkt erreichen, an dem ihr zufrieden seid mit eurem Körper, eurem Eßverhalten und eurem Gewicht ihr werdet es immer wieder nach unten korrigieren und / oder Probleme im Alltag haben.
Selbst wenn ihr annähernd dran seid der Preis ist viel zu hoch! Und wie lange wollt ihr kämpfen, um es zu halten euer Leben lang?!
Ich weiß noch ganz genau den Punkt, wo die Sache ins Kippen kam. Natürlich ging das nur, weil schon lange vorher so einiges schieflief. Aber an diesem Punkt hätte ich mich anders entscheiden können, wenn ich schon Hilfe gehabt hätte.
Also: HOLT EUCH HILFE - TRAUT EUCH RECHTZEITIG!
Lasst es nicht erst chronisch werden!
Und wenn ihr das Gefühl habt, es hört keiner zu: dann schreit ihr eben!
Nehmt keine falsche Rücksicht, weil ihr glaubt, es ist nicht der richtige Zeitpunkt!
Nur eins ist sehr, sehr wichtig: ihr müsst es ehrlich meinen!
Denn wenn Hilfe kommt und ihr spielt damit, wird euch bald niemand mehr Hilfe anbieten. Ganz alleine aber könnt ihr kaum den Kampf gewinnen...
Viel Willen, viel Kraft und auch sonst alles Gute für euch!
...wünscht HuKaChi