Hallo,
Ich möchte mir hier mal etwas von der Seele schreiben und gleichzeitig erfahren, wie ihre darüber denkt. ..
Ich bin eine junge Frau Anfang 20, wohne seit einigen Monaten mit meinen Freund zusammen, wobei Beziehungsprobleme an der Tagesordnung liegen. Aber das nur nebenbei. Ich habe Abitur gemacht und studiere derzeit, bin bald fertig. Ich kann also ziemlich stolz sein auf meinen Lebenslauf - Bis jetzt zumindest :)
Erst seit kurzem fällt mir auf, dass ich immer sensibler werde und oft tiefe traurige, fast verzweifelte Gefühle habe, die ich nicht einordnen kann. Und da ich mich auch im Studium mit diversen psychologischen Themen beschäftige, hab ich mich mal mit meiner frühen Kindheit auseinandergesetzt. Ich dachte von mir selbst immer, dass ich trotz der Scheidung meiner Eltern und einem 500km Umzug mit 10 Jahren eine schöne Kindheit hatte. Zumindest hab ich mir das eingeredet. Den wenn man genauer hinsieht, fällt mir auf, dass ich mich nur an wenig bewusst erinnern kann. Aber Fakt ist dass sich meine Eltern aufgrund der Alkoholsucht meines Vaters getrennt haben. Meine Mutter, zu der ich ein sehr gutes Verhältnis hab, hat mir erzählt, dass ich sogar als Kleinkind Angst vor meinem Vater hatte (ich hab dazu auch ein Familienvideo gesehen in dem ich vor meinem Vater wegrenne als meine Mutter den Raum verlässt) - vielleicht liegt das auch nur daran, dass ich schon immer eher ein Mamakind War. Mittlerweile habe ich ein gutes Verhältnis zu meinen Vater auch wenn wir uns selten sehen, da wir weit voneinander entfernt wohnen. Dennoch hab ich wohl 5 Jahre meines Lebens mit der Alkoholsucht meines Vaters zusammengelebt. Ich War immer das starke fröhliche aufgeweckte Kind, sagt jeder. Aber ich einer mich, dass ich oft das Gefühl hatte, dass ich anders bin als andere und das ich belogen werde, dass mir niemand die Wahrheit sagt... ich weiß noch, dass ich etwas über Alkoholsucht von der Mama gehört hab. Als ich nachfrug, hieß es, dass sie den Postboten meint. Ich wusste aber dass das nicht stimmt, bzw dass sie mich gerade anlügt. Später wohnte ich dann mit meiner Mutter allein. Sie gab Alles für mich. Sie gab sich selbst auf. Und als ich 15 War, trank sie sehr viel Alkohol. Es War die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich fühlte Wut und Hilflosigkeit, konnte aber niemandem davon erzählen. Ich wollte nie dass meine Mutter wie eine Alkoholikerin dasteht, ich liebe sie, es sollte niemand schlecht über sie denken. Als ich 18 War, legte sich Ihr Alkoholkonsum wieder. Ich machte mein Abi und begann zu studieren. Hier sitze ich nun und denke "ach komm! Du hattest keine schlechte Kindheit, du würdest behütet und umsorgt und es gibt andere Kinder denen ging es wirklich schlecht - außerdem machst du was aus deinem Leben!" Aber andererseits denk ich mir - gerade wegen den vielen auseinandersetzungen mit meinem Freund und dieser inneren hilflosigkeit und angewiesenheit sowie dieser sexuellen Unlust, bzw. Schmerzen die kein Arzt somatisch erklären kann, denke ich dass irgendwas in mir brodelt oder etwas mit mir nicht stimmt.. meine große Schwester meint, dass ich ein Glückliches Freiheitsliebendes Kind War und es nicht schwerer hatte als andere.. Übertreibe ich? Geht es anderen ähnlich wie mir? Soll ich einfach so weitermachen wie bisher oder brauche ich evtl eine Psychotherapie?
Ich habe so viele Fragen und keine Antworten.
Vielen Dank schonmal!