Sich einfach den Gefühlen stellen
genau das fällt mir immer so schwer.
Also erst mal, wie es ausgegangen ist:
an dem Abend, an dem du mir geschrieben hast, habe ich nicht mehr gefressen.
Und deine Nachricht hat mir tatsächlich geholfen, weil ich wahrscheinlich als Ersatzbefriedigung fürs Essen die ganze Nacht am Computer hockengeblieben wäre, um mich abzulenken.
Stattdessen bin ich mit meinem Kuscheltier ins Bett gegangen und habe ihm meinen Tag erzählt. Das tat schon sehr gut.
Allerdings war mein Fressdruck nicht ganz weg, und ich hatte am nächsten Tag schon wieder unerwartete Probleme.
Und vielleicht lag es ja doch dartan, dass ich wegen meiner Schonkost zu wenig leckere Sachen gegessen hatte, also beschloss ich, eine geplante Schlemmerei zu machen, um einen ungeplanten Fressanfall zu vermeiden.
Also besorgte ich mir eine richtig leckere Käsesorte und schöne Pralinen udn richtete mir alles schön an, den Käse mit geröstetem Brot, Kräutern und Tomaten, die Pralinen mit schönen Obststückchen.
Nur hatte ich dann nicht die Zeit zum Genießen, weil meine Schwester dazwischenfunkte, und vor lauter Stress würgte ich mir danach noch drei Eis und drei Hanuta und ein bisschen Haribo rein, obwohl es mir gar nicht schmeckte.
Am nächsten morgen habe ich dann beschlossen, meine Schlemmerei noch ein bisschen fortzusetzen, damit ich genau 24 Stunden Ausnahmetag hatte (hab mit meiner Heilpraktikerin abgemacht, für einen Tag Ausnahme 2 Tage Schonkost dranhängen) und es sich wenigstens lohnte. Also wieder schön angerichtet, Quark mit vielen Schokostückchen drin, Obst, Orangensaft und ein Schokokuss.
Und danach konnte ich wieder nicht aufhören, also noch Haribozeug drangehängt und hinterher noch mehrere Käsebrote.
Aber immer noch so im Rahmen, dass mein Bauch noch nicht total aufgedunsen war, habe mich abends noch mit meinem Exfreund schwimmengehen getraut.
Also habe ich endlich einen gefunden, der wenigstens etwas mit mir unternehmen will, nur ist der Ex da eine etwas blöde Wahl, weil der immer noch was von mir will und da trotzdem nett zu ihm zu sein, setzt mich zusätzlich unter Stress. Ist das jetzt besser als allein sein?
Und an dem Tag hatte ich noch einen netten Grund, warum ich mit meinem Körper nie hundertprozent zufrieden bin: von meiner Mama gelernt:
Sie kam vom Einkaufen nach Hause, schicke Klamotten für eine Familienfeier besorgt, zu der nur eine von uns gehen kann, und sagte: Geh du dahin, mein Bauch sieht zu fett aus, und ich weiß sowieso nicht, was ich da soll.
Und sie ist gar nicht fett, im Normalbereich mit etwas viel Bauch und wenig Brust, aber nichts schlimmes. Und von der habe ich mein Selbstgefühl geerbt.
Und heute habe ich noch einen Ausnahmetag drangehängt, aus purer Gier und Langeweile, und viel zu viel gegessen, und fühl mich jetzt ganz blöd vollgestopft.
Und kriege Schweißattacken, weil ich ja eigentlich den ganzen Kram nicht wirklich vertrage und ihn meiden soll, und jetzt muss mein armer Körper doch damit ferig werden.