Seit 10 Jahren bin ich verheiratet und habe zwei Kinder. Ich wußte von Anfang an das mein Mann ein,wie ich damals glaubte,beendetes Suchtproblem hatte. Er hatte zwei Therapien hinter sich,und war bis auf Hasch seit 2 Jahren absolut clean, und er war so unglaublich stark und lebensfroh! Nach ca. 5 Jahren endeckte ich das Pulver im Handschuhfach unseres Familienautos und damit begann mein persönlicher Alptraum...! Ich muß dazu sagen das ich mit Drogen gar nichts am Hut habe- und vieles mir damals nicht so erklären konnte. Seit 5 Jahren habe ich gekämpft ein "normales" Familienleben mit unseren beiden Kindern und ihm zu führen, und sehr lange ich ich ihm alles gegelaubt...! Ich habe probiert ihm bei einem kalten Entzug zu Hause zur Seite zu stehen, seine Versuche mit Subutex zu unterstützen, ihn durch das Methadon- Programm zu begleiten, und so vieles mehr - um dann an diesem Punkt jetzt zu kommen,und zu sagen: Ich kann nicht mehr! Unsere Augen haben viel zuviel gesehen, und wir haben viel zuviel gehört! Situationen die unerträglich sind. Oft habe ich über den Satz nachgedacht: "Ich kann nicht mehr"!" Aber am nächsten Morgen wacht man auf und lebt weiter! Da ist etwas so viel stärker als ich, viel stärker als seine Liebe zu uns. Kurz: Ich habe diesen wundervollen Menschen- den Mann mit dem ich alt werden wollte -raus geworfen! Da bin ich am nächsten Morgen aufgewacht und habe anders weiter gemacht! Allein! Vielleicht ist das wirklich der einzige Weg? Seit dem Tag gehe ich auf alle Freunde zu, und reisse diesen schweren Vorhang des Schweigens runter, und erzähle: "Nein wir sind nicht die "perfekte" Familie- und NEIN ich bin nicht unendlich stark!" Es ist so befreiend, denn von meinem Mann ist fast nichts mehr übrig was ihn ausgemacht hat- und wir wollen leben! Als ich ihn rausgeworfen habe, habe ich ihm in meiner Wut 3 Ohrfeigen gegeben - und ich hätte damit den ganzen Abend weiter machen können -es war wie ein gebrochener Staudamm - all die Wut und Enttäuschung brach auf einmal aus mir raus(aus dem Nichts heraus- es war ein ganz "normaler" Tag wie immer)! Ich war der Meister der Verdrängung, habe fast nie negative Dinge an mich, oder die Kinder rangelassen. Nur Dinge sehen, die man sehen will, Glauben was man glauben will... Damit ist jetzt Schluß!Ich habe es nicht mehr ausgehalten, ihm beim zu Grunde gehen zuzusehen. Sehen wie das Gift ihn verändert - er dadurch eine völlig neue Person wird! Agressiv, teilnahmslos, lethargisch und sich ausgrenzt! Die Achtung vor sich selber und vor uns verloren hat! Es gibt da keine Kompromisse, dass ahnte ich immer, heute will ich aber so leben! Alle leiden unter seiner Sucht, Angehörige aber realer, bewusster! Seit Monaten gärte dieser Gedanke in mir, aber ich hatte solche Angst vor allem möglichen! Die habe ich zwar immer noch, aber ich und die Kinder können es schaffen. Er auch- aber wenn, dann nur ohne uns! Niemals hätte ich mit soviel Hilfe und Verständnis gerechnet! Es sind so viele Hände da, die uns stützen. Aber den Weg müssen wir letzendlich alleine gehen. Viele Jahre glaubte ich mit niemanden über MEINE Probleme reden zu können. Hilfe gibt es für Betroffene auch hier wo wir wohnen, aber den Angehörigen wird oft Ihre Individualität genommen: "Da gibt es dann eine Gruppe, da geht mal hin - und da gibt es noch mehr die Euer Problem haben..." BLÖDSINN! Oder kennt Ihr Kinder, die in der Schule bei der Drogen - Aufklärung aufstehen und sagen: "Mein Papa ist gerade im Methadon - Programm! Bei uns steht das Methadon am Wochenende im Kühlschrank hinter der Mayonnaise"?? Und warum tun sie das dann wohl nicht? Es gibt eben nicht immer nur schwarz und weiß! Diese pauschalierte Abhandlung schürt nur die Scham sich tatsächlich Hilfe zu holen. Uns geht es finanziell ganz gut, meine Kinder sind intelligent und sehr gut in der Schule, unser Haus sauber,und es liegt kein Pulver neben dem Knabberzeug wenn wir am Abend fernsehen!!! Verachtung und Ausgrenzung habe ich erwartet, und das waren auch meine Beobachtungen bei anderen, aber ich durfte eine andere Seite erleben - dafür werde ich immer dankbar sein. Mir ist klar,dass es oft in der Natur der Dinge liegt, dass es anders abläuft, aber was unser Umfeld angeht, haben wir Glück. Wir haben auch sehr viel dafür getan! Aber wir sind dadurch nicht glücklicher! Denn meine größte Angst ist immer noch, nicht mehr auf ihn achten, und das ihm etwas passiert! Das schnürt mit die Kehle zu. Aber das ist meine Angst, und damit muß ich klar kommen. Ich habe begriffen,er hat sein Problem, und ich meines! Und die sind nicht kompatibel! Suchtkranke sind Egoisten, Angehörige müssen lernen welche zu sein! Aber die Hoffnung stirbt immer zuletzt- auch ich träume & hoffe immer noch...!