bibinn_12344518Hallo Engel,
danke dir auch für deine liebe Antwort.
Hm, ich weiß auch nicht, ob bei mir die Bulimie oder die magersüchtigen Gedanken und Verhaltensweisen (MS kann ich es ja bei meinem Gewicht nicht nennen) stärker sind.
Jedenfalls hat mich die ES verdammt fest im Griff.
Meine letzten Wochen waren ungefähr so: Ich habe unbewusst (oder auch bewusst, weil es nach dem Streit mit meinem Therapeuten war) ein bisschen abgenommen, und dadurch ist etwas in meinem Kopf ausgerastet und ich habe mein Essen fast komplett eingestellt.
Und dann hat es sich irgendwie alles überschlagen, dass ich dann wirklich bei jeder dummen kleinen Zwischenmahlzeit, die ich schnell essen wollte, noch schnell irgendetwas anderes zu essen reingeschoben habe, damit sich das Kotzen lohnt, zusätzlich zu den großen FA.
Vor anderthalb Wochen sah mein Tag dann so aus, dass ich morgens zu einer Beratungsstelle gefahren bin, (wo die Beraterin mir dann auch empfohlen hat, noch mal mit meinem Thera zu rednen), dann schnell essen, kotzen, reiten, hübsch machen, Freundinnen treffen, nachts dann alles essen, was ich finde, wieder kotzen, am nächsten Tag reiten, fertigmachen, Angst, weil große Familienfeier, ein bisschen was vor den Eltern essen, Angst, weil nicht kotzen können und wollen, Abends auf der Party hektisch rumlaufen, kellnern, Programm gestalten, kurz einen Teller essen, irgendwann Stress mit irgendwem, Häppchen vom Büffet klauen (aber fest beschlossen, NICHT zu kotzen), aus Frust betrinken, noch mehr Häppchen, und dann die komplette Nacht wie eine Blöde tanzen, um mich abzulenken und alles wieder abzutrainieren, am nächsten Tag Verwandte von weit weg sehen, den ganzen Tag brav normal essen, am Sonntag dann den kompletten Tag arbeiten und auch normal essen, und dann nach der Arbeit austicken und seitdem wieder nur Kotzen und Fressen, zwischendurch reiten gehen, vor Überforderung von dem Wochenende noch einen Abend lang allein betrinken, und naja, außer den FA habe ich die ganze Woche nur ein paar Äpfel zu mir genommen.
Tja, und gestern war ich dann abends mit einer Freundin weg, und danach haben wir noch einen Film bei ihr angeschaut, und ich fühlte mich so wohl und geborgen, dass ich mit ihr zusammen in echt gegessen habe, Brot und Joghurt und Ei, was sie mir angeboten hat.
Da dachte ich, es geht ja doch, und wollte es heute noch einmal probieren.
Hab mir Kartoffeln und Blumenkohl gekocht, war nach der Hälfte der Kartoffeln schon satt, dachte mir aber, jetzt erlaube ich es mir schon, jetzt nutze ich das auch, und habe den Rest auch noch gegessen, und danach bin ich vor lauter Völlegefühl wieder durchgedreht, dachte mir, vielleicht beruhigt mich ja etwas Schokolade, und mein letztes Münzgeld zusammengekratzt, um mir einen Riegel vom Bahnhofsautomaten zu holen.
Hat mich aber nicht beruhigt, und ich bin mit dem Fahrrad durch die Gegend gebrettert und hab bei Tankstellen eingekauft. Das aufgegessen und nochmal gekocht, sodass es insgesamt wieder ein großer FA war.
Tja, und jetzt sitze ich hier und bin wieder zu dem Entschluss gekommen, dass ich zu blöd zum Essen bin und dass es eh schiefgeht und ich mir die ganze Mühe mit dem gesund kochen auch sparen kann, da ist es einfacher, sich direkt vollzufressen.
Ja, ich bin wieder frustriert.
Es war doch gestern so schön, mit der Freundin zu essen und Film zu gucken.
Und allein kann ich es einfach nicht.
Und werde vermutlich die ganze Woche wieder nur fressen und zwischendurch ein paar Äpfel knabbern, um nicht umzukippen (wenn ich nicht wieder an den Punkt gelange, wo ich selbst die für überflüssig halte) :-/
Mann, wieso verhalte ich mich so bescheuert, wenn ich mich doch eigentlich nicht mal für zu dick halte und wenn ich doch eigentlich nichtmal ein Problem mit fetthaltigem oder kohlenhydrathaltigem Essen habe?
Und außerdem, wie kann ich Essen noch genießen, wenn ich bei fast allem weiß, wie es ausgekotzt aussieht?
Ich hielt mal Reis für sicher, aber die vielen Sonntage, wo ich sonst nichts kaufen konnte und nur Reis dahatte, haben mir den auch madig gemacht. Und selbst mit Tofu habe ich mich schon mehrmals vollgestopft.
Essen ist für mich nichts mehr, was man in einer halben oder einer Stunde erledigt und dann wendet man sich anderen Dingen zu, sondern entweder ich meide es soweit wie möglich, oder ich verbringe halbe Tage damit.
Und mein Bauch ist es gar nicht mehr gewöhnt, anständig zu verdauen, essen macht mich so müde, da ist mein Kreislauf fast schlapper als ohne.
Und abends mag ich auch nicht essen, weil ich lieber an meinem leeren Bauch rumtaste beim Einschlafen, wie dünn der ist.
sorry, das tut eigentlich nichts zum Thema und ist auch keine Antwort auf Engels Beitrag, musste nur mal Frust ablassen. Ich hoffe, es triggert keinen.
Achso Engel, konkret zu deinem, hm, ich breche eigentlich nur dann (automatisch passt mir als Begriff nicht so recht), wenn ich allein bin, bei anderen ist es eigentlich selbstverständlich, dass ich es drinbehalte (ich treibe es nur die Tage danach noch schlimmer, um das wieder auszugleichen).
Also am Anfang hatte ich schon das Gefühl, dass meine Therapie ein bisschen was bringt, und vor allem hat er mir auch Mut gemacht, ein paar Dinge in meinem Leben anzugehen, sodass ich mich nicht mehr so ausgeliefert fühle, aber zum Ende hin hatte ich das Gefühl, dass er mich immer weniger versteht und vor allem auch glaubte, ich wäre damit geheilt, diese paar Dinge zu regeln, und nahm mich nicht mehr ernst, wenn ich sagte, mir geht es immer noch schlecht und manchmal sogar schlechter als vorher, weil er auch so manches aufgewühlt hat.
Bei meinem Kreislauf bin ich eher verblüfft, dass er noch so gut mitmacht. Ja, mir geht es schon manchmal schlecht, auch mal richtig schlecht, aber ich schaffe es seltsamerweise auch noch völlig unterzuckert, ein kompliziertes Pferd zu reiten oder fünf Stunden zu arbeiten (da hatte ich den ganzen Tag gehungert, weil ich abends mit Freunden essen wollte, und musste dann unerwartet einspringen), und das stehend (Gastronomie, Kunden anlächeln, Essen verkaufen usw.), und da war ich echt verblüfft, dass ich weder umgekippt bin noch irgendwie sonst abgedriftet, also so, dass ich plötzlich zehnfach verlangsamt denken würde, und Abrechnungen nicht mehr hinkriege, weil mein Kopf vernebelt wäre. Sowas hatte ich auch schon ein paarmal, aber diesmal nicht, und ich war sehr verwundert. Weil eigentlich wäre es ja eher logisch, dass mein Körper schlappmacht.
Meine Familie weiß nichts von meinen Problemen, jedenfalls nichts konkretes, und ich lebe ohnehin nicht mehr zuhause, aber wenn ich die mal besuche, brauche ich bestimmt eine Woche, um wieder ein bisschen Kraft zu tanken, und komme da völlig ohne Energie wieder.
Meine Freunde wissen teilweise was und tun mir auch gut, aber ich will sie auch nie so belasten, dass ich ihnen das wirkliche Ausmaß anvertraue oder bei Problemen ständig zu ihnen renne, deshalb können sie mir auch nicht wirklich helfen. Und sie können es auch nicht vollkommen verstehen, selbst mit eigenen Problemen. (Eine Freundin hat Depressionen, und sie meinte, sie hatte auch mal Phasen der Appetitlosigkeit, wo sie kaum was gegessen hat. Nur ist meins ja nicht wirklich Appetitlosigkeit, sondern ein völlig verdrehtes und komplexes Liebe-Hass-Verhältnis zum Essen, das sich vermischt mit allen möglichen anderen Bedürfnissen. Und das kann auch sie nicht ganz verstehen.)
Hm, ich weiß nicht, ob es mich stört, dass ich in einer Klinik auch regelmäßig essen muss.
Manchmal denke ich mir, das müsste ja dann ähnlich schön sein wie das gemeinsame Abendessen gestern abend, wo jemand bei mir ist und mich versteht und mit mir reden kann.
Andererseits erstreckt sich meine Fähigkeit, normal zu essen, auf ungefähr zwei Tage, und ich habe Angst, das dann über Wochen durchhalten zu müssen. Ohne Hungertage zwischendurch, um dann wieder diesen Leerezustand herzustellen. Und ohne Ruhe, mich einfach stundenlang hinzusetzen und allen Scheiß reinzustopfen. (Irgendwie ist das für mich auch so ein wegkommen von Stress, wenn ich nach mehreren anstrengenden Tagen einen ganz lang hingezogenen FA habe).
Und ich habe Angst, was da noch so alles hochkommen könnte.
Und ich finde mich zu dick für eine Klinik, irgendwie zögere ich es immer weiter hinaus, um vorher noch ein bisschen abnehmen zu können. Vielleicht auch, damit ich Spielraum zum Zunehmen habe, falls ich bei Stress zuviel esse.
Ach, das klingt alles so abstrus und verrückt und verwirrt und krank.
Ich verstehe mich ja selber nicht.
Ich schicke dir auch viel Kraft. :)