Infos...
Hier mal eine medizinische Auskunft:
Bei Diagnosestellung wird die anfängliche T-Helfer-Zahl und die anfäängliche Zahl der HIV-RNA-Kopien gemessen, diese korreliert ganz gut (nicht exakt, nur eben pi mal daumen) mit der Überlebenszeit, die man zu erwarten hat.
bei HIV-RNA > 30.000Kopienpro100ml lebt man ca. 3 Jahre, bei 10.000-30.000 6 Jahre,
bei 3.000 bis 10.000 8 Jahre
und bei 500-3000 über 10 Jahre
Im Schnitt lebt ein HIV-infizierter nach Diagnosestellung um die 10 Jahre. Bei manchen gehts schneller. Es gibt Einzelfälle wo es erheblich länger dauert!!
Was passiert dann? Da die ausgerechnet die T-Helferzellen befallen sind, läuft bei jedem einzelnen Abwehrversuch des Körpers eine Virusreplikation durch, d.h. jeder Versuch des Körpers das Virus zu eliminieren führt zu einer erneuten Vermehrung. Viren sind intrazellulär , in Fall von HIV ausgerechnet in den Helferzellen selbst. Wenn die T-Helferzellen versuchen, die Viren anzugreifen greifen sie die infizierten T-Helfer-Zellen an, sprich sie zerstören sich dadurch selbst.
Ein Leben ohne Immunsystem gibt es nicht. Das ist nicht mit dem Leben vereinbar - führt zwangsläufig zum Tode.
Antibiotika helfen gegen Viren nicht, da Antibiotika gezielt bakterielle Strukturen angreifen, die der Mensch selber nicht besitzt. So geht das Bakterium tot und der Mensch nicht.
Die einzige Möglichkeit, etwas zu zerstören, was in eigenen Zellen sitz, ist: eigene Zellen zu zerstören! Was macht man also? Chemotherapie. Wie bei Krebs, ist auch hier das Prinzip das gleiche: Wenn Zellen z.B. tumorös sind, oder aber von einem Virus befallen sind, irgendwie strukturell verändert sind, dann laufen sie im Gegensatz zu den gesunden Zellen nicht auf Optimum, sind störanfälliger, gehen leichter kaputt. Fügt man dem Körper also Giftstoffe zu, so sterben die befallenen Zellen viel schneller ab, während die anderen Zellen je nach Umsatzrate nicht in gleichem Maße geschädigt werden weil sie mehr aushalten können. Tumorbestrahlung funktioniert ja nach dem gleichen Prinzip, die Strahlen bringen Tumor-Zellen um ohne in gleichem Maße die anderen Zellen zu schädigen, weil die nämlich etwas länger durchhalten.
Also führt man eine Chemotherapie - sogenannte HAART-Therapie - durch (medikamentös. Wenn man es rechtzeitig merkt, z.B. ein Arzt im Krankenhaus, der sich soeben mit einer infizierten Nadel gestochen hat) - dann kann man die Ansteckung sogar nach Nadelstichverletzung noch verhindern, durch Chemotherapie. Ist auch nicht ganz ohne... aber ich z.B. würde es machen!
Ansonsten gibt es 2 Möglichkeiten, die durchgeführt werden und in Studien verglichen werden - leider muss man sich sofort entscheiden und wird erst in ein paar Jahrzehnten sagen können, was rückwirkend besser war:
1. Entweder man behandelt sofort bei Diagnosenstellung, d.h. sofort in voller Dosis die ganze Bandbreite reinhauen und die Virus-Last drücken, drücken, drücken. Das heißt natürlich, dass man schon bevor Symptome auftreten mit diesen Medikamenten auf Vollgas dagegentritt - mit entsprechenden hohen Nebenwirkungen usw.. Dies nimmt man in Kauf und erhofft sich eine längere Lebenserwartung durch frühzeitiges Abfangen. Allerdings bilden sich Resistenzen, so dass man jeweils auf andere Präparate wechseln muss, bis sich wieder Resistenzen bilden und man irgendwann gegen alles resistent ist. Dann ist Ende...
(diese Variante entspricht auch der, die man wählt wenn man sich frisch mit einer Nadel gestochen hat, halbes Jahr Chemotherapie, Ansteckung kann dadurch auch im Nachhinein relativ gut vermieden werden)
2. Man wartet ab unter laufenden Kontrolluntersuchungen. Man spart sich alle Medikamente auf, bis es wirklich düster aussieht und die T-Helferzellzahl unter 200 (oder 300) fällt. Man erspart dem Körper die Nebenwirkungen lange Zeit, schont den Körper, spart Zeit auf in der sich bereits Resistenzen gebildet haben könnten und hat damit bei später Behandlung noch das ganze Spektrum zur Verfügung. Allerdings kann diese Version nach hinten losgehen, da sich die Viren viel schneller vermehren und der Zeitpunkt ab dem es eng aussieht und diese Medikamente nicht mehr zu umgehen sind umso schneller erreicht wird.
Wie sieht die HIV-Erkrankung aus?
Um es einfach zu beschreiben: Da das Immunsystem "weg" ist, beginnen immer mehr Parasiten und Erreger den Körper zu befallen. Bakterien und Pilze und Parasiten, die überall vorkommen, aber einem intakten Organismus normalerweise nichts anhaben können, fangen an alles zu überwuchern und zu besiedeln. Im Mund sind es die weißen Beläge (Candida-Pilz), dieser Pilz setzt sich bis in die Speiseröhre fort und noch weiter. Der Darm wird von Kryptosporiedien besiedelt, so dass der Patient Durchfall hat, wieder und wieder. Die Lunge wird von Pneumocystis besiedelt, das Gehirn vom JC-Virus und vom Aspergillus-Pilz. Das Gehirn wird auch von Herpes-Viren und Cytomegalie-Viren befallen (die dringen fast nur bei Immunschwäche soweit durch). Und vieles mehr. Eine Besiedlung und Vermehrung... Darüber hinaus braucht man T-Helferzellen um Zellen aus zu sortieren, die mutiert sind, sprich zur Verhinderung von Krebsentstehung. Also wird man als Infizierter von bestimmten Tumoren befallen. Ganz typisch für HIV sind Gebärmutterhalskrebs und Das Kaposi-Sarkom - Gebärmutterhalskrebs hat man nach durchschnittlich 8 Jahren oder so (bei der Zahl bin ich mir nicht ganz sicher) und Kaposi-Sarkom ist ganz typisch , wird bei fast ausschließlich HIV-Kranken gesehen (eine Art Gefäßtumor).
Einen "Ausbruch" von Aids in dem Sinne gibt es natürlich nicht!!!
Das ist ein fließender Prozess. Man wird eben zunehmend nach und nach von mehr und mehr Erregern befallen. Es gibt die Stadien A, B und C, mit Stufe 1, 2 und 3.
Stufe 1: T-Helferzahl >500,
Stufe 2 T-Helfer-Tahl 200-500
Stufe 3: T-Helferzahl <200
Stadium A: Lymphknotenschwellung usw
Stadium B, Candida-Pilz im Mund und in der Vagina, Befall von Listerien, Durchfälle > 1 Monat, Abszesse usw..
Stadium C: Candida Befall bis in die Speiseröhre fortgeschritten, Befall mit Toxoplasmen, Salmonellen im Blut, die oben genannten Tumoren, Pneumocystis-Befall usw...
Aufzählungen alle nicht vollständig, aber mal so ein Einblick..
Ab Stadium C spricht man in Deutschland von Aids.
In USA z.B. hat man mit Stadium kein Aids, sondern bei Stufe 3.
Die Länder definieren also unterschiedlich wer "Aids" hat und wer noch nicht. Der Übergang ist fließend, es wurde halt willkürlich die Linie irgendwo gezogen ab wann man es wie nennt. Insofern halte ich das Wort "Ausbruch" für unsinnig.
(also ganz willkürlich nicht, Stufe C-Erkrankungen sind stärker und treten eher später auf als Stufe B)
Die Medikamente sind heftig. Die Erkrankung ist zwar kein "Todesurteil", aber man sollte das nicht verharmlosen. Die Lebenserwartung ist schon deutlich niedriger als bei Gesunden - auch wenn es Ausnahmefälle gibt, die sehr viel länger leben. Mann muss eben konsequent Erreger und Keime vermeiden und mit Antibiotika hinterher sein. Die Therapie ist ebenfalls keine Kaffeefahrt. Sie hat die Lebenserwartung deutlich verlängert, ist aber mit heftigen Nebenwirkungen verbunden und kann nicht heilen - nur rauszögern... wie lange noch ist individuell sehr verschieden.
Die Kinder stecken sich nicht an, keine Sorge. Sie können mit ihm herumtoben und spielen, auch vom gleichen Teller essen. Es ist tatsächlich eine bestimmte Erregermenge erforderlich und diese kommt nur in frischem Blut (und in den Sekreten bei Geschlechtsverkehr) in relevanter Menge vor. Bisher hat sich noch keiner durch Speichel infiziert - auch wenn die Erreger da gefunden wurden. Aber es scheint nicht zur Ansteckung zu reichen. Nur keine Panik, wenn sie Küsschen verteilen und aus dem gleichen Glas trinken. Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist kein einziger Fall der Übertragung durch diesen Weg bekannt so dass es nicht möglich scheint sich so anzustecken. Wissen muss man es nur, wenn er einen Unfall hat und blutet - oder beim Sex.
Die Medikamente haben übrigens das Ziel, einen infizierten wie einen Diabetiker möglichst normal weiterleben zu lassen so lange es geht und so gut es geht. Man hat eben eine Krankheit, muss auf viele Dinge achten, regelmäßig zum Arzt, sich an feste Tagesrhythmen halten, dauerhaft Medikamente einnehmen und man muss lernen, seinen Alltag so zu leben. Und je strenger man sich daran hält, umso besser die Chancen, dass es lange gutgeht.
So, ich hoffe, ich hab ein paar Leuten geholfen mit diesen Infos. Leider rein wissenschaftlich - dabei denke ich, dass Dein Problem eher das menschliche ist, wie Du damit umgehen sollst...
Ich hoffe, es findet sich hier jemand, der noch gute Ratschläge für Dich hat zur Bewältigung oder jemand, der selber in einer ähnlichen Situation ist.
Denn ein Wissen hab ich leider nicht. Kann Dir nicht sagen, wie es sich anfühlt und wie ich selber in so einer Situation reagieren würde. Dies würde Dir wahrscheinlich viel mehr helfen als meine trockenen Infos.
Ich wünsch Dir alles Gute! Kopf hoch! Sei froh, dass Du und Deine Kinder gesund sind. Es gibt Dinge im Leben die kann man nicht ändern. Man kann sich aber selber schützen, da eine Ansteckung nicht durch die Luft und nicht einmal durch küssen entsteht. Gerade als Homosexueller müsste man "noch" vorsichtiger sein als ohnehin schon. Leider sieht man es den Leuten durch die Therapie oft nicht an was sie in sich tragen, so dass die Leute zwar von Aids hören, aber im Traum nicht daran denken, selber mal zum Club zu gehören oder jemanden zu treffen, der das hat. Und dann werden die Leute leichtsinnig...
Ich denke, Du solltest mit ihm sprechen! Du solltest ihn herzlich aufnehmen und ihm zu spüren geben, dass Du ihn so annimmst und dass er willkommen ist. Du solltest auch mit Deinen Kindern drüber sprechen. Mit 16 weiß deine Tochter sehr wohl was das ist. Du solltest versuchen, wieder Zeit mit ihm zu verbringen. Nicht , dass Du es irgendwann bereust... Ich denke, er braucht Dich als Stütze!