Ich habs getan.
Einfach angefangen zu essen,
3000, 4000, 5000 Kalorien am Tag..
ohne zu zaehlen, einfach nach Appetit,
einfach darauf gehoert was mein Koerper will, was ICH will.
Ohne einen einzigen Gedanken an irgendwelche Naehrstoffe, Kalorien, Fette, Kohlenhydrahte etc etc zu verschwenden.
Und doch dabei voellig bewusst gegessen, nicht mit ausgeschaltenem Verstand geschlungen.
Jeden einzelnen Bissen, jeden einzelnen Schluck genossen.
Drei Tage, und schon spuere ich eine Energie durch meine Venen fliessen,
wie ich es seit bestimmt zwei Jahren nicht mehr verspueren konnte.
Und ich fuehle mich so wunderbar frei und leicht,
trotz meines aufgeblaehten Bauches, obwohl ich die Nahrung in mir spuere.
Ich laechle, ich strahle seit drei Tagen wieder aus vollem Herzen, und ich merke, es ist ansteckend.
Die Stimmung zuhause ist so viel entspannter,
wenn nicht darueber gestritten werden muss, was es zu Abend gibt,
wenn nicht darum gekaempft werden muss,
ob es noetig ist zum Fernsehen eine Tuete Chips aufzureissen.
Ich schaue in den Spiegel und sehe kein ueberfluessiges Fett,
nein, ich freue mich auf einen Koerper, der nicht kantig und eckig und voellig unfoermig und krank aussieht.
Ich freue mich darauf, meine Kleider auszufuellen und nicht darin zu ertrinken,
ja ich freue mich sogar darauf, neue Kleider vielleicht eine groesse groesser einkaufen zu muessen.
Mein Koerper ist kein Stueck Ton, das ich nach belieben formen kann.
Er ist, wie er ist, und ich will ihn genau so sein lassen,
so, wie er es will, wie er sein soll,
wie er sich wohl und gesund fuehlt.
Denn "er" ist doch auch "ich".
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Ich weiss, das ich erst am Anfang stehe und das diese euphorische Phase bestimmt nicht ununterbrochen andauern wird.
Ich weiss, das es ein harter und langer Weg aus der Essstoerung heraus ist.
Und doch verspuere ich zum ersten Mal die Kraft und den Willen, ihn zu gehen.
Zum ersten Mal weiss ich, WOFUER ich diesen Weg gehen muss.
Und nach nur drei Tagen wird die Stimme der Magersucht schon leiser,
wie ein schlecht eingestelltes Radio, das im Hintergrund verzweifelt versucht meine Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Und ich will weitermachen, bis sie aufgibt und voellig verstummt.
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Ploetzlich ich da ein Licht auf das ich zugehen moechte,
nein, ich moechte darauf zurennen, tanzen sogar, und diese furchtbare Dunkelheit hintermir lassen die ich fuer meine Schutzhuelle gehalten habe.
Hallo, Welt, es ist lange her, aber du hast mich wieder.