Liebe luckyme,
ich habe eine ähnliche Geschichte wie du:
Depression seit dem Jugendalter, später kam die ES dazu. Auch ich bin momentan in ambulanter Therapie und habe das Gefühl, nicht weiterzukommen. Das Antidepressivum, das ich genommen habe, setzte ich im letzten Jahr ab, weil sich meine Stimmung dadurch keinen Deut verbesserte.
Ich war im letzten Sommer wahrscheinlich genauso verzweifelt, wie du es jetzt bist. Steckte tief in der Depression, was dazu führte, dass es mir auch egal wurde, inwieweit sich die ES verschlimmerte und verselbstständigte. Ich konnte auch nicht mehr "kämpfen", weil ich keinen Anhaltspunkt und keine Perspektive sah.
Ein nachfolgender Klinikaufenthalt brachte, wie du es schriebst, kurzfristig Linderung- aber als ich wieder daheim war, kehrten die destruktiven Verhaltensweisen und die Depressionen zurück.
Momentan arbeite ich daran, eine für mich langfristig erträglichere Haltung zu finden. Gerade heute ging es mir wieder sehr schlecht. Was mir dann hilft, und was vielleicht auch dir helfen könnte:
- konsequent auf das JETZT fokussieren. Ich liege im Bett und es fühlt sich unvorstellbar an, aufzustehen- nun ja, psychisch. Physisch ist das schon möglich. Ich versuche dann, meine Verfassung und meine Gedanken ganz bewusst wegzuschieben, stehe auf, verrichte eine kleinere Tätigkeit. Manchmal hat man sich damit ein wenig zurück ins Handeln gehangelt- und macht mit kleinen Dingen weiter, anstatt zurück ins Bett zu kriechen. Es ist so eine Art positiver Tunnelblick.
- sich nicht zu viel vornehmen. Ich neige dazu, gleich meine gesamte Situation ändern zu wollen und verlange mir dadurch zu viel ab. Dieser Druck ist nicht immer greifbar und an bestimmten Erledigungen, die ich mir vornehme, ablesbar- aber immer da, und er wirkt sehr destruktiv. Deshalb: ganz, ganz kleine Ziele stecken und Inseln im Tag bauen: blöde Soap um so und so viel Uhr, Bad nehmen, solche Sachen.
- falls es geht: mit Menschen reden, wenn auch nur per Telefon. Ich will in depressiven Episoden meist niemanden sehen und igele mich ein, weil ich 1.) niemanden nerven will und 2.) das Gefühl habe, sowieso nicht deutlich machen zu können, worin mein Problem besteht. Wenn mich dann aber jemand "zwingt", mit ihm zu kommunizieren, geht es mir danach meist besser. Weil ich wieder das Gefühl bekomme, "da" zu sein, wenn du weißt, was ich meine...
- bzgl. Essen: wenn nur wenig geht, dann sollte man dafür sorgen, dass es besondere Sachen sind, die man mit Genuss essen kann. Also nicht ne Scheibe Knäcke, weil nichts anderes im Haus ist. Sondern so etwas wie Mango z.B. (die übrigens auch antidepressiv wirken soll).
- und: sich darauf besinnen, was einem wichtig ist, wofür man lebt, langfristig. Eigentlich sollte man es selbst sein. Dieses Leben enthält so viele Möglichkeiten. Auch, wenn wir nur einen Bruchteil nutzen, ist das um Einiges besser als nichts.
Das alles klingt sicher sehr banal und ist es auch. Natürlich hängt der Erfolg davon ab, wie viel Kraft man am betreffenden Tag hat, um sich selbst zu überwinden. Aber du schreibst ja, du möchtest leben und du wendest dich an dieses Forum.
Es ist mehr als hart, und ich fühle mit dir.
Schöne Grüße und ein besseres Leben wünscht
egonia