Citalopram
Hallo uhr3,
ich kann Deine Ängste sehr gut verstehen, denn mir geht es genauso, wenn ich ein neues Medikament verschrieben bekomme. Leider treffen meine Befürchtungen fast immer zu: ich habe starke Nebenwirkungen. Wenn Du auch so ein "Kandidat" ;-) bist, helfen Dir hoffentlich meine Zeilen: Ich habe Citalopram etwa 4 Jahre genommen und muss sagen, dass es mich psychisch sehr stark gemacht hat. Das heißt, dass ich kaum noch irgendwelche Ängste hatte, jede Sache ziemlich ruhig aber bestimmt angehen konnte. Mich störte sozusagen die Fliege an der Wand nicht mehr, ich war sehr gelassen - aber nicht unbedingt zufrieden.
D.h. ich hatte morgens sehr große Probleme, wach zu werden. Das ist aber ein Problem, was ich auch ohne das Medikament schon hatte (bin eine morgenmuffelige "Eule"), jedoch nicht so heftig. Außerdem nahm meine Kreativität ab, die Lust etwas herzustellen, was mir sonst sehr eigen ist und einen Teil meines Lebens verschönert. Das hat mir sehr gefehlt. Ich war teilweise wie mechanisiert, erledigte meine Arbeit, ging nach Hause um zu essen und zu schlafen und morgens wieder auf Arbeit zu gehen. Leider ließ auch die sexuelle Lust nach, mein Freund kam und es war gut und er ging wieder und es war auch gut. Es gab also weder Höhen noch Tiefen.
Der Beginn der Einnahme war das Schlimmste, meine Ärztin hat mich dafür ca 3 Wochen krank geschrieben und ich habe zweimal angerufen bei ihr, weil ich meinte, die Nebenwirkungen nicht auszuhalten. Ich hatte eine starke innere Unruhe, mir war schwindlig, meine Muskeln waren wie unter Strom ich kann es nicht beschreiben. Aber man übersteht diese Phase - das zu Deiner Beruhigung (Inzwischen habe ich mit einem anderen Medikament was letztlich in der Mülltonne gelandet ist Erfahrungen gemacht, die extrem schlimmer waren!). Meine Ärztin riet mir also auf keinen Fall mit dem Citalopram aufzuhören, die Nebenwirkungen werden vergehen. Das war mein Strohhalm, denn auch ich lebe allein und hatte unsagbare Angst.
Und dann wurde alles ganz einfach, weil nichts mehr an mich herankam, was mir Angst machen oder mich verletzen konnte.
Fazit: Wenn Du derzeit tatsächlich so schlimm dran bist und ein Medikament brauchst, dann versuch es, sei tapfer und beiß die Zähne zusammen, Dir kann nichts passieren!
Möglicherweise reagiert Dein Körper anders und die Nebenwirkungen sind andere als bei mir. Versuche Dich mit Freunden zu treffen oder sag ihnen, was Du vorhast und dass es Dir nicht gut gehen könnte und Du eventuell Beistand brauchst. Oder ruf bei Deinem Arzt an, wenn es Dir so schlecht geht, oftmals hilft eine strenge Ermahnung weiter zu machen.
Auf jeden Fall solltest Du nebenher eine Verhaltenstherapie in Anspruch nehmen. Und mit dem Wissen, dass Du später wieder mit dem Medikament aufhören kannst, wenn es wirklich nicht gut ist für Dich, gehts auch leichter. Dann natürlich gaaaanz langsam ausschleichen. Ich habe z. B. immer ein kleines Eckchen von der Tablette abgemacht und das über Wochen, immer nach zwei drei Tagen ein bisschen mehr - dafür hatte ich keine Absetzerscheinungen.
Ich wünsche Dir alles Gute und drück die Daumen! Schreib doch mal, wie es Dir ergeht. LG Toni