Juhu ihr Lieben! Wer Lust und Zeit hat, kann sich meinen Text gerne mal durchlesen!
Ich weiß noch genau von dem Tag, an dem ich zur Bulemikerin wurde, der Beginn eines Alptraumes, aus dem ich bis heute nicht aufgewacht bin.
Ich war damals 16 Jahre alt. Bei einer Größe von XXX cm fühlte ich mich mit XX kg zu dick. Ich beschloss ein wenig abzunehmen, aß die Hälfte, trank literweise Wasser und machte viel Sport. Soweit alles im normalen Bereich. Auf der Waage purzelten die Pfunde und ich war erstaunt, wie leicht es war abzunehmen. Ich fühlte mich super fit, mein Selbstbewusstsein stieg in den Himmel. Egal wo ich einen Raum betrat, ich war stets, ohne jegliche Arroganz, nur mit meiner positiven Energie, der Mittelpunkt. Ich möchte hinzufügen, dass das nicht auf mein Gewicht zurückzuführen war, sondern auf mein neu entdecktes Selbstbewusstsein. Immerhin hatte ich es geschafft, ein gesetztes Ziel, mit Leichtigkeit zu erreichen.
In dieser Zeit knüpfte ich zahlreiche, neue Bekanntschaften, erlebte mich von einer ganz anderen Seite und hatte grenzenlosen Spaß am Leben.
Doch irgendwas schien sich in mir einzuschleichen. Ich erinnere mich immer an die Situationen in der Schulcaferteria. Alle aßen die lecker belegten Baguettes. Ich hingegen mein dürftig belegtes Schwarzbrot. Musste mich manchmal richtig zusammenreißen, hatte mir gut zugeredet: Du brauchst das nicht, kostet auch jedesmal Geld. Ähnliche Situationen wiederholten sich immer öfter. Nur selten hatte ich mir auch etwas Leckeres gegönnt.
So kam es zu dem besagten Tag. Ich kam von der Schule nach Hause, hatte einen Bärenhunger. Ich aß eine ganze Pizza (normal war eine halbe). Ich hatte mich so über mich selbst geärgert, wollte doch stark bleiben und nicht mehr so viel Essen. Es war doch alles gut bisher. Ich beschloss Inliner zu fahren. Ich fuhr immer in einer einsamen Gegend und so kam ich darauf anzuhalten und es zu versuchen, mir den Finger in den Hals zu stecken. Fand es echt ekelig, aber die Pizza kam halt auch wieder heraus. Gut, war ein Versuch, aber das will ich bestimmt nicht nochmal machen! Zum Glück bin ich nicht anfällig für so`n Scheiß! Ich lief weiter mit meinen Inlinern und machte mir weiter keinen Kopf darüber!
Leider wiederholte sich diese Situation. Es erschien mir so einfach. Halte ich nicht durch, dann kotze ich es halt aus. Es gibt ja keine Nachteile. Meiner Mutter sagte ich, dass ich Inliner laufen gehe und niemand würde etwas davon bemerken können. Außerdem war ich noch der Meinung , es jederzeit abschalten zu können.
Es schlich sich so langsam ein, dass ich hin und wieder Lust auf dieses und jenes bekam und ich all das nun auch zu Hause ins Klo spuckte. Immer Inliner fahren,wurde mir zu aufwendig. Monatelang geschah das so 2-4 Mal in der Woche. Damit ich nicht so oft die Klospülung ziehen musste, spuckte ich ins Waschbecken. Hauptsache keiner würde Verdacht schöpfen. Als dann irgendwann das Rohr verstopfte und meine Eltern eine Saugglocke benutzten, kam der ganze Mist mit hoch und ich stand mit geöffneten Mund daneben, habe dann immer versucht davon abzulenken. Igitt, was ist das denn für Dreck in den Rohren, pfui! usw. Spätestens da hätten meine Eltern es merken müssen und ich weiß, sie haben das auch! Doch gesagt hat niemand was. Tage später wurde ich lediglich einmal gefragt: Kotzt du? Meine Antwort: Nein! Erledigt und abgehakt. Damals war ich froh darüber, aus heutiger Sicht finde ich das unverantwortlich und absolut nicht nachvollziehbar!
Hier mache ich einen Strich!
Ich möchte beschreiben, wie es mir nach 8 Jahren ergeht. In dieser Zeit gab es viele (kleine) Höhen und Tiefen. Schon Jahre gab es keinen Tag mehr, an dem ich nicht gekotzt habe. Den Finger brauche ich als Hilfsmittel schon lange nicht mehr. Das kann ich mittlerweile so herbeiführen. 3 gescheiterte Beziehungen liegen hinter mir und ich weiß, dass es mit meiner ES keinen Sinn hat, eine neue Beziehung zu beginnen. Meine Periode bleibt schon Monate aus. Ich trinke seit einigen Wochen fast täglich Alkohol. So kann ich meine Fressattacken reduzieren. Ich gehe nur noch aus dem Haus(wohne alleine), wenn es sein muss. Zum Beispiel zum einkaufen oder natürlich zur Arbeit (bin aber seit 3 Wochen krank geschrieben). An mein Handy gehe ich nur selten. Ich meide jeglichen Kontakt zu meinen Freunden. Ich kann einfach keinem Gespräch mehr folgen, meine Gedanken kreisen nur noch um die eigenen Probleme. Nur selten schaffe ich es, am WE eine Discothek oder einen Club zu besuchen. Ich kann mich nicht mehr aufraffen, bin stark depressiv. Und dennoch merkt kein Mensch von meinen Problemen. Wir sind Meister im Verbergen! Ich möchte hinzufügen, dass gute Freunde und meine Eltern von mir persönlich davon erfahren haben. Die sehen das zwar alle sehr Ernst, aber niemand nimmt sich die Zeit nach Lösungen zu suchen. Niemand weiß, wie schlimm solch eine Krankheit verlaufen kann und wie es den Betroffenen geht.
Dennoch habe ich aus eigener Kraft , folgendes geschafft: Ich habe einen Termin zu einem Vorgespräch in einer Klinik. Mein einziger Lichtblick in diesem Chaos!
Liebe Grüße!