Liebe(s) Eumelchen,
ich bin seit 6 Jahren bulimisch, mit "sauberen", schlimmen und gemäßigten Phasen. Seitdem ich beim Zahnarzt war ist meine Hemmschwelle zum Erbrechen deutlich höher, und auch die Fressanfälle zu schieben. Dennoch bin ich eine Frustesserin und hab jetzt zusätzlich mein Frustessen verbannt. Also grundsätzlich hatte ich in meinen akuten Phasen immer versucht keine triggernden Lebensmittel da zu haben, aber wenn der Druck da ist, dann geht man einkaufen wie ein Tier. Zunahmen, oder die Hirngespinste davon, sind und waren immer Horror. Ich selbst möchte eine Therapie machen, hänge aber überall nur auf Wartelisten. Unerträglich!
Umso besser, dass du schon voll dabei bist. Erzählst du deiner Therapeutin/deinem Therapeuten von deinen Ess-Brech-Anfällen? Es ist wichtig, dass ihr darauf ein Auge habt, die Häufigkeit der Anfälle spiegelt deinen Zustand wieder. Wenn es sehr drastisch ist, macht ein stationärer Aufenthalt Sinn. Es ist wichtig, dass ihr euch in der Therapie Alternativen erarbeitet, welche dir helfen Druck abzubauen. Eine oft gewählte Alternative ist Sport - hier muss aber darauf geachtet werden, dass er nicht zu oft betrieben wird. Aber auch andere Hobbies können ausgleichend auf dich wirken und somit deine Gesamtkonstitution verbessern, sodass du grundsätzlich eine höhere Frustrationstoleranz hast und damit dann resistenter gegen den Impuls eines Essanfalls bist.
Achtsamkeit ist auch ein großes Schlüsselwort. Du musst sehr viel aufmerksamer für dich werden und besser für dich sorgen, sodass du nicht zu diesen drastischen Mitteln greifen musst. Häufig kündigen sich ja Essanfälle relativ früh an. Schon morgens denkt man sich, was für ein Scheißtag, will nicht aufstehen, muss dann, und dann passiert irgendeine Nichtigkeit und das Fass läuft über und bei der nächsten Gelegenheit haust du dir alles rein und lässt dir anschließend alles nochmal durch den Kopf gehen.
Ich persönlich fand es immer sehr schwer Essanfällen aus dem Weg zu gehen, weil es ein unglaublich überwältigendes Gefühl ist und es für mich dann immer war wie ferngesteuert. Es lohnt sich schon es zu versuchen, denn ich bin mir sicher ich konnte es dann einige mal vermeiden - und jedes mal weniger ist ein großer Erfolg. Ich kenne das Gefühl, sich jedes mal zu schwören "und morgen wid alles anders" und dann möchteman sich am liebsten beim nächsten mal selbst mit runterspülen, weil man sich so schwach und wertlos fühlt. Zu meiner schlimmsten Zeit habe ich täglich bis zu 6 Ess-Brech-Anfälle gehabt. Die Essanfälle haben mich Zuhause eingesperrt. Und an Tagen wo ich einfach von Zuhause geflüchtet bin, war es mir auch egal, die Hemmschwelle sinkt immer weiter und dann verschwindest du halt von der Party, gehst zur nächsten Döner-Bude oder zu McDonalds und ziehst das Ding durch. Irgendwann wars mir auch egal in der Klokabine zu brechen, wenn da auch noch andere waren die ich nicht kannte.
Es ist super, dass du in Therapie bist, vor allem weil du nicht gewartet hast, bis du nur noch zum Einkaufen das Haus verlässt. Bleib dran und geh in den offenen Prozess mit deinen Ess-Brech-Anfällen - dafür ist die Therapie da.
Alles Gute!