Es war zeitweise ein Ventil...
Eigentlich habe ich bei meiner Mixform von Eßstörung mit dem Brechen immer nur den "Schaden" der Freßattacken begrenzen wollen.
Aber es gab eine Phase, in der ich wirklich irritiert feststellte, daß ich nicht breche, weil ich gefressen hatte - sondern fraß, um zu brechen! Das war ein Riesenschreck!
Ich hatte schon das merkwürdige Gefühl, sehr widerwillig zu essen. Das hat mich befremdet, denn das war ja sonst immer ersehnt (die Erleichterung durch Essen).
Da ich aber meist gefühlsmäßig durcheinander war und kaum genau auf etwas achten konnte, war es nicht so wichtig... Bis ich eben merkte: ich brauche gerade das Brechen. Mir bringt jetzt nicht das Essen die (kurzfristige) Entspannung - sondern das Brechen...
Das hat mich total fertig gemacht. Denn das wäre ja noch schlimmer - wie soll das jemals weggehen, wenn ich es brauche? Bis dahin war es ja "nur" die konsequente Folge von den Freßanfällen. Sollte ich die eines Tages nicht mehr brauchen, wäre das Brechen von alleine erledigt. Aber so???
Zum Glück war ich da schon in Therapie, da ich viele Monate vor der Klinik täglich 10 - 12 Stunden mit Essen & Brechen beschäftigt war, über 40 kg abgenommen hatte und nichts anderes mehr ging. Ich konnte diese neue Erkenntnis sofort mit meiner Therapeutin besprechen.
Was dann konkret folgte, weiß ich gerade nicht genau. Vielleicht fällt es mir später noch ein... (ich schreibe nämlich erstmals in meinem Leben seit einigen Wochen ab und zu hier im Forum von meinen Problemen mit der Eßstörung).
Auf jeden Fall hat mich diese Phase vorangebracht, da einige unbewusste Abläufe nun besser zu erkennen waren. Mein Frust, meine Aggressionen, mein Hass und andere komische Gefühle konnten sich andere Wege suchen.
Daraufhin kam der alte Zustand zurück, an dem wir dann wieder weiterarbeiten konnten...
Auch wenn das bei dir noch nicht so oft passiert und es noch als Streßbewältigung hilfreich scheint, würde ich dir raten, es ernst zu nehmen und frühzeitig nach unschädlicheren Alternativen zu suchen. Denn sowohl das Essen wie auch das Brechen hat diesen fiesen Suchtfaktor - die Wirkung nimmt ab und man braucht immer mehr davon, um überhaupt noch was zu merken... Und die Zeiträume zwischen diesem "Brauchen" können beängstigend kurz werden.
Noch hast du gute Chancen, es nicht erst zu manifestieren. Es gibt auch mehr, als nur Holz zu hacken... ;-) Das kannst nur du für dich aussuchen, da du dich am besten kennst oder vielleicht mit einem Freund zusammen herausfinden, was dir zur Streßbewältigung helfen kann.
Sieh es als Chance, frühzeitig diese Erkenntnis in etwas Positives zu verwandeln!
Alles Gute von HuKaChi