tess_12343610Hallo sonnenblume,
nein, eine Therapie mache ich nicht. Bevor ich eine ES hatte hab ich mal eine angefangen aber nach der Anamnese gleich wieder aufgehört.
Das Problem bei Bulimie ist dieses "Jetzt ist es auch schon egal"-Gefühl. :roll: Also wenn einem danach einfällt das es doch nicht ok war das zu essen, oder diese Menge, oder man ein Krümel zu viel, zu viel Kalorien, oder wie auch immer - dann kommt der Freifahrtschein für einen Ess-Brech-Anfall.
Ich finde es ehrlich gesagt auch extrem schwer, sobald ich das Gefühl habe ist jegliche Handlung die nicht in Richtung Küche geht eine Qual. Dabei hilft das Quälen - eigentlich hilft es mir extrem gut rauszugehen oder schlafen zu gehen. Aber unter diesem Druck - und nicht mindestens das bereits gegessene erbrochen zu haben - schaffe ich weder noch. Also entweder gleich brechen, oder nochmal futtern und dann brechen.
Die Mädels die ich betreut habe kamen dann bei FA-Druck in Kontakt und wir liesen sie erst wieder alleine, wenn sie wieder sicher waren. Und wenn es 2 Wochen dauerte, Lebensmittel wurden dann gesichert, es wurde im betreuten Bereich geschlafen, Geldbeutel abgegeben und eben Dauerbetreuung.
Und ich denke auch, dass das das wichtigste ist - sich zu schützen. Meistens sind es ja LM auf die man verzichten kann, die einen FA auslösen, oder auf die man diesen übermächtigen Hunger hat. Also Kekse, Gummibärchen, Brot, und all dieser Krams. Am Besten echt konsequent nicht kaufen. Stattdessen was warmes zu Essen machen und bis es fertig ist Kakao trinken - das hilft mir wirklich sehr. Kakao allgemein ist ne sehr gute Alternative für mich, der muss dann ganz pappsüß sein, sodass jeder andere das Gesicht verziehen muss. Aber das beruhigt mich dann tatsächlich.
Du sorgst für die physische Grundlage bulimische Rückfälle zu vermeiden. Du isst regelmäßig, sichere LM, ausgewogen und ausreichend(!?). Und du hast auf der einen Seite das Gefühl deinen Job etc. gut zu machen, aber auf der anderen Seite fühlst du dich unzulänglich.
Das Buch "Die heimliche Sucht unheimlich zu essen" ist wirklich gut. Der Diagnoseunterschied Magersucht (purging Type) und Bulimie ist ja nur das Gewicht. Vielleicht lohnt es sich ja für dich das Buch zu lesen. Ich fand es aufschlussreich, aber es ist echt lange her. Ein paar Notizen habe ich mir gemacht, vielleicht sind das ein paar Denkanstöße die auch auf dich zutreffen!?
"Die Bulimikerin versucht ihre innere Leere mit Essen zu füllen und sich mangelnde emotionale Zuwendung über das Essen zu holen. Das wärmt sie von innen und gibt ihr das Gefühl nicht allein zu sein."
"Statt ein Gefühl von Macht haben Magesüchtige und Bulimikerinnen den Eindruck nichts richtig zu machen und nicht über ihr Leben bestimmen zu können. Sie spüren hauptsächlich die angst vor Versagen, den Erwartungen anderer nicht zu entsprechen oder das Falsche zu sagen oder zu tun. Aus diesem Unzulänglichkeitsgefühl heraus kämpfen sie wie um ihr Leben."
(Ich muss das Buch mal wieder lesen...! Fange heute oder morgen an.)
Ich lese auch Emotionsregulation bei dir heraus. "Wenn es zu viel wird, dann kommt der Druck."
Eine Selbsthilfegruppe ist eine gute Sache. Aber ich denke eine Therapie macht auf jeden Fall Sinn. Je nach dem wo du wohnst gibt es ja auch noch andere Angebote. Hier gibt es auch ein umfassenderes ambulantes Konzept für Essgestörte, mit Therapieanbindung, Gruppentherapie, Ernährungsberatung, etc. Vielleicht gibt es etwas ähnliches bei dir? Du solltest dir konkrete Gedanken machen, mit Dingen die du anpacken willst, und dir dafür auch ein Zeitlimit setzen (also z. B. bis 10.02. habe ich Therapeuten abtelefoniert und Therapie steht bevor, oder ich suche morgen nach essstörungsspezifischen Hilfsangeboten und suche sie innerhalb der nächsten Woche auf....).
Könntest du dir mehr vorstellen als nur die Selbsthilfegruppe?
Liebe Grüße