mittlerweile bin ich seit sechs jahren essgestört und habe schon einige klinikaufenthalte und therapien hinter mir. letztes jahr zb nahm ich an einem ambulanten programm teil, dass aus verhaltenstherapie und gruppenstunden bestand. eigentlich tat es mir auch sehr gut, allerdings gelingt es mir nie mich komplett auf die therapie einzulassen, wenn das gewicht eine wichtige rolle spielt. und so ist es immer noch. meine therapeutin besteht auf regelmäßige gewichtsangaben und zwar nicht von mir, sondern von meiner ärztin. und daran scheitern dann meist die versuche, das essverhalten (dauerhaft) zu stabilisieren/normalisieren. ich weiß, dass es eigentlich niemanden interessiert, wie viel ich wiege und dass das gewicht nicht alles im leben ist. dennoch habe ich irgendwie eine sperre in meinem kopf, die es nicht zulässt über eine bestimmte zahl zu kommen. mir das gewicht einfach nicht sagen zu lassen bzw rückwärts auf die waage zu steigen, kann ich aber auch nicht dulden. ich will einfach nicht, dass andere wissen wie "schwer" ich bin. als ich ganz tief unten war, ist es kein problem für mich gewesen und teilweise war ich, zugegeben, stolz auf diese winz-zahl. aber jetzt...
auf jeden fall sieht es momentan so aus, dass ich vor dem wiegetermin meist 3-4 tage hunger. manchmal sogar afm schlucke, nur damit ich über meine selbst festgelegte grenze komme. meist ein tag nach dem wiegen (vor allem wenn ich es wieder übertrieben habe und deutlich weniger hab, als die woche zuvor) überkommt mich ein fa, in dem ich alles mögliche in mich reinzustopfe. teileweise erbreche ich danach. auf jeden fall fühle ich mich am nächsten tag furchtbar aufgequollen, fett und schmutzig. ich schäme und verachte mich für dieses verhalten. teilweise habe ich so das verlangen mich zu schädigen, dass ich meine kopf gegen die wand/den boden schlage. und dann geht die hungerei von vorne los. und das schlimmste, ich traue mich nicht, meiner thera oder sonst irgendjemanden von den fas zu erzählen. das ist mir zu peinlich...
vor allem: jedes fall ist es wirklich das allerletzte mal, garantiert. :roll:
natürlich lassen sich die gründe der fas leicht erschließen. wenn ich regelmäßig essen würde, wäre das verlangen meines körpers nach nahrung nicht so stark. oft versuche ich es dann auch. aber kaum ich habe ich einen tag (mit mühe) geschafft regelmäßig zu essen, kommt wieder die furcht vor dem nächsten wiegetermin und alle guten vorsätze sind vergessen. oder aber ein "normales" frühstück artet aus, es wird zu viel, viel zu viel und endet auf der toilette.
aber auch wenn ich jetzt zb für einen "normalen" tag einkaufen will, macht mir die ms einen gewaltigen strich durch die rechnung. spätestens am joghurtregal, wird immer zu den gewohnten, sicheren lebensmitteln gegriffen. und dann auch nochmals stundenlang überlegt, ob 111 kcal nicht zu viel für einen joghurt sind (im kopf die grenze von 100kcal für einen joghurt). aber auch so frage ich mich dann: "wieso brauchst du schnittkäse, mach dir doch lieber 0,2% frischkäse aufs brot." immer wird überall geschaut, wo noch reduziert werden kann.
versteht mich nicht falsch, ich möchte wirklich gesund werden. alles endlich hinter mir lassen und das leben kennenlernen. schließlich begleitet mich die krankheit die gesamte teenagerzeit. aber irgendwie habe ich merkwürdige blockaden in meinem hirn, die ich nicht überschreite kann. (und falls es mir doch gelingt, befürchte ich meist das schlimmste. also zb: "jetzt bekommst du einen fa." und dann tritt es auch noch ein. einfach weil ich mich gedanklich so intensiv damit auseinandersetze...)
ich bin jetzt 19 jahre alt und sollte im april mein abitur schreiben. durch starken afm-misbrauch im letzten herbst und den entsprechenden folgen (schädigungen am herzmuskel) muss ich die 13. klasse wiederholen. es war mir gesundheitlich nicht möglich, die nötigen klausuren zu schreiben. aber ehrlich gesagt ist meine konzentrations- und leistungsfähigkeit auch so ziemlich auf dem nullpunkt. obwohl mir alle gut zu reden und mir zusichern, dass ich im nächten jahr problemlos die prüfungen bestehe, glaube ich nicht dran. zwar kann ich überzeugende argumente für das bestehen finden, aber den glauben einfach nicht aufbringen...
danke fürs lesen!