Ich wohne alleine
Und es ist immer so eine Sache.
Ich habe keine regelmäßige Mahlzeitenstruktur, die mir andere vorgeben, aber dafür entfällt eben auch der Stress, den ich möglicherweise habe. Und nicht zu vergessen auch die unendliche Verfügbarkeit von Lebensmitteln.
Bei mir in der Wohnung habe ich nur Sachen, die da ohne Gefahr sein können, d.h. Gemüse und irgendwelche Grundnahrungsmittel, die ich erst kochen muss, bevor ich sie essen kann.
Klar kann ich jederzeit erbrechen, wie ich will, aber andererseits ist auch irgendwann Schluss, weil die Supermärkte schließen oder weil ich weiß, dass ich ein bisschen mit meinem Geld haushalten muss.
Ich habe immer wieder totale Absturztage, aber andererseits habe ich auch einen eigenen Rhytmus gefunden, mit dem ich ganz gut zurechtkomme, auch wenn da die Zeiteinteilung vielleicht manchmal etwas seltsam anmuten muss, weil ich zum Beispiel zur unglaublichen Nachteule geworden bin und nachts den Teil meiner Arbeit erledige, der sich zuhause machen lässt, oder tagsüber kaum esse und dafür um Mitternacht noch tolle Sachen koche (es ist auch deshalb für mich praktischer, weil ich oft nach dem normalen Essen Fressgier bekomme und wenn ich dann nicht mehr einkaufen kann, dann brauche ich sie nicht ausleben, und weil ich alleine bin, bekommt auch niemand meine schlechte Laune deswegen mit).
Andere beeinflussen mich sowohl positiv als auch negativ, an Weihnachten war ich zum Beispiel ein paar Tage bei meinen Eltern, davon habe ich drei Tage völlig normal und gesund gegessen, und dann habe ich mich zwei Tage in mein Zimmer eingesperrt und nur noch gefressen, weil ich den Stress nicht mehr ertragen habe.
Bei meinem Freund esse ich grundsätzlich normal.
Einmal habe ich ein Experiment gemacht und eine Freundin zu mir eingeladen, für vier Tage oder so, die auch eine Essstörung hat, und wir haben uns sehr zum Positiven beeinflusst, gemeinsam gegessen und wir hatten beide währenddessen keine Zwischenfälle, und wir konnten sehr viel und offen reden, was sehr gut getan hat, und hatten dadurch auch teilweise fröhliche Ausbrüche und angefangen, durchs Zimmer zu tanzen. :BIEN:
Mit ihr würde ich auch vermutlich in einer WG leben können, allerdings dann mit mehr als einem Zimmer, weil ich mich doch mit der Zeit sehr beengt fühlen würde.
Als ich einmal im Ausland wohnte, lebte ich in einer WG, wo ich gar nicht mit den Menschen zurechtkam, und es lief darauf hinaus, dass ich den ganzen Tag in der Stadt herumlief oder in der Sprachschule hockte, und wenn ich zuhause war, dann sperrte ich mich in mein Zimmer ein, das winzig war und stockduster, weil das Fenster zur Straße ging und meistens die Vorhänge davor.
Und als ich dann stattdessen zu Gast bei einer Freundin war in einer superschönen Wohnung, ging es mir ein paar Tage supergut, aber irgendwann stieg trotzdem mein Druck, und ich lief einen halben Tag in der Stadt herum, um endlich mal meine Ruhe zu haben, fraß mich voll und übergab mich dann irgendwo im Freien (oder war es die Bahnhofstoilette? ich weiß nicht mehr).
Wenn man irgendwann so süchtig nach seiner Krankheit ist, dann ist es glaube ich egal, wie genau die Wohnsituation ist.
Deshalb solltest du so entscheiden, wie du dich für dich am wohlsten fühlst, bzw fühlen würdest, wenn du gesund wärst.
Manche Menschen leben lieber allein, manche lieber in WGs. Und es kommt eben extrem auf die Menschen an, mit denen man zusammenlebt.