suse_12303535Auf zum Arzt ;-)
Liebe Grinsekatze (schöner Name),
ich habe mich erst nach über zehn Jahren zum Arzt getraut. In der Phase, in der ich sehr akut untergewichtig war, hatte ich keinerlei Krankheiteinsicht, da es mir ja vermeintlich gut ging. Im Lauf der Jahre hat sich mein Essverhalten, meine Körperschemastörung etc. zwar nicht grundlegend gebessert gehabt, auf Druck von außen hatte ich aber geschafft wieder auf um die 50 kg bei 1,70 m zugenommen. Kurz vor Ende des Studiums in einer privat und arbeitstechnisch sehr stressigen Phase ging es mir jedoch immer schlechter (Panikattacken, Depressionen), so dass ich mich trotz meines vermeintlich viel zu hohen Gewichts für Anorexie zum Arzt getraut habe. Aufgrund meiner langen Krankheitsgeschichte wurde mir trotz meines nicht gefährlich niedrigen Gewichts zu einer stationären Therapie geraten. Hab ich dann auch gemacht, mir hat der klinische Ansatz mit dem großen Druck bei der Zunahme jedoch nicht gelegen, so dass ich vorzeitig entlassen wurde.Weshalb ich das schreibe? Als ich danach mit 48 bei 1,70 m eine ambulante Therapie machen wollte, haben mich zwei Therapeutinnen wegen meines zu niedrigen Gewichts abgelehnt (nahmen beide nur Essgestörte mit einem BMI über 17,5) bevor ich bei einer wirklich tollen Therapeutin gelandet bin, der ich es zu verdanken habe, dass es mir heute wieder ziemlich gut geht und das Essen nicht mehr eine solch zentrale Rolle spielt wie noch vor zwei Jahren. Habe ich zwar damals nicht verstanden, aber das hat mir gezeigt, dass auch ein vermeintlich hohes Gewicht schon als gefährlich angesehen werden kann, Und vor allem hat meine Therapeutin mir gezeigt, dass es gar nicht um den Namen der Störung oder das Ausmaß des Untergewichts geht, sondern wie es einem subjektiv selber geht, wie groß der Leidensdruck ist und wie einem profesionell ausgebildete Personen dabei helfen können.
Also auf zum Arzt, ich bereue sehr, dass ich den Schritt erst so spät gewagt habe.
Alles Liebe
Traumverloren