Hallo liebes Forum,
ich bin durch googlen zum Thema Magersucht auf dieses Forum gestoßen und wollte einfach mal drauflosschreiben und meine Geschichte erzählen.
Also zuerst mal zu mir, ich bin weiblich und 16 Jahre alt.
Ich war eigentlich nie richtig Übergewichtig, nicht übermäßig dünn, aber normal. Ich sehe das aber nie so, seit Beginn der Pubertät finde ich mich zu dick, gerade an den Oberschenkeln und an der Hüfte. Ich bin allgemein eher breiter gebaut, hab einen großen Brustkorb und breite Hüften und auch eher kräftige Oberschenkel, genau wie meine Mutter und meine Großmutter auch. Bis vor einem Jahr hielt sich das mit dem zu-dick-finden aber noch in Grenzen, ich hab zwar mehrmals versucht abzunehmen aber das nie durchgezogen, nur mal ein, zwei Tage lang weniger gegessen und dann war alles wieder normal. Letztes Jahr nahm ich dann allerdings immer mehr zu. Auslöser war glaube ich eine Wette, die ich mit meinem Bruder hatte: Ein Jahr vegetarisch leben, von Oktober 2012 bis Oktober 2013. Eigentlich keine schlechte Sache, nur hab ich mir dadurch ein völlig falsches Essverhalten angewöhnt. Statt Wurst und Fleisch habe ich massenhaft fettigen Käse gegessen. Außerdem fing ich an, aus Langeweile zu essen. Es war für mich normal geworden, nach dem Essen Bauchweh zu haben. Ich rannte ständig zum Kühlschrank und stopfte mir was rein. Chips und Knabberzeugs gehörten zum täglichen Speiseplan. Naja, so nahm ich dann in dem Jahr ziemlich zu. Im Sommer 2013 gefiel ich mir selber dann überhaupt nicht mehr. Wir (meine Mutter, meine zwei Brüder und Ich) fahren jedes Jahr in den Sommerferien zu meinem Opa. Ganz in der Nähe gibt es ein Schwimmbad, in das wir sonst immer regelmäßig gehen, aber dieses Mal habe ich immer gesagt, ich hätte keine Lust, obwohl ich mich in Wirklichkeit einfach nicht getraut habe, weil ich mich nicht im Bikini zeigen wollte.
Trotzdem hat mich das nicht daran gehindert, weiterhin viel und ungesund zu essen. Als dann die Wette vorbei war wurde alles nur noch schlimmer, denn jetzt aß ich Fleisch und Wurst noch zusätzlich zu den anderen Sachen. Im Winter störte mich das ganze noch nicht so, da konnte man alles unter vielen Klamotten verstecken.
Das Abnehmen begann dann im Februar. Da kamen dann mehrere Sachen zusammen, die das auslösten. Die Erste war, dass mir meine Jeans nicht mehr richtig passten. Ich hatte zwei Lieblingsjeans, die eine ist eine teure Designerjeans, die ich in den Sommerferien bekommen hatte. Die saß da schon etwas eng, aber ich wollte sie trotzdem. Die konnte ich inzwischen nur noch tragen, wenn ich sie nicht zumachte und stattdessen einen Gürtel reinmachte. Als die zweite auch zu eng wurde, sind wir in den Fasnachtsferien einkaufen gegangen. Die erste Hose die mir passte war Größe 40. Das war schon ein ziemlicher Schock für mich, weil für mich ist 40 = dick.
Die zweite Sache war, dass wir in der Schule genau in dieser Zeit mit dem Thema gesunde Ernährung anfingen. Als Einstieg schauten wir den Film Super Size me und machten so Essverhaltenstests usw. Das hat mich auch angespornt, endlich dünner zu werden.
Allgemein waren denke ich die gesamten Fasnachtsferien der Auslöser. Ich war mit meiner Mutter und meinen zwei Brüdern weg und es kamen einfach lauter kleine Dinge zusammen. Ich sah in meinem Schlafanzug so dick aus, dass ich immer noch eine Jacke drüber trug. Wir mussten die große Hose kaufen. Ich gefiel mir überhaupt nicht mehr auf den Selfies, die ich machte. Meine Jacke wurde ebenfalls eng. Und dann begann direkt danach die Fastenzeit und ich nahm mir vor, auf Fleisch zu verzichten. Und gleichzeitig erheblich weniger zu essen. Genau zu der Zeit hatte ich dann auch meine Periode und hab durch die Bauchschmerzen auch automatisch weniger gegessen. Zusätzlich fing ich an, joggen zu gehen, dreimal in der Woche. Das wurde auch dadurch unterstützt dass wir in der Schule Coopertest machten und uns joggen empfohlen wurde. Irgendwann holte ich mir dann eine App, in die man genau sein Essen eintragen konnte und fing an, Kalorien zu zählen. Dann kam eine dreiwöchige Schulfreie Zeit. Erst hatten wir Praktikum und dann zwei Wochen Osterferien. Mein Ziel war, mich nach diesen drei Wochen beim Schulsport wieder umziehen zu können, ohne mich zu schämen. In dieser Zeit habe ich mich auch zum Ersten Mal gewogen, 53 kg am 14.04. Davor hatte ich keine Ahnung von meinem Gewicht und hab immer mit 65 kg gerechnet. Das Gewicht war zu der Zeit für mich also genial.
Essenstechnisch war ich da schon ziemlich niedrig. Laut App ist der Monatsdurchschnitt fast 500 kcal, die einzelnen Tage schwanken zwischen 269 und 717 kcal.
Sporttechnisch machte mir das Joggen schon lange keinen Spaß mehr,aber ich zwang mich trotzdem dazu.
Nach den Ferien bekam ich dann schon die ersten vorsichtigen Kommentare bzgl. Magersucht, von meinem Badmintontrainer und meiner Klassenlehrerin. Hab ich aber alles als völlig abwegig und unbegründet abgetan.
Ich fing dann noch Boxen an, einfach nur weil ich gelesen hatte, dass das viele Kalorien verbrennt. Nach dem Training fühlte ich mich auch immer gut, aber davor war es einfach nur eine Qual. Irgendwann war ich kurz vor dem Zusammenbruch. Zweimal wöchentlich Badminton, zweimal wöchentlich Boxen, dazu noch zweimal Joggen und alle zwei Tage Workouts aus dem Internet. Und beim Essen war ich so weit, dass ich mir sagte, du darfst nur was essen, wenn du dafür irgendwas machst. Und dann auch nur Knäckebrot und Magerquark mit Naturjoghurt oder Buttermilch, wenn überhaupt. Da gab es dann Momente, da wollte ich nur heulen und meine Mutter bitten, mit mir zum Arzt zu gehen. Aber irgendwie hab ich immer weitergemacht. Ich fing dann allerdings an, weniger Sport zu machen und als Ausgleich weniger zu essen, meistens nur noch ein Knäckebrot am Vormittag.
Am 07.06., dem Tag an dem wir in die Pfingstferien gefahren sind, hatte ich 43 kg. In den Ferien hat sich dann alles irgendwie verändert. Ich aß nun tagsüber möglichst wenig, um dann Abends immer reinzuhauen, wenn es dann Chips und Knabberzeugs gab. In der Zeit fiel meinen Eltern auch das erste Mal richtig auf, wie gestört mein Essverhalten eigentlich war, aber sie reagierten nicht wirklich. Ich bekam dann danach immer häufiger Fressanfälle und stopfte mir am letzten Urlaubstag wieder Zuhause lauter fettiges Zeugs rein. Mein Gewicht hatte ich aber gehalten.
Nach diesem Fressanfall hielt ich mich wieder an mein voriges Essverhalten und ging weiterhin Joggen und nahm so weiter ab und hatte am Ende des Monats 40 kg. Wieder in der Schule sprach mich dann mein Deutschlehrer auf Magersucht an und sagte mir, dass er meine Eltern informieren will. Irgendwie waren wohl alle in meiner Umgebung besorgt, mehrere Lehrer hatten mit dem Direktor gesprochen und anscheinend auch viele meiner Mitschüler, aber mit mir hat nur er geredet. Dann realisierten auch meine Eltern was los war und schleppten mich am 27.06. zu unserem Kinderarzt. Da wurde ich dann gewogen und offiziell als Magersüchtig eingestuft. Und alle begannen sofort von Klinik zu reden. War für mich schon ein großer Schock, da ich mich gerade seit den Pfingstferien nicht mehr so dreckig fühlte wie vorher. Am Montag musste ich dann zum Blutabnehmen und bekam dann auch Sportverbot, außerdem kontrollieren meine Eltern seitdem mein Essen. Letzte Woche Freitag, also am 04.07, waren wir dann in der Klinik und haben uns das mal angeschaut.
Es gibt da nur ein riesen Problem: den Ernährungsplan. Ich KANN das einfach nicht essen. Und zwar NICHT, weil ich nicht will. Das Problem ist, ich mag nichts Süßes. Mochte ich noch nie, mein gesamtes Leben lang, bei meinem kleinem Bruder ist es genauso. Alles was süß ist ekelt mich an. Es ekelt mich richtig an, allein bei dem Gedanken an einen Schokoriegel schaudert es mich, NICHT wegen der kalorien, sondern wegen des widerlich süßen Geschmacks. Und ich vertrage auch keinen Zucker. Vor ein paar Jahren war ich auf Klassenfahrt, als diese Bubble Teas gerade so In waren. Ich wusste eigentlich, dass mir die nicht schmecken werden, aber alle kauften sich einen, also ich auch. Ich hab schon extra einen kleinen Becher und die neutralsten Geschmacksrichtungen gewählt, aber das Zeug war natürlich trotzdem süß ohne Ende. Ich hab mir dann an dem Abend mit viel Überwindung den halben Becher reingezwungen. Das Ergebnis: Mir ging es die ganze Nacht richtig mies und am nächsten Morgen hab ich mich zweimal Übergeben. Und das lag 100%ig an dem Bubble Tea, denn sobald der Zucker wieder raus war aus meinem Körper, gings mir wieder Prima. Wir sind den ganzen Tag in der Stadt herumgelaufen, waren auf einem Jahrmarkt und Abends hab ich Fischstäbchen gegessen, alles Problemlos. In der Klinik gibt es aber jeden Tag irgendwas süßes, zu jedem Essen. Wir haben auch nachgefragt, da gibt es auch absolut keine Ausnahmen. Ich versteh das ja auch, man soll dort ja lernen, normal zu essen, aber das ist für mich eben nicht normal und war es auch vor der Magersucht noch nie. Und was bringt es mir, wenn ich gezwungen werde, etwas zu essen das mich geschmacklich anwidert und das ich nicht vertrage und dann ungewollt wieder auskotze? So lerne ich bestimmt kein normales Essverhalten. Nur kann man das der Klinik leider nicht klarmachen, die denken dann alle ich WILL das nur nicht essen weil ich Essgestört bin.
Also lange Rede, kurzer Sinn, wir (meine Eltern und Ich) haben uns erstmal gegen die Klinik entschieden. So, jetzt sind hier sämtliche Lehrer, Bekannte, Ärzte usw. alle geschockt und raten uns dringenst davon ab. Und wir fühlen uns nun ziemlich allein gelassen, weil wir auch keine Hilfe mehr bekommen. So nach dem Motto: Klinik oder keine Unterstützung. Meine Mutter meint, die wollen alle die Verantwortung nicht tragen, wenn die Sache schiefgeht.
Das ist der aktuelle Stand der Dinge und deshalb wollte ich mir jetzt mal hier Hilfe holen. Ich esse seit drei Wochen relativ regelmäßig und für meine Verhältnisse auch viel und zähle immer noch Kalorien mit meiner App. Sport darf ich überhaupt nicht mehr machen. Stört mich was das Joggen betrifft nicht so sehr, aber ich würde gerne wieder ins Badminton gehen und auch Fahrradfahren und Inliner und so. Mein Gewicht hat sich nicht groß geändert, seit ich mehr esse. Ich schwanke so um die 39,5 herum. Und ich muss zugeben, dass ich auch eigentlich nicht zunehmen will. So wie ich jetzt bin, finde ich mich okay. Ich soll aber mindestens 10 kg zunehmen. Was mir aber helfen würde, ist ein genauer Essensplan mit Zeiten und Mengenangaben. Ich möchte wenn schon langsam zunehmen, also so 300 500g pro Woche, nicht mehr. Nur habe ich keine Ahnung, wie viele Kalorien ich dafür brauche.
Laut dieser ganzen Rechner ist mein Grundumsatz ca. 1200 kcal. Bewegung hab ich ja kaum, kein Sport. Wie ist dann mein Gesamtumsatz so ungefähr? 1500? Da bin ich mir völlig unsicher. Und dann weiß ich eben nicht, wie weit darüber ich essen soll. 1Kg Fett sind ja so ca. 7000 kcal, also müsste ich für ein halbes Kilo in der Woche jeden Tag 400 500 kcal zu viel essen. Stimmt das?
Dann kommt noch dazu, dass ich mich dauerhaft gesund Ernähren und auch zunehmen will. Ich esse hauptsächlich Vollkornprodukte. Bei den Milchprodukten haben wir schon die Sachen mit viel Fett gekauft, und auch so Sachen wir Camembert und so, die viel Fett haben. Allerdings hab ich Angst, dass ich zu viel Fett und zu wenig Kohlenhydrate esse, oder allgemein falsche Fette und so... Man soll ja eigentlich nur 1g Fett pro Kg Körpermasse essen und laut meiner App kam ich in den letzten Tagen immer auf 60 80g Fett und so 150 250g Kohlenhydrate, bei 1200 1800 kcal. Ist das in Ordnung? Zu viel, zu wenig?
Ein großes Problem sind auch so Sachen wie Obst und Gemüse. Obst ist mir alles zu süß, ich mag wirklich nur Johannisbeeren. Allein der Geruch von z.B. Bananen ekelt mich an. Gemüse esse ich nur Spinat, Radieschen und Salat, das andere schmeckt mir einfach nicht.
Chips und Knabberzeugs meide ich so gut es geht, hab ich aber auch schon gegessen in den letzten Wochen. Ich will mir aber auf keinen Fall wieder dieses nebenher essen beim Fernsehen angewöhnen. Oder ist das im Moment egal, wie ich zunehme, Hauptsache ich tue es?
Das ist jetzt ein ewig langer Roman geworden und ich hab immer noch Tausend Fragen :( Ich hoffe, mir kann jemand helfen.