Hallo!
Ich möchte hier einfach mal meine Geschichte aufschreiben und weitergeben. Vielleicht rüttelt sie die ein oder andere Person wach, über ihr / sein Verhalten nachzudenken.
Ich selber bin magersüchtig und befinde mich derzeit in psychotherapeutischer Behandlung.
Ich habe noch ein wenig Glück gehabt, mein Leidensweg verlief bisher nicht so schlimm wie bei anderen Menschen. Ich will jetzt nicht verschönern, dass ich nicht krank bin, das überhaupt nicht, denn ich bin krank. Das schlimme ist viell noch bei mir, dass ich esse und niemandem sonst wirklich aufgefallen ist, dass bei mir was nicht stimmt. Und das schon seit Jahren.
Noch vor ein paar Jahren wußte ich überhaupt nicht was ich wiege. Bei 1,69 m lag mein Gewicht zwischen 60 und 65 kg oder mehr, ich hatte wirklich keine Ahnung und es interessierte mich eine ganze Zeit lang überhaupt nicht.
Irgendwann fand ich, dass ich zu dick bin. Dann hab ich mir gesagt, schreib doch einfach mal auf was du so isst und kontrollierst das ein bißchen. Das war der Anfang. Ich bin so zwanghaft gewesen und hab jede kleinste Kleinigkeit an Nahrung in meinem Terminkalender notiert. Hinterher hatte ich sogar zwei, einer für meine eigentlichen Termine und einen anderen für mein Essen. Ich hab mich unter der Woche auf drei feste (kleine) Mahlzeiten heruntergeschraubt und am Wochenende maximal zwei. Dazu bin ich 2 - 3 mal zum Sport gegangen.
Letzten Sommer trennte ich mich vorübergehend von meinem Freund, da brach die Krankheit dann richtig aus. Unter der Woche aß ich nur zwei Mahlzeiten, um auf der Arbeit und beim Sport überhaupt irgendwie zu funktionieren und am WE nur eine, wenns gar nicht anders ging zwei. (alles kleine Portionen).
Das Ende vom Lied war, dass ich ständig gefroren habe, nicht mehr richtig gucken konnte (bin kurzsichtig), müde war, nicht mehr belastungsfähig, Konzentration war futsch, ich hatte ständig Durchfall (obwohl ich nicht wirklich viel gegessen hatte) und war schon beim Rad-aus-dem-Keller-Tragen völlig fertig.
Innerhalb von vier Wochen hab ich mich von 56 kg auf 51 kg runtergehungert und war ein nervliches Wrack. Ende August ging es mir so schlecht, dass ich mir Hilfe suchen wollte und sie auch fand und bekam.
Ich esse gerne aber ich habe ein tierisches Problem damit zuzunehmen. Derzeit bin ich wieder bei meinem Startgewicht. Die erste Etappe ist geschafft, die zweite bald gemeistert (das Gewicht zu halten). Nun soll ich noch 2 - 3 kg zunehmen. Derzeit bin ich zwar im Normalgewicht, Tendenz aber zum Untergewicht. Es fällt mir richtig schwer.
Stolz bin ich auch, dass ich eine gesunde Einstellung zum Sport gefunden hab. Wenn ich keinen Bock hab, dann geh ich auch nicht und ich hab momentan überhaupt keine Lust. Ist mir auch sch...egal.
Derzeit stellen sich auch die ersten gesundheitlichen Folgen ein. Mir ist immer noch sehr oft kalt, selbst bei 20 Grad laufe ich derzeit mit einer Herbstjacke durch die Gegend. Ich habe supertrockene Haut und Augen, meine Fingernägel sind sehr brüchig. Und ich habe jetzt eine latente Schilddrüsenerkrankung, dh. ich werde wohl mein Leben lang Hormone nehmen müssen. Die ist noch im Anfangsstadium aber immerhin. Wer hat mit Mitte 20 schon Probleme mit der Schilddrüse? Die wenigsten.
Warum ich das hier erzähle? Weil ich Euch klar machen will, dass selbst kleine Diäten oder Einschränkungen zu einer ES führen kann und auch bei selbst einem solch kurzen Krankheitsverlauf ernste Folgen auftreten können.
Meine Eltern und mein Freund haben lange Zeit nicht gemerkt, warum ich so dünn bin und so gerne zum Sport gehe. Mein Freund hat mich des Öfteren angesprochen aber vor der Trennung hab ich alles abgewiegelt. Und selbst jetzt hat meine Mutter immer noch nicht gerafft, dass ich ein gestörtes Verhalten habe, weil Zitat: Du isst doch immer was.
In letzter Zeit beschäftige ich mich sehr viel mit den Folgen der Magersucht und die können wirklich verheerend sein. Ich mag mir gar nicht vorstellen was da noch so auf mich zukommen könnte.
Bitte nehmt Euch ein wenig meine kleine (unwichtige) Geschichte zu Herzen und lasst es bleiben!!!
Alles Gute, Dine